Herzlichen Glückwunsch zum 500. Beitrag, liebe Kaa! 
Ach so, keine Rose ohne Dorn: -,-'-,'-,'--
Also, ein paar kleine Dörnchen:
Zitat von Kaa
Zitat von Ungelt Ja, aber nicht nur das. Als Mädchen werden sie geboren, um später zu Kopftuchmädchen gemacht zu werden. Oft ohne Chance, ihren eigenen Lebensweg zu finden und bestimmen, oft in Gefahr Opfer mittelalterlicher brutaler Bräuche zu werden.
Diese Bräuche sind nicht mittelalterlich. Sie kommen aus einer Clankultur, deren eine wichtigste Basis die Stabilisierung durch Heiraten ist. Und das Umbringen von sich sträubenden Bräuten ist zur Aufrechterhaltung dieser Art von Clan notwendig.
Notwendig? Viele Clangesellschaften kennen das nicht, sondern begnügen sich zB mit Brautraub. Die komplizierten Strukturen von Clangesellschaften hat zB Claude Lévi-Strauss untersucht; ich habe letztes Jahr in diesem Nachruf das eine oder andere über ihn geschrieben.
Zitat von Kaa Das Steinigen von Ehebrecherinnen hingegen verdient es "ein mittelalterlicher Brauch" genannt zu werden, es beruht auf einem Gesetz, das Gesellschaft vor Individuum stellt und eine barbarische Strafe vorsieht, meist verbunden mit einer nicht objektiven Tatbestandsuntersuchung.
Es ist, liebe Kaa, ja viel älter als das Mittelalter und kommt zB schon in der Bibel vor ("Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein").
Das sind kleine Beckmessereien. Hier aber, finde ich, sollte man etwas grundsätzlicher diskutieren:
Zitat von Kaa Gegen Gesellschaften, die auf Schariarecht beruhen vorzugehen, steht uns auch nicht zu. Meiner Meinung nach sollte man nur darauf einwirken, daß die Prozesse objektiv geführt werden und die Bürger ein Ausreiserecht haben (bevor sie straffällig werden).
Darauf einwirken, daß ein solcher Prozeß objektiv geführt wird, hieße ja die Scharia anerkennen. Eine Ehebrecherin zu steinigen ist genauso wenig berechtigt, wie eine treue Ehefrau zu steinigen; es gibt da doch gar keine Schuld und folglich auch keine Objektivität.
Aber das allgemeinere Problem ist natürlich: Sollten wir aktiv für die Durchsetzung der Menschenrechte weltweit eintreten?
Das hängt aus meiner Sicht davon ab, ob wir selbst an unsere Werte glauben. Wenn wir die aufgeklärte westliche Gesellschaft nur für eine unter vielen halten, die alle mit gleichem Recht existier(t)en, dann dürfen wir natürlich nicht gegen die Scharia vorgehen. Dann gab es auch keine Berechtigung, beispielsweise gegen die Nazis vorzugehen oder heute gegen die barbarische Gesellschaft in Nordkorea. Oder seinerzeit gegen die Taliban in Afganistan, sieht man vom Gesichtspunkt des Terrorismus ab.
Ich teile diese Ansicht nicht. Ich bin der Überzeugung, daß unsere westliche Gesellschaft die beste, die gerechteste, die humanste ist, die es in der Geschichte der Menschheit gegeben hat, und leite daraus das Recht ab, für die Verbreitung unserer Werte einzutreten.
Natürlich nicht - insofern sind die obigen Beispiele irreführend - mit Feuer und Schwert; das ist in der Regel nicht nur inhuman, sondern auch kontraproduktiv. Aber mit allen anderen Mitteln.
Herzlich, Zettel
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