Zitat von Zettel Linke sehen die Politik (ähnlich übrigens wie Ultrakonservative à la Carl Schmitt) nicht als einen Ausgleich von Interessen an, sondern als einen Kampf. Die Grundkategorie des Politischen ist bei Schmitt Freund-Feind. So auch bei den meisten Linken, nicht nur bei Lenin. Diesen Kampf führen Linke für eine bessere Welt. Sie sind überzeugt, daß die Verhältnisse so, wie sie jetzt existieren, schlecht sind, und daß es deshalb gut ist, sie besser zu machen.
Das lässt sich sehr schön auf das politische Diskussionsverhalten, überhaupt die ganze Sprache anwenden. Carl Schmitt bescheinigt im Begriff des Politischen (übrigens eine höchst empfehlenswerte Lektüre) nämlich allen politischen Begriffen einen grundsätzlich polemischen Charakter.
Hier eine Zusammenfassung des Arguments - übrigens von einer des Konservatismus gänzlich unverdächtigen Website:
Zitat Erstens haben alle politischen Begriffe, Vorstellungen und Worte einen polemischen Sinn; sie haben eine konkrete Gegensätzlichkeit im Auge, sind an eine konkrete Situation gebunden, deren letzte Konsequenz eine (in Krieg oder Revolution zu äußernde) Freund-Feindgruppierung ist, und werden zu leeren und gespenstischen Abstraktionen, wenn diese Situation entfällt. Worte wie Staat, Republik, Gesellschaft, Klasse, ferner: Souveränität, Rechtsstaat, Absolutismus, Diktatur, Plan, neutraler oder totaler Staat usw. sind unverständlich, wenn man nicht weiß, wer in concreto durch ein solches Wort getroffen, bekämpft, negiert und widerlegt werden soll.
http://www.fahnentraeger.com/index.php?o...id=19&Itemid=84
Heute sehe ich dieses Argumentationsverständnis vorrangig auf der Linken. Begriffe wie soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, aktuell vor allem das Paar Integration und Assimilation bekommen einen polemischen Charakter, weil sie mit einer Stoßrichtung (gegen Konzerne, Kapitalismus oder eben Multikultigegener) aufgeladen werden. Und die größte kämpferische Leistung ist die Diffamierung des Begriffes "rechts", wie Sie ja schön ausführen.
Zitat von Zettel Also arbeiten sie mit den Mitteln der unfairen Rhetorik - sie unterstellen dem Gegner etwas, was er nicht behauptet hat; sie arbeiten mit persönlichen Diffamierungen (siehe Sarrazin: "Rassist", "Antisemit" usw.), mit Argumenten ad hominem. Aus ihrer Sicht ja alles im Dienst der guten Sache.
Und das ist der Unterschied zum Konservatismus à la Carl Schmitt, der Glaube an die gute Sache. Carl Schmitt baut sein politisches System auf Donoso Cortes auf, der neben allem anderen vor allem ein fürchterlicher Pessimist war, was die Aufklärbarkeit des Menschen angeht und sie auch gar nicht erstrebenswert fand. Dagegen steht der Linke - metaphorisch gesprochen - jeden Tag mit einer Wut im Bauch auf, dass es auch heute immer noch Menschen gibt, die nicht nach Gleichheit, Ökologie und Verstaatlichung streben. Aber wieso tun die das, wenn der Mensch doch lernfähig und gut ist? Weil sie manipuliert werden. Von den "Konzernen". Die kaufen nämlich Politiker, Medien und alles, was ja in Wirklichkeit auch nach dem Guten strebt. Wer eine andere Meinung hat als der Linke, steht a priori im Verdacht, eine Marionette des Großkapitals zu sein.
Zum Schluss noch eine schöne Satire aus dem großartigen Bluthilde-Blog:
Zitat Sprache wird im unkritischen oder neoliberalen verständnis für ein kommunikationsmittel gehalten. Das richtige sprachverständnis sieht in sprache aber einen teil des gesellschaftlichen überbaus, d.h. als ein herrschaftsmittel. Sprache gestaltet das bewusstsein. Wo sprache ist, da wird geherrscht! Sei es ein liebesbrief, sei es eine pöbelei im strassenverkehr, ein plausch beim feierabendbier oder sei es das fragen nach dem weg in einer fremden stadt: Überall dient sprache der herrschaftskonservierung oder der artikulativen bremsung revolutionärer betätigung. Beim liebesbrief ist es die pflege des patriarchalischen und sexualrepressiven zwangsehesystems. Bei der auseinandersetzung mit der vorfahrtbesitzenden klasse ist die sprache das ventil, durch den revolutionärer druck systemerhaltend abgebaut werden soll, weil lieber gepöbelt als zugeschlagen oder das auto angezündet wird. Beim feierabendbier ist das wort „prost“ die unbewusste verabredung zur sozialen ungerechtigkeit, weil nach diesem wort die gleichheit in den bierglasfüllständen der wirtschaft und dem kapital im geldbeutel überlassen wird. Beim fragen nach dem weg ist die sprache das mittel, mit dem sich der globalisierungsprofitör zulasten des/der indigenen bewohnerIn der/die nicht republikflüchtig geworden ist, bereichern will.
http://bluthilde.wordpress.com/2010/09/0...erbuch-sprache/
Gruß Petz
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