A. Warum sind gibt es im Senat mehr demokratische Millionäre als republikanische? Meine Erklärungsansätze:
1. Zufall (Immerhin handelt es sich hier um eine sehr kleine Grundgesamtheit)
2. Geographie: Die Repubilaner sind stark im eher ländlichen "normalen" Landesinneren. Die Multimillionärsdichte dürfte dort geringer sein als in den städtischer und akademikscher geprägten Demokraten-Staaten (wie Kalifornien und die gesamte Ostküste). In Massachusetts mag es vielleicht sogar die deutliche Mehrheit der Multimillionäre den Republikanern nahe stehen. Wenn er aber US-Senator werden will, hat er nur als Demokrat eine Chance.
B. Warum gibt es in den USA mehr Multimillinäre in der Politik als in Deutschland:
1. unterschiedliche Kultur bzw. unterschiedliche Einstellung zum Kapitalismus (sowie ein unterschiedliches Verständnis davon, was es bedeutet seinem Volk als Abgeordneter zu "dienen"). Wurde in diesem Thread schon von anderen erwähnt. Muss ich daher wohl nicht ausformulieren.
2. unterschiedliches Wahlrecht. In den USA gibt es eine reine Persönlichkeitswahl, in Deutschland eine Parteien- bzw. Listenwahl. Das fängt schon bei der Kandidatenaufstellung an und geht weiter bei der Wahlkampforganisation und -finanzierung. In Deutschland wird man NUR dann Abgeordneter, wenn man eine Partei hinter sich hat. (Theoretisch ginge es als Direktkandidat auch ohne Partei. In der Praxis ist das m.W. in der bundesrepublikanischen Geschichte noch kein einziges Mal passiert). Kandidat einer Partei wird man aber nur, wenn man zuvor jahrelang "Parteiarbeit" gemacht hat. Jahrelange Gremienarbeit ist aber "Fleißarbeit": eine Arbeit, die man als aufstiegswilliger Mensch notgedrungen auf sich nimmt. Aber warum sollte sich jemand, der es bereits nach oben geschafft so etwas antun? Da gibt es wahrlich angenehmere Verwendungsmöglichkeiten für seine eigene Zeit. Umgekehrt: Warum sollte die Partei jemanden aufstellen, der finanziell unabhängig ist? Im Ernstfall bedeutet das doch wichtigen Abstimmungen nur, dass er ggf. weniger zu disziplinieren ist, weil die Drohung mit Nicht-Wieder-Nominierung eben weniger zieht als bei jemandem, der auf das Geld angewiesen ist. (In Hessen gab es ja den Fall der SPD-"Abweichlerin", die nicht Ypsilanit wählen wollte und dann natürlich bei der Neuwahl nicht neu nominiert wurde und die m.W. mittlerweile von Hartz4 lebt. Ihre persönliche Standfestigkeit ist bewundernswert. Aber man sieht hier eben auch das Erpressungspozential, das aus Sicht der Partei natürlich durchaus nützlich ist).
In den USA sind zudem die Kandidaten selbst für die Finanzierung des Wahlkampfs verantwortlich. Von der Parteizentrale gibt es nichts außer guter Worte. Es gibt auch kein System der öffentlichen Parteienfinanzierung. Entsprechend haben die Mandatsträger bzw. Kandidaten das Geld und nicht die Partei. Und da Wahlkämpfe in den USA viel Geld kosten (ein Wahlkampf um einen US-Senatssitz in einem wichtigen Staat kann m.W. etliche 100 Millionen kosten - also in die Größenordnung eines kompletten Bundestagswahlkampfs). Natürlich sind da Leute im Vorteil, die schon einiges eigenes Geld mitbringen. Nicht zuletzt muss man dann auch diversen spendenbereiten Lobby-Gruppen weniger Zugeständnisse machen (und kommt beim Wahlvolk entsprechend "volksnäher" rüber).
Aus dem Wahlrecht ergibt sich auch in der Praxis eine unterschiedliche Stellung von US-Senatoren und deutschen Abgeordneten. Es gibt im US-Senat z.B. keinen Fraktionszwang. Wie sollte man diesen auch durchsetzen? In Deutschland droht immer die Nicht-Nominierung bei der nächsten Wahl ein Druckmittel. Ein US-Senator kann darüber nur lachen (vorausgesetzt, er ist bei seinen Wählern beliebt). Es gibt zudem nur 100 Senatoren aber 600 MdB. Entsprechend gibt es einen riesigen Unterschied, welchen individuellen persönlichen Einfluss ein US-Senator nehmen kann gegenüber einem MdB. (Auch aus US-Innensicht ist das Amt z.B. eines US-Senators aus Arizona mindestens ebenso bedeutend wie das des Gouverneurs von Arizona. In Deutschland ist hingegen ganz klar ein MdB weniger wichtig als ein Ministerpräsident). Dass ein Multimillionär das Amt eines US-Senators anstrebt, ist daher nachvollziehbar. Und ebenfalls ist nachvollziehbar, warum ein Multimillionär ein Bundestagsmandat nicht anstrebt - das ist schlicht nicht attraktiv genug, um damit seine Zeit zu verschwenden.
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