Lieber Max,
zunächst einmal: Danke für Ihren Beitrag, der (aufgepaßt, lieber Gorgasal ) zeigt, daß es unter den Zimmerleuten, die sich aus der Schweiz zu Wort melden, auch eingesessene Schweizer gibt und nicht nur Beutedeutsche. (Ich vermute, daß es noch etliche weitere gibt, schaumama).
Zitat von max Lieber Zettel, das Wallis ist ein zweisprachiger Kanton. Das Unterwallis ist französischsprechend, das Oberwallis deutsch. Sitten (Sion) liegt im erweiterten Bereich dieser Sprachgrenze, dies ist auch der Grund für die Konstellation in Ihrer Gastgeberfamilie.
So ist es. Damals (in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ) war eine leichte Verschiebung dieser Grenze zugunsten des Französischen im Gang. Ich habe das daran gemerkt, daß - wie gesagt - die Oma am liebsten Deutsch sprach, die Eltern beides und die Kinder, also meine damalige Generation, auch wenn ich ein paar Jahre älter war, nur noch Französisch.
Die Verwandtschaft sprach fast nur Französisch. Ich habe das am Bundesfeiertag gemerkt (übrigens sehr eindrucksvoll dort oben in den Bergen, mit Feuern überall und Alphornblasen, das durchs Rhônetal hallte; kulinarisch mit viande salée und der richtigen raclette: Zwei kräftige Männer halten den riesigen Käselaib übers Feuer, ein dritter schabt).
Und da ich ins Plaudern gerate: Ich wurde damals mit der Verwandtschaft bekanntgemacht - "ma belle mère", ma belle soeur" usw. Ich dachte bei mir: Seltsame Sitte, die Leute beim Vorstellen als schön zu bezeichnen.
Zitat von max Allgemein stelle ich in meinem Land einen relativ seltsamen (medialen) Umgang mit dem Thema deutsche Einwanderung fest. Es wird uns Schweizern ein Minderwertigkeitsgefühl den Deutschen gegenüber angedichtet, "weil sie uns sprachlich überlegen " seien. Ich habe in meinem Berufsleben weder das eine, noch das andere festgestellt. Weiter wird uns eingeredet, die Deutschen, die nun zu uns kommen, seien alles hochqualifizierte Fachkräfte. Dass dem nicht so ist, kann man sich in fast jedem Supermarkt oder Restaurant ansehen.
Das kann ich leider nicht beurteilen. Der Eindruck von Manfred Messmer ist offenbar, daß die Deutschen überproportional in Leitungsfunktionen anzutreffen sind.
Zitat von max Es ist schlicht und ergreifend die Masse, die für uns problematisch ist. Jedes Jahr seit 2007 sind zwischen 80'000 und 120'000 Menschen (das ist in etwa die Bewohnerzahl von Luzern oder St.Gallen) eingewandert. Die zahlenmässig grösste Gruppe stellen davon die Deutschen. Deutschland hat über elfmal so viele Einwohner wie die Schweiz. Stellen Sie sich vor, Sie hätten jedes Jahr eine Einwanderung von einer bis eineinhalb Millionen. Sähen Sie kein Problem darin?
Nicht, wenn es Schweizer wären. 
Aber im Ernst: Sind das wirklich alles Einwanderer, oder sind darunter nicht auch viele, die das nur als eine berufliche Station sehen? In der Gastronomie zum Beispiel ist es wohl eine gute Idee, einmal ein paar Jahre in der Schweiz gearbeitet zu haben; gut für die Karriere. Von Hochschullehrern weiß ich, daß sie zwischen Unis in Deutschkand, der Schweiz, auch Österreich wechseln, so wie sie innerhalb Deutschlands wechseln.
Wie auch immer - aus deutscher Sicht ist es natürlich gar nicht schön, daß wir so viele Qualifizierte an die Schweiz verlieren.
Und ich stimme Ihnen zu: Es ist alles eine Frage der kritischen Masse. Wer auf Dauer Schweizer wird - also nicht nur die Staatsbürgerschaft der Schweiz erwirbt, sondern auch die deutsche ablegt -, der muß sich aus meiner Sicht assimilieren; auch dafür sorgen, daß zumindest seine Kinder Schwyzerdütsch können. Das wird schwierig, sobald es geschlossene deutsche Siedlungsgebiete gibt, und sei es auch nur in Form von Stadtvierteln; das kennen wir ja in Deutschland zur Genüge.
Gibt es das, lieber Max, irgendwo in der Schweiz? Oder verteilen sich die Deutschen so, daß mit Assimilation zu rechnen ist; es sei denn, jemand will eben gar nicht, daß er und seine Nachkommen Schweizer werden?
Herzlich, Zettel
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