Lieber Zettel,
eigentlich will ich Ihnen nicht widersprechen, sondern eher den Blickwinkel auf den Aspekt der Psychologie, besonders was das Verhalten des Individuums in der Gemeinschaft anbelangt, erweitern.
Zitat Die Zukunft ist offen. So wenig, wie die Entwicklung des Klimas zuverlässig vorhergesagt werden kann, können wir wissen, wie unsere Kultur sich entwickeln wird.
Darüber, daß es keine historischen "Gesetze" gibt, wie Marx sie behauptete, sind wir uns sicher einig. Kulturen haben auch nicht ein quasi-biologisches Leben, wie Spengler dachte.
Können Analogien weiterhelfen, etwa diejenige zum Decline and Fall of the Roman Empire? Ich fürchte nein.
Betrachtet man einige historische Vorgänge psychologisch, so erkennt man (leider) einige Analogien und Gesetzmäßigkeiten die zu gesellschaftsdynamischen Prozessen führten von frapierender Ähnlichkeit.
Z.B. die selbst beschleunigende Eigendynamik hin zum Totalitarismus in Machtsystemen die auf einem moralischen Überlegenheitsanspruch gründen. Sie weisen übereinstimmende strukturelle Merkmale auf. Besonders dann wenn sie sich neu etablieren, ihre Macht gefährdet sehen, oder es interne Machtkämpfe gibt.
Das christliche Mittelalter im Rahmen der Inquisition, die französische Revolution mit dem Jakobinertum, der Sozialismus speziell in Russland und China, und nun heraufziehend der Multikulturalismus und Ökologismus.
So unterschiedlich diese System auf den ersten Blick sein mögen, so ähnlich sind ihre Verlaufsprozesse (gewesen).
Am Anfang steht eine idealistische Idee mit moralischem Überlegenheitsanspurch. Dieser delegitimiert automatisch jede andere Denkweise als unmoralisch. Daraus ergibt sich nicht nur Legitimation für Repression, sondern sogar ein regelrechter Zwang dazu. Sind die jeweiligen Wertesysteme erst einmal etabliert, beginnt intern ein Wettlauf um die Macht, der sich stets so gestaltet, daß derjenige der die moralischen Parameter des jeweiligen Systems am besten repräsentieren kann, für sich einen ultimativen Machtanspruch herleitet. So kommt es, daß Revolutionen regelmässig ihre Kinder fressen als Zwangsläufigkeit den postulierten Idealen möglichst nahe zu kommen, bzw. aufgrund deren Instrumentalisierung.
Die Idealisten der ersten Stunden werden dann meist abgelöst oder eleminiert von "Organisationstalenten", von Reproduzenten etablierter Werte.
Wir sehen heute im Westen ebenfalls einen solchen selbstbeschleunigenden Prozeß der Intoleranz im Namen des Guten, der Klimarettung und des multikulturellen Miteinander.
Argumente verpuffen in solchen Phasen wirkungslos, denn auf diese kommt es nicht mehr an, sondern sie sind ersetzt worden durch unreflektierte Normbefolgung. Der Westen steht hier am Anfang einer solchen Entwicklung wie er sie regional schon mehrfach durchlebte, nur diesmal den gesamten abendländischen Kulturraum synchron erfassend.
Gäbe es nicht das Internet wäre dieser Prozeß der ethisch-moralischen Gleichschaltung so effektiv vollzogen wie einst die Christianisierung des römischen Reiches in dessen Spätphase. Nur dank dem Internet kann man sich überhaupt noch Informationen erschließen über die nahezu vollständig gleichgeschalteten Massenmedien hinaus.
Zitat Zum anderen sehen wir gegenwärtig die Entstehung einer Weltkultur. Oder anders gesagt: Unsere abendländische Kultur ist im Begriff, sich weltweit durchzusetzen; in vielerlei Hinsicht. Nie waren die Lebensumstände, die Lebensgewohnheiten, die Informationsquellen und auch die Denkweise der Menschen auf der ganzen Welt so ähnlich wie heute.
Das sehe ich ähnlich. Nur daß der prägende Einfluß nicht nur vom Westen ausgeht, sondern sich zunehmend umkehrt. Wie die Akzeptanz islamischer Zensurvorstellungen zeigt. Im Alltag sogar noch viel tiefgreifender, wenn man einmal Jugendliche beobachtet die mit jungen Moslems ihren Alltag verbringen in Deutschland. Aber auch sonst setzen sich durchaus nicht-westliche Kulturströmungen immer mehr durch. Etwa auch in China das Bewusstsein die eigenen Kollektivwerte als höherwertig gegenüber dem westlichen Individualismus einzuschätzen. Und zwar nicht parteiverordnet, sondern aufgrund eines wachsenden Selbstbewusstseins. Noch viel stärker verhält es sich diesbezüglich in der islamischen Welt.
Westliche Einflüsse werden sogar massiv zurück gedrängt. Musterbeispiel hierfür sind die Türkei und Indonesien. Aber auch in Afrika, selbst im animistischen Kulturbereich.
Übernommen werden eher Organisationsstrukturen die den etablierten ethisch-kulturellen Systemen nützlich erscheinen.
Zitat Was nun den Islam angeht, stellt sich zum einen die Frage, welche Rolle die Religion in Zukunft überhaupt spielen wird. Auch das ist eine der großen Unbekannten.
Bisher hat der Eintritt in die Moderne überall dazu geführt, daß die Religion an Bedeutung verlor. Das war und ist in Japan und Indien nicht anders als in Europa und den USA.
Ersetzt man den Begriff "Religion" durch "Gläubigkeit", so erleben wir grade im Westen einen enormen Aufschwung der "Religiosität".
Rationales Denken, überprüftes Wissen, wissenschaftlicher Diskurs - diese Werte sind gradezu schlagartig verschwunden in Europa (und zunehmend auch in den USA) seit 68.
Die Grünen sind psychologisch gesehen gar keine politische Bewegung, sondern eine rein spirituelle Erlösungssekte mit Weltrettungsanspruch. Darum können sie sich auch von ihren Inhalten so problemlos lösen - vom Feminismus weg zur islamischen Geschlechterapartheid, von der Protestbewegung hin zur totalitären Gesinnungskontrollpartei, vom Umweltschutz hin zur Abholzung und Agrarmonolkulturen zwecks Biosprit und Vogelheckslern (Windräder), vom Anspruch sozial zu sein hin zum Turbo-Ökokapitalismus mittels EEG, usw.
An den Klimawandel muß man glauben, weil alle bekannten Fakten hierzu die These von der CO2-Dominanz im Klimageschehen vollkommen widerlegen. Um in Multikulti nur segensreiches zu erkennen, bedarf es Gläubigkeit, daß immer mehr Sozialstaat mehr Wohlstand schafft, ....... denn all die Grundsatzüberzeugungen der Grünen und Linken sind im Alltag tagtäglich als widerlegt zu beobachten.
Doch einen Gläubigen schert die Realität nicht. Und er reagiert genau so wie einst die vielen anderen Weltverbesserungsgläubigen auf Anderdenkende: Mit Diffamierung, Repression und Sanktion, und wenn es nötig wird auch mit Verfolgung. Die Grundlage dazu wird mit neuen Gesetzen geschaffen, wonach "Haßverbrechen" in Form von Meinungsäußerungen juristisch geahndet werden können, wo die Beweislast umgekehrt wird falls man des Rassismus beschuldigt wird, wie bei Einstellungsverfahren bei Betrieben.
Die bisherigen Kulte werden entweder ersetzt (trifft aber nur auf den Westen zu), leicht modifiziert (Ostasien), oder erleben gar eine stürmische Renaissance (islamische Welt).
Der Grund dafür: Die psyologischen Bedürfnisse der Menschen bleiben immer die selben. Ebenso die sich daraus ergebenden soziokulturellen Strukturen.
Als Resümee:
Politische und religiöse Anschauungen variieren zwar über die Epochen hinweg, erfüllen aber meist sehr ähnliche psychologische Funktionen.
Innerhalb der kulturellen Systeme herrscht ein permanenter Wettkampf um Resourcen an Kapital und Macht. Die grade vorherrschenden Normen werden von den machtgierigsten Individuen aufgegriffen und verstärkt. Le Bon schreibt in Psychologie der Massen, daß die Anführer sich stets der Irrtümern der Massen bedienen, und diesen nie widersprechen.
Die eigentliche Macht in einer jeden soziokulturllen Gruppe haben somit immer jene inne, die die Deutungshoheit erlangt haben und somit zur Normsetzung fähig waren (sind). Alle juristischen Systeme bauen immer auf der etablierten Ethik einer Gesellschaftsform auf.
Heute stellen diese Gruppen die 68iger dar und deren Ethik, die primär anti-westlich ausgerichtet ist.
Darum werden sie - die Ausbreitung eines möglichst fundamentalistischen Islam fördern - unseren Wohlstand reduzieren mittels Steuern und Ökoabgaben - den Individualismus bekämpfen durch Erziehung hin zum Abhängigkeitsverhältnis der Bürger vom "Sozialstaat"
und zunehmend eine Gesellschaft mit totalitären Strukturen errichten, weil das Ideal der allermeisten Linken eine kollektivistische, von Zwängen, Aufsicht und "Solidarität" (als Tarnbegriff für die Legitimation von Enteigungsmaßnahmen) Gesellschaft ist.
Die totale Dominanz der Linken hat Deutschland gradezu vollständig umgebaut, Sie haben das einmal sehr schön anhand einer Aufzählung gezeigt (von der "Adenauer-Familie" hin zur Homo-Ehe").
Da die Macht jener Charaktäre die sich zu kollektivistisch-totalitären Gesellschaftskonzepten wiederum deren Persönlichkeitsmerkmale widerspiegeln, haben wir im Westen nicht nur einen Kampf der Kulturen, sondern noch viel mehr einen Kampf der Charaktäre.
Kollektivisten gegen Individualisten, Gläubige gegen Rationalisten, Mutige gegen Ängstliche, Selbstverantwortliche gegen Machtstrebende, Tolerante gegen Intolerante. (Diesen letzten Aspekt könnte man noch mit zahlreichen Beispielen ausfüllen, aber das wird dann zu lang.)
Die politischen Zuordnungen "links" und "liberal" stehen für weitaus mehr. Sie stehen für Persönlichkeitsstrukturen, und die politische Präverenz folgt in einer pluralistischen Gesellschaft wo man Wahlmöglichkeiten bei der Gruppenzugehörigkeit hat, den psychologischen Bedürfnissen folgend.
Je weniger pluralistisch eine Gesellschaft aber strukturiert ist, umso weniger "Liberale" im psychologischen Sinne wachsen in ihr noch heran.
Veränderung hin zu liberal (eigenverantwortlich) verläuft sehr langsam über Generationen, hin zu kollektivistisch (Delegation der Eigenverantwortung an den Staat/Kollektiv) in einer Generation, siehe viele DDR-Bürger im Vergleich zu jenen im Westen in Bezug auf den Selbstdefinitionsaspekt "Eigeninitiative".
Machtgierige Menschen bevorzugen logischer Weise "Glaubenssysteme", weil sich diese leichter etablieren und absichern lassen, als offene Systeme die eine echte Opposition dulden.
Politiker sind zumeist motiviert vom Verlangen nach Ausübung von Herrschaft und/oder einem starken Gestaltungswillen (kann so gesehen auch sehr positiv sein, wenn er nicht ideologisch eingeengt ist).
Darum nehmen fast alle Politiker weltweit die Treibhausthese als Machtinstrument auf. Es wertet sie moralisch auf zum Weltenretter (weil Ökologismus heute eine globale Norm ist - die erste dieser Art), es vergrößert und sichert ihren Machtanspruch, indem er ihnen immer mehr Steuergelder zukommen lässt, die widerum zum Machterhalt eingesetzt werden (darum auch sonst der Ausbau des Sozialstaates ins Uferlose, sowie Steuererhöhungen).
In Europa sind heute fast alle Politiker pro Islam eingestellt, sogar oft so exzessiv daß man von Verhaltenskonvertiten sprechen muß im machtpolitischen Sinne (Wulff, Grüne, Linke, Böhmer, Blair, Obama, ect.). Einfach deshalb, weil dieser Standpunkt ihr Verlangen nach Machtstreben (was sich aus Kontrollverlangen, Anerkennungsstreben, Privilegienbedürfnis, Narzissmus, Gestaltungswillen und auch ggf. Herrschucht zusammen setzt) sehr gut absichert, weil der Multikulturalismus zur Gesellschaftsnorm aufgestiegen ist als konstruiertem Gegenpol zum Rassismus, der den pro-islamischen Multikultikult quasi "alternativlos" macht.
Aus diesem Kreislauf käme man nur heraus durch ein neues Wertesystem. Logisch hierbei, daß die Tea-Party-Bewegung in den USA eben ein solches als Antwort auf Obamas kollektivistischen Zwangsstaat vertritt. In Europa fehlt mit Ausnahme der Schweiz ein solches Äquivalent. Im Rest der Welt sowieso.
Darum steht es nicht gut um die Chancen auf einen Fortbestand unserer bisherigen Freiheiten, Rechte und Wohlstandes.
Und es fragt sich, ob der Liberalismus überhaupt lange überdauern kann, weil er zulässt daß sich seine Gegner in ihm bequem einrichten können, aber er sich nur selbst erhalten kann, wenn er intoleranter wird, zumindest gegen Intolerante, - aber das wäre dann kein stringenter Liberalismus mehr.
Aufgrund der aufgezeigten psychologischen Eigendynamiken steht es leider sehr schlecht um den wünschenswerten Fortbestand der westlichen Zivilisation.
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