Zitat von Zettel "Unsinne" aus Unsinn und Unsitte - das hätte, lieber Meister, Arno Schmidt einfallen können. 
Oh ja, lieber Zettel, ihm hätte es wohl einfallen können, Normalbären wie ich müssen sich damit begnügen, dass die besten Schöpfungen oft aus Zufall und Schlamperei entstehen .
Zitat von Zettel Im magischen Denken wird mit Wörtern jemand verflucht oder jemand gesegnet.
Das ist ein guter Punkt. Ihr Satz mit der Zusammenfügung von "Segen" und "Magie" hat bei mir im ersten Moment einen katholisch induzierten Beißreflex ausgelöst (womit die These performativ bewiesen wäre!!!). Aber der Knackpunkt ist hier der Unterschied zwischen "Worten" und "Wörtern", übrigens eine der schönsten Eigenheiten der Deutschen Sprache. In den monotheistischen Religionen spielen Worte eine große Rolle. Im Anfang war das Wort, die Welt wird durch das Wort erschaffen, das Wort ist Fleisch geworden usw. Der Segen ist ein gutes Wort (benedictio). Allerdings ist das eher im Sinn der Worte und nicht der Wörter zu verstehen, sobald diese ins Spiel kommen, wird es in der Tat magisch. Wenn ich ein bestimmtes Wort sage, passiert P, wenn ich auch nur einen Buchstaben verdrehe (so wie oben ), passiert nichts oder etwas anderes. Von diesem magischen Denken hat sich in den Religionen viel erhalten, z. B. die Bedeutung der Flüche im Katholizismus (wobei speziell in meiner Herkunftsregion auch ein deftiges "Himmiharrgottsakramentkreizbirnbaumundhollaschtaudn" als eher lässliche Sünde gilt). Ähnlich ist es im Islam mit dem Namen Mohammed. Da geht es nur um das Wort an sich, das die Wirkung entfaltet.
Zitat von Zettel Wörter lösen emotionale Reaktionen aus. Der Psychologe Osgood hat einmal ein Verfahren ersonnen, das zu messen, das Semantische Differential. Hirnphysiologische Daten deuten darauf hin, daß emotionale Reaktionen von einem Wort schon ausgelöst werden können, bevor es überhaupt bewußt erkannt ist.
Das semantische Differential feiert in der Werbepsychologie momentan fröhliche Urständ, weil davon ausgegangen wird, dass die Reaktionen auf Wörter aus bestimmten Wortfeldern Aufschluss auf Lebenseinstellungen (und damit indirekt auf Konsumverhalten) geben. Ich hab das immer für faulen Budenzauber gehalten . Aber interessant zu erfahren, dass zumindest die Ausgangsthese auf einer wissenschaftlichen Studie beruht.
Zitat von Zettel Manchmal muß man den politischen Kampf um Wörter führen.
Stimmt, manchmal sogar um Ortsnamen (wie mein Beispiel zeigt). Aber leider beherrschen die Ideologen diesen Kampf so gut, dass es von liberaler und konservativer Seite nur noch Rückzugsgefechte gibt.
Gruß Petz
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