Lieber 123,
Zitat von 123 Daß die Absorbtionsleistung von CO2 logarithmisch erfolgt ist unbestreitbar.
Richtig. Aber gibt es denn einen Physiker, der das bestreitet?
Zitat Sieht man sich beide Kurven an, so wird klar warum. Sogar ein Anstieg auf 1000ppm hätte nur einen minimalen zusätzlichen Absorbtionsleistungseffekt und damit auf das "Treibhausklima" so gut wie keinen Einfluß !!!!
Wieso? Zunächst einmal gibt es einen Einfluß, denn auch ein logarithmischer Anstieg ist ein monotoner Anstieg. Zweitens hängt die Stärke dieses Einflusses von den konkreten Modellannahmen ab.
Zitat Das IPCC selbst geht davon aus, daß der zusätzliche CO2-Gehalt lediglich der initiale Impulsgeber für den eigentlichen Temperaturantreiber ist, den Wasserdampf und dessen tatsächlich bedeutsamen quantitativer Absorbtionsleistung.
Eben. Das ist eine der wichtigen Interaktionen, nämlich über die Wolkenbildung aufgrund erhöhter Verdampfung von vor allem Seewasser. Was ist daran, lieber 123, nach Ihrer Auffassung physikalisch falsch?
Zitat Und nun zur Schlüsselfrage: Warum soll ausgerechnet die zusätzliche geringe Energiemenge an Absorbtionsleistung von weniger als 3 % (und das ist sehr großzügig geschätzt) seit 1880 diesen selbstverstärkenden Kreislauf aus immer mehr Erwärmung - immer mehr Wasserdampf in Gang bringen ?
Warum sollte er nicht? Das ist, wie gesagt, eine Frage der Modellannahmen, die man macht. Ich hatte schon in einer früheren Diskussion darauf hingewiesen, daß es das Ziel sein muß, diese Annahmen immer mehr durch Messungen zu ersetzen. Auf diesem Weg ist man auch, was zB die Rolle der Wolkenbildung angeht.
Zitat Warum kommt er nicht in Gang bei 200, 700 oder 1200ppm? Sondern ausgerechnet auf dem Niveau bei dem der Mensch etwas zum CO2-Gehalt beigetragen hat ?
Soviel ich weiß, hat es diese Wechselwirkungen immer gegeben. Es ist nicht ein neuer "Kreislauf", genauer das leichte Überwiegen einer positiven gegenüber der ja ebenfalls vorhandenen negativen Rückkopplung (Wolken als Strahlungsfilter) eingetreten, sondern innerhalb von bestehenden Mechanismen ändert sich ein Parameter.
Zitat Nun kann man nicht mit absoluter Sicherheit ausschließen, daß es sich tatsächlich so verhält wie das IPCC errechnet. Aber die Wahrscheinlichkeit dafür daß die Berechnungen mit der Realität überein stimmen in Abhängigkeit der logaritschmischen Absorbtionsleistungsverlauf beim CO2-Gehaltist sehr gering.
Warum ist diese Wahrscheinlichkeit geringt? Wie berechnen Sie sie?
Zitat Hinzu kommt, daß das IPCC bis vor kurzem alle anderen möglichen Einflußfaktoren entweder ignoriert oder lediglich als nahezu starre Varianten geführt hat. So z.B. die Sonnenaktivität, die noch bis vor kurzem als "Solarkonstante" für eine nahezu fixe Größe gehalten wurde. Und das trotz der Belege über die eindeutige Korrelation von Sonnenfleckenanzahl und Kälteperioden auf der Nordhalbkugel in den letzten rund 1000 Jahren.
Jedes Modell, lieber 123, vereinfacht. Wir haben das alles ja schon diskutiert: Ein Modell ist so etwas wie ein Experiment allein mit Mathematik. Man macht bestimmte Annahmen und sieht nach, wie das Modell sich dann verhält; so wie man es bei einer physischen Versuchsanordnung macht. Jede Versuchsanordnung ist eine Vereinfachung, das ist der Witz an ihr.
Zitat All diese Faktoren: Sonnenaktivität, Wolkenbildung, Meeresströmungen und Energiespeicherung und - abgabe der Meere - all diese Faktoren sind weitaus größer und überschatten die CO2-Wirkungen vollkommen: In der Realität. Aber nicht im IPCC-Rechenmodell.
Sie sind vorhanden. Aber woher wollen wir wissen, ob sie größer sind?
Ich habe auch den Eindruck, daß sie in den vergangenen beiden Jahrzehnten zu wenig gewürdigt wurden. Man findet das immer wieder in der Wissenschaftsgeschichte, daß viele Forscher sich auf einen Ansatz konzentrieren, der gerade "in" ist, und dabei Alternativen zu sehr vernachlässigen. Im Forschungsprozeß korrigiert sich das, sobald die dominante Theorie auf empirische Probleme stößt. Das jetzige Pleateau seit ungefähr 1998 ist ein solches empirisches Problem
Sie haben, lieber 123, glaube ich einmal Popper zitiert. Genau so beschreibt er den Forschungsprozeß: Falsche Hypothesen werden eliminiert, sobald sich herausstellt, daß sie falsch sind. Aber es stellt sich empirisch heraus: Nicht dadurch, daß sich die Vertreter der Theorie als Schwindler oder Ignoranten erweisen würden.
Daß eine ganze scientific community von in Physik ausgebildeten Forschern etwas behauptet, was "physikalisch unmöglich ist", das hat es in der Geschichte der Wissenschaft noch nicht gegeben.
Und bevor ich das glaube, brauche ich - Bayes'sches Theorem! - angesichts der geringen a-priori-Wahrscheinlichkeit sehr starke Belege. Ich sehe aber überhaupt keine.
Man kann dem IPCC und einigen der Protagonisten der Klimaforschung zu Recht vorwerfen, daß sie dem Publikum eine Sicherheit vorgegaukelt haben, die sie nicht besitzen. Das ist ja auch der Punkt von Prof. Curry. Man hat ein gut belegtes, im Augenblick plausibles Modell. Man tut aber so, als hätte man eine unumstößliche Wahrheit. Und liefert damit dem Klimawahn eine angeblich sichere wissenschaftliche Grundlage.
Dagegen hilft nur Aufklärung. Aber Aufklärung heißt nicht, die eine dogmatische Behauptung durch eine andere, ebenso domgatische zu ersetzen, sondern das Verständnis dafür zu befördern, wie kompliziert Wissenschaft ist und wie wenig geeignet, in einem so frühen Forschungsstadium sichere Prognosen zu liefern.
Die skeptische Aussage lautet aus meiner Sicht: "Es ist nicht sicher, daß P". Aber das ist eine andere Aussage als "Es ist sicher, daß nicht P".
Herzlich, Zettel
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