Zitat von LePenseurDie Familie, die Sie beschreiben, ist quasi das Analogon zum »Taufscheinchristen« im minimalen Rückbezug auf äußerliche Glaubensvollzüge (kein Schweinsbraten und Alkohol, dafür Ramadan-Fasten light), aber de facto hieße das: Moslems sind nur integrationsfähig, wenn sie ihren Glauben zur unverbindlich-unproblematischen Freizeitgestaltung verdünnen.
Sie sind aus meiner Sicht integrationsfähig, wenn sie keine Fundamentalisten sind.
Die Frage ist, wieviele Prozent in Deutschland, in Österreich a) das sind und b) wie sich das weiterentwickeln wird.
Zu a) kenne ich keine verläßlichen Daten. Meine persönlichen Erfahrungen beschränken sich, außer der genannten Famlie, auf Gespräche mit Taxifahrern, die mich oft jahrelang gefahren haben und mit denen ich auf längeren Fahrten immer gern über solche Themen rede. Ich habe ganz wenige getroffen, die sich als strenge Moslems bezeichneten. Die meisten sehen die Religion mehr oder weniger locker; eine ganze Reihe lehnt sie ganz ab.
Das ist nicht repräsentativ, ich weiß. Wichtiger ist auch die Frage b).
Hier sehe ich vor allem zwei mögliche Szenarien:
Das aus meiner Sicht wahrscheinlichere: Es passiert das, was bisher immer passiert ist; bei Christen wie bei Juden. In der modernen Gesellschaft verliert die Religion ihre Bedeutung. (Warum, das müßte man im Einzelnen aufdröseln; da spielt vieles eine Rolle - soziale Kontakte, Wertesysteme, Zugang zu Informationen, Leitbilder usw.). Der Fall des Moslems, der so fromm ist wie die meisten Christen und Juden wird dann der Normalfall sein. Fundamentalisten wird es geben wie in den beiden anderen Religionen auch; und sie sind ungleich gefährlicher als diese.
Szenario 2: Die jetzige noch relativ verbreitete Frömmigkeit auch unter eingewanderten Moslems verschwindet nicht, sondern verfestigt sich. Jetzt ist sie ein typisches Phänomen der ersten Generationen, vor allem der dritten, die regelmäßig durch eine "Rückkehr zu den Wurzeln" geprägt ist. Aber wenn die Assimilation mißlingt, könnten sich auf Dauer moslemische, in Deutschland also vor allem türkische Enklaven bilden, die ihre Identität aus der Religion beziehen; ungefähr wie lange Zeit in Nordirland oder wie in Teilen Ex-Jugoslawiens.
Dieses zweite Szenario ist die Gefahr, der man begegnen muß.
Zitat Das Problem ist eben (wie Kollege Llarian zutreffend ausführte), daß der Islam sich quasi »von Grund auf« neu erfinden müßte, um in eine tolerant-bekenntnisneutrale, rechtstaatliche Gesellschaft zu passen. Viel mehr von Grund auf neu erfinden, als es das Christentum oder Judentum mußten — denn natürlich hatten und haben die auch ihre fundamentalistisch-intoleranten Zeiten und Seiten, aber eben »auch«, und nicht »fast nur«!
Das stimmt. Aber es hat die von Ihnen ja angedeuteten historischen Gründe.
In den islamischen Reichen hat es eben nie eine der europäischen vergleichbare Aufklärung gegeben; weder in den arabischen Kalifaten, noch in Persien, noch dann im Osmanischen Reich. Ebenso, wie es dies in der chinesischen, der japanischen, der indischen Hochkultur nicht gegeben hat.
Im christlichen Abendland hat die Aufklärung Jahrhunderte gebraucht, um sich durchzusetzen. Noch im 17. Jahrhundert (man denke an den Dreißigjährigen Krieg) waren die meisten Europäer nach heutigen Maßstäben religiöse Fundamentalisten.
Der Islam wird hoffentlich nicht Jahrhunderte brauchen, um sich der Moderne zu assimilieren; aber es wird sicherlich dauern und nicht ohne Konflikte abgehen. Ich sehe das schon lange so und habe mich gefreut, daß Daniel Pipes, der dafür Experte ist und ein unermüdlicher Kämpfer gegen den Islamismus, es genauso sieht.
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