Zitat Es geht um das Bestehen von Stresssituationen.
S-Bahn Surfen ist, lieber Calimero, auch eine extreme Stresssituation. Und dennoch bin ich sicher, dass jeder Ausbilder, der mit seinen Rekruten ein solches Training ansetzte, ziemlich schnell seinen Job los wäre. Auch das Schiessen mit scharfer Munition stellt eine Stresssituation dar, erst recht wenn auf einen geschossen wird. Und diese Stresssituation hätte sogar noch den Vorteil, dass sie mit erheblich höherer Wahrscheinlichkeit in einem Gefecht auftreten wird als das Klettern in einer Takelage. Ich bin übrigens SICHER, dass in einem Kampfeinsatz, an dem die deutsche Marine teilnimmt, es nie zu einem solchen Klettern kommen wird, da die Gorch Fock meines Wissens das einzige Segelschiff der selbigen ist und nicht für den realen Einsatz benutzt wird.
Ich denke man kann Stress durchaus auf viele Arten bewirken, ohne eine reale Gefährdung einer Person dafür in Kauf nehmen zu müssen.
Zitat Natürlich wird der Kapitän des Schiffes dabei keine tödlichen Unfälle billigend inkauf nehmen wollen,
Das ist doch genau das, worüber wir reden und eine Frage, die beantwortet werden muss. Dieses "natürlich" habe ich schon etliche Male gehört. Bleiben wir aber bei der Situation: Hier ist jemand abgestürzt. Ist passiert. Jetzt kann, wie schon oben gesagt, die Ursache grobe Fahrlässigkeit sein oder einfach Pech. Nehmen wir an, es handelte sich um besagte Fahrlässigkeit, okay. Aber nehmen wir umgekehrt es war einfach Pech. Und hier sind vier Soldaten, die sich anschließend weigern. Und der Kapitän, bzw. seine Leute geben die Anweisung: Ihr klettert da hoch ! Was ist das bitte, wenn nicht billigend ? Das Risiko ist spätestens seit dem Absturz bekannt. Ich will mich auch an keinem Gegreine beteiligen, ich weiss das Unfälle passieren. Vor allem weil man eine Gefahr nicht gesehen oder unterschätzt hat. WENN aber etwas passiert ist, dann ist ein Übergehen zur Tagesordnung noch weniger angebracht. Hier weigern sich vier Kadetten zu klettern. Warum tun die das ? Weil das alles Muttersöhnchen sind, wie zwischen den Zeilen hier schon mehrere geschrieben haben ? Die sind auch nicht doof. Wenn die abgestürzte Rekrutin etwas grobes falsch gemacht hat, dann entwickelt man keine Angst vor etwas, denn man selber wird den Fehler nicht machen. Wenn es aber ein Alltagsfehler ist, wenn es einfach Pech war, dann bekommt der Mensch, zurecht, Angst. Und klettert eben nicht mehr da hoch. Bei einem Unfall an einer Anlage mit der ich neulich zu tun hatte, ist vor einigen Jahren ein Mensch der Kopf abgetrennt worden. Grob fahrlässig. Ich habe keine Angst, dass mir das passiert, weil ich das, was der Mann gemacht hat, nie tun werde. Die übrigen Arbeiter auch nicht. Umgekehrt kenne ich Anlagen, wo Menschen getötet wurden, die nicht fahrlässig handelten. In diesen Anlagen dürfen sie erst einmal Leute finden, die dann wieder an die Arbeit gehen, wenn die Gefahr nicht beseitigt wird. Ich tu das auch nicht. Und ich fühle mich deswegen nicht allzu weich.
Zitat Also, diese Kiste ist freiwillig. Wer es körperlich oder psychisch nicht schafft soll sich einen anderen Job suchen.
Und diese beiden Sätze sollten Sie doch bitte den Eltern der getöteten Rekrutin ins Gesicht sagen, am besten wenn sie von der Beerdigung kommen. Obwohl, die hat es ja geschafft, denn sie ist ja geklettert. War vermutlich nur nicht stark genug. Wenn Sie das können, lieber Calimero, dann bin ich still und sag gar nix mehr. Wenn sich Ihnen nicht alles umdreht, bei der Vorstellung, dann kommen wir ohnehin zu nix. In meinen Augen gibt es eine Menge Dinge, die einen Menschen disqualifizieren Offizier zu werden, das Stürzen aus einer Takelage gehört nicht dazu.
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