Die Faktenlage ist noch unklar, aber bis jetzt sieht es so aus, als ob die Offiziersanwärterin die Mindestgröße für die Arbeit in der Takelage unterschritten hat, das wäre dann ein klarer Verstoß gegen die Vorschriften und entsprechend zu bestrafen.
Zitat Die dabei tödlich verunglückte Offiziersanwärterin Lena Seele hätte aufgrund ihrer Körpergröße von 1,59 Meter gar nicht auf den Mast klettern dürfen.
http://www.focus.de/politik/weitere-meld...aid_591965.html
Nun zu einigen Punkten in dieser Diskussion, zu denen ich als ehemaliger StUffz (4 Jahre) was sagen möchte:
Drill und Schikane sind klar voneinander zu trennende Dinge, es ist keine Frage, das Schikane in der Bundeswehr nichts zu suchen hat. Schon in der Grundausbildung werden Rekruten umfassend über ihre Rechte aufgeklärt. Drill wird landläufig mit Schikane gleichgesetzt, doch dies ist eine völlig falsche Sichtweise. Drill hat zwei Funktionen: Automatisierung von Bewegungs- bzw. Handlungsabläufen unter physischer und psychischer Belastung (z.B. Gewehr zerlegen und zusammensetzen) und als zweites, den Soldaten dazu befähigen, selbst in einer Stresssituation, körperlich und mental erschöpft, klar zu denken und zu handeln. Gerade der zweite Punkt kann leicht als Schikane missverstanden werden, da auch scheinbar sinnlose Befehle gegeben werden, aber diese Befehle bewirken eine schnellere mentale Erschöpfung. Wenn jetzt eine Offiziersanwärterin, die in Kampfsituationen Untergebene mit klarem Kopf führen soll, solche Aussagen tätigt:
Zitat „Da wurde gebrüllt, da wurde gedrillt. Das war systematisches Schleifen wie in einem schlechten Film.“ In der Ausbildungszeit von S. auf dem Schulschiff war im November eine junge Kadettin durch einen Sturz aus der Takelage ums Leben gekommen. Nach den Worten von S. sei selbst das Hinaufklettern auf die Masten letztlich erzwungen worden. „Wenn Aufentern befohlen ist, dann musst du in die Takelage. Alles andere ist Gehorsamsverweigerung“, sagte die Soldatin. Überhaupt seien die Kadetten von den Vorgesetzten systematisch unter Druck gesetzt worden: „Der Druck war ständig da. Es ist vom ersten Tag an klar: Wer nicht spurt, der fliegt. Zuerst nach Hause, dann aus der Offizierausbildung.“
und ganz besonders dies:
Zitat Die Rekruten müssten nicht nur in Hängematten schlafen und auf jegliche Privatsphäre verzichten.
dann stimmt da gewaltig was an der Einstellung nicht. Würde echt gern wissen, ob und wie diese Dame ihren Einzelkämpferlehrgang bestanden hat.
Zitat Reinigungsarbeiten hätten sie zum Teil mit Zahnbürsten erledigen müssen.
Wie Uwe Richard schon sagte, ist das eine beliebte Redensart beim Bund, bei diesem Zitat müsste man näheres wissen. Denn auf Schiffen und U-Booten ist Sauberkeit absolutes Muss, viele Menschen drängen sich auf engsten Raum. In Reportagen kann man immer wieder sehen, wie viel wert darauf gelegt wird, hier zu wissen, ob sie damit das Deck schrubben musste oder es um schwer zugängliche Ecken ging, wäre schon wichtig.
Zitat
Zitat Auch wenn ich ihnen in allem was sie sagen durchaus recht gebe, sollte man aber nicht vernachlässigen, dass es hier nicht um einen Industriejob geht, sondern um einen in dem der mögliche Tod zum Berufsbild gehört.
Im Kampfeinsatz. Aber nicht im Training. Und schon gar nicht im Training für etwas, was man im Kampfeinsatz nicht brauchen wird.
Training bildet immer, wenn auch unzureichend, den Kampf ab, je genauer, um so besser. Ein Soldat (es dürfte klar sein, das wir von Zeit- und Berufssoldaten reden) muss sehr wohl auch im Training den Tod zu seinem Berufsbild zählen. Und "was man im Kampfeinsatz nicht brauchen wird" ist ein sehr leichtfertiges Urteil, man kann nämlich sagen, es geht um das Bewegen auf einem Schiff. Natürlich ist ein Segelschiff nicht mit einem Zerstörer zu vergleichen, aber die Techniken und Sicherheit, die man sich auf der Gorch Fock erwirbt, dürften auf jedem Schiff nützlich sein.
Zitat Starship Troopes ist ein sehr gutes Beispiel. Wollen wir wirklich ein Training wo einem Kadetten der Kopf weggeschossen wird ? Die Gesellschaft, die ein solches Training will, ist auch bei Heinlein gut abgebildet. ICH will das nicht, das sage ich klar und ohne Sorge. Ich glaube das wir keine Armee von Rambos brauchen, um uns zu verteidigen. Starship Troopers ist eine schöne Geschichte, ist aber vom militärischen Standpunkt her geradezu absurd. Kriege werden schon heute kaum mehr am Boden gewonnen, in einer Welt von planetenweiten Kriegen ist die Idee geradezu grotesk. Schon heute bestimmt der Grad der Technik den Ausgang von Kriegen und nicht die Opferbereitschaft, Disziplin oder Belastbarkeit eines Infantristen.
Besonders der letzte Satz ist grundfalsch, gerade in letzter Zeit, wo es vermehrt um Einsätze geht, wo gerade der Infanterist gefragt ist. Wenn sich der Gegner unter Zivilisten mischt, sich so wie sie anzieht, dann nützen einem Drohnen und intelligente Bomben wenig, dann braucht man den Mann (oder die Frau) am Boden. Natürlich wird da von der Technik profitiert, aber der Krieg wird immer noch am Boden gewonnen. Übrigens wird bei Spezialeinheiten überwiegend mit scharfer Munition geübt, es ist die Aufgabe des Ausbilders zu sehen, wann die Soldaten bereit sind und jeder Soldat muss sich bewusst sein, auch im Training sterben zu können.
Zitat Statt den überaus amerikanischen Ansatz einen Soldaten so zu schleifen bis er nichts mehr ist, ausser einem Soldaten, erscheint es mir sinnvoller Soldaten gut auszubilden und auszustatten. Mag ja sein, dass ein gedrillter Soldat den Stress einer Kugel im Bein ausghält und noch weiter schiessen kann. Sinnvoller erscheint es mir, dass der Schuss da gar nicht erst ankommt oder abprallt. Denn DAS würde wirklich Leben retten. Nicht der Drill ist es, der dafür sorgt, dass heute weniger amerikansiche Soldaten in Afghanistan getötet werden, es ist die bessere Panzerung der Fahrzeuge.
Ach ja, die amerikanischen Filme lassen grüßen. Wie ich oben schon erklärt habe, hat Drill bestimmt Aufgaben, keineswegs dient er dazu, dem Soldaten die Menschlichkeit auszutreiben, immer wieder wird betont, das nicht der sozial entwurzelte Rambo, sonder der gefestigte Teamplayer mit einem ihn stützenden familiären Hintergrund gesucht wird. Gerade jetzt, wo das schnelle Umschalten zwischen Kampfhandlungen und der Umgang mit der Zivilbevölkerung wichtig ist, kann man den Rambo nicht gebrauchen. Übrigens gewinnt man Kämpfe nicht sitzend in gepanzerten Fahrzeugen, das Vertrauen der Bevölkerung erst recht nicht. (Ich glaube, Zettel hatte zur veränderten Taktik mal was geschrieben)
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