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R.A.
Beiträge: 8.171
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24.01.2011 18:35 |
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RE: Noch keine Affäre. Aber auch kein Freispruch
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Eine sehr interessante Diskussion. Und ich bin noch unsicher, wie ich das bewerten soll.
Mir scheint eine Differenzierung wesentlich: Einerseits folge ich den hier versammelten Militärs, daß ein harter Drill offenbar wirklich nötig und sinnvoll ist. Incl. enger Unterbringung, Schlafentzug, brüllenden Uffzen und meinetwegen auch der Zahnbürsten-Sache. Man muß als Soldat im Einsatz Streß und Härten aushalten können ohne sich groß ablenken zu lassen, das muß als etwas Gewohnheit sein. Es ist wohl auch kein Zufall, daß eigentlich alle „erfolgreichen“ Armeen dieser Welt solche Ausbildungsmethoden verwenden und auch immer verwendet haben.
Eine völlig andere Frage ist aber die Akzeptanz echter Unfallrisiken. Da bin ich doch deutlich näher an Llarian. Das echte Risiko für Leib und Leben im Einsatz ist schlimm genug, aber muß in der Tat akzeptiert werden. Aber darüber hinaus sollte jedes vermeidbare Risiko auch vermieden werden. Ein toter oder schwer verletzter Rekrut verbessert weder für sich noch für seine Kameraden das Trainigsergebnis bzw. die Kampfkraft.
Natürlich wird beim Fallschirmspringen oder ähnlichen Tätigkeiten das Restrisiko immer größer bleiben als bei einer Bürotätigkeit. Aber ich habe sehr den Eindruck, daß die Bundeswehr (und wohl auch andere Armeen) hier wirklich noch zu altmodisch denken. Sie haben vielleicht nicht mitbekommen, wie man anderswo in der modernen Welt inzwischen gelernt hat, professionell Unfallrisiken zu vermindern.
Vor einigen Jahrzehnten gab es auch in der Großindustrie (mein Vater war Sicherheitsbeauftragter in der Großchemie) noch die Mentalität „etwas Schwund ist immer“. Ab und zu ein Unfall, auch mit gravierenden Folgen, galt als unvermeidlich. Harte Männer hatten das zu akzeptieren. Inzwischen ist aber klar, daß auch für hochriskante Produktionen langjährige Unfallfreiheit machbar ist – und sich die Aufwände dafür auch rentieren.
Der Benchmark in dieser Frage könnte die israelische Armee sein. Deren Kampftüchtigkeit wird wohl keiner bestreiten – und die hat seit Gründung immer größten Wert darauf gelegt, ihre Soldaten bestmöglich zu schützen (während in der deutschen Armee die Tradition weniger aufs Verluste vermeiden gesetzt hat). Wenn die Unfallquote in der israelischen Armee ähnlich hoch wäre wie bei der Bundeswehr, dann würde ich die Risiken dort als unvermeidbares Minimum akzeptieren. Aber wenn es da einen Unterschied gäbe, müßte die BW noch deutlich dazu lernen.
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