Zitat Und ob es einen Sinn haben sollte, wenn man sein Leben aufs Spiel setzt ist etwas philiosophisch, Sie erlauben aber hoffentlich, dass die Sinnentscheidung beim (erwachsenen) Individuum liegt. Daher frage ich mich, wie Sie im Fall der verunglückten Soldatin diese Sinnentscheidung anzweifeln. Die junge Frau wusste um die Gefahr, und sie kannte ihre Kondition. Ob man sich nun als Weltumseglerin Ellen McArthur oder als junge Offiziersanwärterin in Gefahr begibt, ist deren Entscheidung, und die Bewertung des Restrisikos haben diese in ihrer Hand.
Das ist wirklich eine philosophische Frage, lieber Martin, sogar eine ganz essentielle. Und ich möchte nicht vorgeben dafür eine endgültige Antwort zu haben. Ich möchte Ihnen nur aufzeigen, welche Konsequenz diese absolute Entscheidung hat, die Sie da aufzeigen. Es bedeutet zunächst das Ende des Arbeitsschutzes. Denn ein Fabrikant kann sich ohne Probleme darauf berufen, dass seine Arbeiter das Risiko kannten. Es bedeutet ferner die Freigabe jeder Droge. Denn die Entscheidung dafür obliegt dem Individuum, das das Risiko kennt. Es bedeutet in letzter Konsequenz sogar, dass ein Individuum seine verfassten Rechte unwiederbringlich aufgeben kann, wenn es das bewusst tut. Ich kann nicht sagen, ob das falsch ist, genausowenig wie ich sagen kann, das das richtig ist. Was es auf jeden Fall ist, ist eine Frage mit extremen Konsequenzen. Ich weiss nicht, ob Sie bereit sind, diese Konsequenzen zu tragen, lieber Martin, wenn Sie das sind, dann gebe ich Ihnen aus ihrer philosophischen Betrachtung recht. Aber ich bitte dann auch mit den Konsequenzen leben zu wollen und nicht nur in diesem speziellen Falle. Ich würde Sie dann libertär nennen, eine Geisteshaltung, zu der ich mich in letzter Konsequenz bis heute nicht bekennen konnte, auch wenn ich davon ziemlich angezogen bin.
Zitat Es ist weder notwendig Segelsport zu betreiben, noch in 80% der Fälle sich in ein Auto zu setzen und am Verkehr teilzunehmen. Notwendig ist tatsächlich wenig im Leben.
Nun ist aber schon ein Unterschied zwischen beruflichen Erfordernissen und dem Privatleben. In ihrem Privatleben dürfen Sie in 500 Meter Höhe ohne Sicherung Seil tanzen. Wenn ein Arbeitsvertrag ihnen das vorschriebe, sähe die Welt ganz anders aus. Natürlich wird hier immer darauf eingehämmert, es handele sich um Soldaten. Schon. Und natürlich ist es gefährlicher an scharfen Waffen zu arbeiten als zu kellnern. Aber die Grenze zieht man auch da, sonst könnten wir auch russisches Roulette mit den Soldaten spielen, damit sie ihre Angst vor dem Tod überwinden.
Zitat Wenn der erste Unfall überhaupt passiert, erhöht sich in Ihrer Statistik die Wahrscheinlichkeit um unendlich Prozent.
Das ist die Singularität des ersten Ereignisses, die danach nie wieder gilt. Wir haben hier 6 Unfälle, das ist schon ne ganze Menge, das wird vermutlich für einfach Signifikanz ausreichen. Ich bin sogar ziemlich sicher, wenn man statt Sterbetafeln Unfallstatistiken nebenlegen würde, man die 100% deutlich überschreiten wird. Aber ich möchte ihr nächstes Stichwort gerne aufgreifen:
Zitat Es gibt in Deutschland jedes Jahr hunderte von Arebitsunfällen mit Todesfolge. Was macht den Unfall der Soldatin für Sie so einzigartig, und warum interessieren Sie alle anderen hunderte so wenig?
Nun, an dieser Stelle reden wir über einen spezifischen. Niemand hat gesagt, dass die anderen weniger wichtig sind. Die anderen werden übrigens nahezu alle untersucht. Und in der Regel hat es Konsequenzen. Übrigens, ihre "hunderte" sind real ungefähr noch etwa 270 im Jahr (was übrigens vor allem dem geschuldet ist, dass man in der Industrie eben nicht mehr mit "bischen was passiert immer" weiterkommt.). Auf 40 Millionen Beschäftigte. Würde man die 6 Toten auf besagte 14500 Ausbildung für repräsentativ bewerten, so wäre die Entsprechung unter der Annahme dass der Lehrgang ein Jahr dauert, mehr als 15.000 Tote pro Jahr. Wir haben 270. Da sind einfach Welten zwischen. Das Unterschiede da sind, ist naheliegend, keine Frage das der Bund gefährlicher ist als die Tätigkeit in einem Blumengeschäft. Aber Steigerungsfaktor 60 ? Für mein Gefühl ist das einfach ein bischen viel, obwohl ich, dass gebe ich ehrlich zu, nicht einmal genau sagen kann, welcher Faktor vertretbar wäre. Ich finds viel. Und ich frage mich welcher Faktor vertretbar wäre. Die simple Antwort wäre: Soviel wie eben nötig. Und wer definiert was nötig ist ? Wäre 1.000 vertretbar ? Oder 5.000 ?
|