Zitat zuerst mal wollte ich Ihrem Standpunkt, so ungefähr, dass der Arbeitgeber alle Verantwortung tragen müsse, und der Arbeitgeber ein hilfloses Wesen sei, widersprechen.
Das ist nicht mein Standpunkt, denn ich gebe Ihnen durchaus recht, der Arbeiternehmer kann nicht alle Verantwortung auf den Arbeitgeber übertragen, der Gesetzgeber auch nicht. Insbesondere übernimmt der Arbeitgeber keine Verantwortung für Fahrlässigkeit. Und auch nicht für besonders widrige Verkettungen von Umständen, die so nicht vorhersehbar waren. Da bin ich ganz bei Ihnen. Es gibt sowas wie das allgemeine Lebensrisiko und insbesondere wenn sich mehrere Fehlerursachen gleichzeitig ereignen, gibt es einen Punkt, wo ein Unfall nicht mehr verhindert werden kann. In der Maschinenrichtlinie (die nicht fürs Militär, aber für fast die gesamte Industrie in Europa bindend ist) wird dann recht nebulös vom Stand der Technik gesprochen.
Wo wir vielleicht nicht beeinander sind ist, wo der Stand der Technik nun ist. Denn die Gesetzgebung sagt auch bisweilen klar, dass wenn ein Verfahren nicht sicher durchgeführt werden KANN, das die Alternative nicht ist, es dann unsicher durchzuführen, sondern es eben gar nicht durchzuführen. Es gibt einfach bestimmte Dinge, die dürfen Sie als Arbeitgeber niemandem zumuten, das ist schlicht Gesetz. Aus dieser Verlegenheit hilft Ihnen auch keine Schulung, kein Hinweis auf die Bekanntheit der Risiken, es hilft Ihnen schlicht gar nichts. Sie dürfen einfach nicht. Ob dieser Punkt für das Klettern in Takelagen erreicht ist, wäre erstmal zu klären. Man müsste definieren, welche Unfälle passieren können, inwieweit sie vorhergesehen werden können, ja sogar welche Unfallraten erträglich sind. Ich kann nicht sagen, wie eine solche Bewertung ausgehen wird, ich bin weder ein Fachmann fürs Segeln noch für Ausbildung und Psychologie. Ich verstehe nur ein bischen was von Sicherheitsbeurteilungen. Worum es mir geht ist nicht der Ausgang einer solchen Beurteilung, worum es mir geht, ist, dass man überhaupt eine solche vornimmt und sich durchaus damit abfindet, dass eine solche Beurteilung auch dazu kommen kann, dass man es nicht verantworten kann. Das ist eher ein Streit ums Grundsätzliche, nämlich die Behauptung eine Marine könne ohne dieses Risiko nicht funktionieren. Das ist nichts als eine Behauptung. Sie ist schon von vorneherein kaum verifizierbar (denn es wäre eine Aussage über jedwelche denk- und undenkbare Trainingsmethode). Das einzige was sie ist, ist althergebracht. Das wurde schon immer so gemacht und in der Vergangenheit hat es auch funktoniert. Das gilt aber ebenso für ganz normale Autos. Nur funktionieren sie heute eben auch deutlich sicherer.
Zitat Ob aber eine Schulung angemessen ist oder nicht, entscheiden hoffentlich in der Materie erfahrenere Leute als Sie.
Nichts dagegen. Ich wills auch gar nicht. Was ich aber auch nicht will, ist, die untersuchen zu lassen, die sich bereits eine Meinung gebildet haben, weil auch sie so ausgebildet wurden. Ich hoffe, dass das gute was wir aus der ganzen Geschichte kommen könnte, die Untersuchung solcher Fragestellungen ist.
Zitat Nur wird das sicher nicht in der Bildzeitung geleistet.
Die Bildzeitung hat an dieser Stelle einen Vorteil, sie macht erstmal Krach. Es wäre eine Illusion zu glauben, es würde sich irgendetwas ernsthaft in Frage gestellt, wenn nicht irgendjemand Krach schlägt. Und ich meine Krach ist nötig, wenn ich folgendes lese: [ZITAT SPON] Der Bericht von Königshaus bestätigt auch Aussagen von Soldaten, die sich in den vergangenen Tagen anonym in verschiedenen Medien Luft gemacht hatten. Vor allem wird die Trauerarbeit nach dem Tod der Offiziersanwärterin im November kritisiert. Im Visier steht Kommandant Schatz. Dieser habe nach dem Tod "trockene" Reden gehalten: Der Todesfall sei ein Unglück, jedoch normal wie ein Flugzeugabsturz. Die Offiziersanwärter empfanden es zudem als unpassend, dass die Besatzung kurz nach dem Tod "zur Tagesordnung überging" und heftig und lautstark Karneval feierte. [TATIZ] Das ist genau jene "business as usual" Haltung, die ich meine. Ich bin kein Fan der Bild Zeitung, aber es ist nicht immer falsch, wenn jemand mal trompetet. Vielleicht aus den falschen Gründen, aber es ist nicht schlecht, dass man mal hinguckt.
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