Zitat von Martin Lieber Llarian,
ich darf nochmal Ihre Aussage vom 22.1 zitieren:
Zitat Nun gibt es, so wie Sie argumentieren, immer wieder Menschen die (teilweise recht lapidar) ausdrücken, dass Unfälle eben passieren. Das ist eine Sicht, die man sich in der heutigen Industrie nicht mehr leisten kann. Unfälle dürfen eben nicht passieren. Das sie das doch tun, liegt an der Diskrepanz zwischen Forderung und Wirklichkeit.
Irgendwie scheinen Sie mit der Realität zu hadern.
Ganz und gar nicht. Sie sollten wenn dann, den nächsten Satz mitzitieren: "Was aber nicht dazu führt, dass man die Forderung nicht dennoch erhebt." Ich sehe da kein Hadern. Wenn Ihnen andere Vergleiche lieber sind, habe ich einen direkteren: Morde dürfen nicht passieren. Das sie das doch tun, liegt an der Diskrepanz zwischen Forderung und Wirklichkeit. Was aber nicht dazu führt, dass man die Forderung nicht dennoch erhebt. Damit hadere ich auch nicht.
Zitat Wo es aber keine Produkt- oder Verhaltensnormen gibt, kommen (teilweise standardisierte) Risikoanalyse- und Risikobewertungsverfahren zur Anwendung. Um es kurz zu machen: An deren Ende steht eine Risiko-Nutzen-Analyse.
Das stimmt nicht, jedenfalls nicht was Produktionsanlagen betrifft (Verhaltensnormierung ist nicht meine Fach). Zum einen löst eine Norm erst einmal eine Vermutungswirkung aus, sie selbst ist nicht bindend. Ich kann zu jedem Zeitpunkt eine Gefährdungsanalyse nach Maschinenrichtlinie durchführen, die Norm brauche ich dafür nicht (aber sie erspart einem viel Arbeit). Die Richtlinie ist Gesetz, die Norm nicht. Zum zweiten hat der Nutzen in der Analyse nichts verloren, da wird auch kein Nutzen ermittelt. Es wird Gefahr ermittelt. Und dann wird Gefahr durch technische Maßnahmen minimiert. Entweder unterschreite ich an irgendeinem Punkt die geforderte Sicherheit, dann habe ich gewonnen, oder ich komme an die technische Grenze. Und dann ist Ende. Ich kann nichts auf den Markt bringen, was gefährlich ist und sei es noch so nützlich. Im Unterschied zum Nutzen ist nebenbei bemerkt, der Grad an Gefährdung halbwegs quantifizierbar. Da kann man sich Gedanken machen zu Fehlerraten, Fehlerfolgen und Wahrscheinlichkeiten machen. Ein Nutzen ist fast nicht zu packen, denn wie wollte man den Nutzen eines Computergehäuses quantifizieren ?
Zitat An deren Ergebnis kann man dann als Nichtbeteiligter herumkritteln, damit hadern, oder sie halt akzeptieren, inklusive der Todesfälle. Das letztere ist bisher der gesellschaftliche Konsens.
Ich wäre sehr vorsichtig an ihrer Stelle, hier von einem gesellschaftlichen Konsens zu sprechen. Denn offensichtlich teilen eine Menge Menschen dieses Konsens nicht. Ich wüsste auch nicht, wo wir je darüber abgestimmt haben. Die einzige Möglichkeit für Sie, einen gesellschaftlichen Konsens in dieser Frage zu konstruieren, ist über das Demokratieprinzip. Aber genau der Vertreter dieser Demokratie ordnet gerade eine Überprüfung an. Also nach diesem gesellschaftlichen Konsens, nämlich der, dass derzeit ein Herr von Guttenberg dort der Chef ist, hadern wir mit diesen Todesfällen und wollen sie erstmal so nicht akzeptieren.
Zitat Ich sehe die Gefahr in der öffentlichen Diskussion eher darin, dass durch die öffentliche Diskussion die professionelle Risikobewertung zur Sicherheit der Marinesoldaten durch eine persönliche Risikobewertung der Politiker zum Bestand ihrer Karriere überschrieben wird.
Und hier ist der allgemeine Konsens nichts mehr wert ? Was macht denn ein Politiker, noch dazu jemand, der wie ein Guttenberg sehr genau darauf schaut, wie er rüber kommt ? Er erfüllt Volkes Willen. Also den gerade von Ihnen ins Feld geführten Konsens. Wenn er also untersuchen lässt und wir kommen als Allgemeinheit dazu, dass wir das Risiko nicht vertretbar finden, dann wird ein Guttenberg das umsetzen. Kommen wir dagegen zum gegenteiligen Konsens, dann wird ein Guttenberg auch dem folgen. Wo ist also das Problem ? Dazu kommt: Wieso glauben Sie, dass eine solche "professionelle Risikobewertung" stattgefunden hat ? Nehmen Sie diese Frage nicht als Aussage, sehen Sie sie so simpel wie sie ist.
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