Zitat von Llarian Werter Martin, die Maschinenrichtlinie richtet sich nicht weniger an Anlagenbauer als an jeden, der eine Maschine konstruiert. Das betrifft ebenso die medizinschen Anlagen, von denen Sie sprechen. Darum gehts aber auch gar nicht, denn es wäre absurd die Richtlinie auf die Ausbildung der Bundeswehr anwenden zu wollen. Die Richtlinie dient mir als Beispiel für das, was man heute in der Industrie erwartet. Der Gesetzgeber verlangt Sicherheit. Das tut er an diversen Stellen, auch wo keine Maschinen involviert sind. Das ich als Beispiel das verwende, was ich selbst am besten kenne, ist deswegen kein schlechtes Beispiel.
Lieber Llarian,
es ist ein schlechtes Beispiel, wenn es den Blick auf die Grundsätze versperrt. Deshalb verweise ich auf den Bereich der Medizin (-technik), wo die Grundsätze besser erkennbar sind.
Zitat Jetzt tut er sich plötzlich schwer ? Vorher schreiben Sie noch, da wo keine Norm vorliegt, würde man Nutzen-Kosten bewerten. Das klingt für mich erst einmal sehr universell.
Ganz einfach: Die Richtlinien für Zulassungen beinhalten Risiko/Nutzen-Abwägungen entweder direkt, weil es Abwägungen Gesundheit gegen Gesundheit einfach zu vermitteln sind, und auch über die Funktion beteiligter Mediziners gesetzlich gestützt sind, oder die Risiko/Nutzen-Abwägungen sind implizit im Gesetzgebungesverfahren adressiert. Im letzteren Fall geschieht die Abwägung letztlich im Parlament. Beispiel: Sie können unmittelbar tausende Menschen vor dem Verkehrstod bewahren, indem Sie per Gesetz den Autoverkehr verbieten, oder aber, indem Sie sämtliche Gehwege zur Straße hin einzäunen lassen, und die verbleibenden Übergänge beschranken. Oder Sie können Kraftfahrzeuge mit einem dicken Wattepolster umgeben und gleichzeitig die Geschwindigkeit deutschlandweit auf 30 km/h begrenzen. Der Nutzen ist doch offensichtlich, und dem in der Maschinenrichtlinie verankerten Sicherheitsfachmann eigentlich ohne Alternative. Machen Sie entsprechende Gesetzesvorschläge, und Sie werden in der parlamentarischen Diskussion die Risiko/Nutzen-Abwägungen verfolgen können. Das ist alles Teil des Risikomanagements, das den gesellschaftlichen Konsens beinhaltet, nur dass hier dem Hersteller nicht notwendigerweise große Entscheidungsspielräume bleiben. Der Automobilhersteller muss sich mit dem Nutzen seiner Fahrzeuge nicht mehr beschäftigen. Tausende Tote im Jahr sind aber trotzdem gesellschaftlicher Konsens.
Hersteller im Medizinbereich sind dagegen zu klinischen Bewertungen verpflichtet, und darüber hinaus zu Meldepflichten, wobei sich Behörden notfalls übergeordnete Kosten/Nutzen Abwägungen vorbehalten.
Zitat Nee. Und bitte, gehen Sie niemals so vor. Denn so einfach ist es dann doch nicht. Es genügt eben nicht ein Schild aufzustellen, "Ab hier ist es gefährlich". Restrisiken müssen tatsächlich "vertretbar" sein und diese Auslegung ist verdammt eng....
Ich habe nur aus dem Gesetz zitiert und ich kann noch weiter zitieren. Dass es nicht so einfach ist, 'unsichere' Geräte auf den Markt zu bringen liegt nur daran, dass der berühmte Stand der Technik (in dem die Erfahrungen von Jahrzehnten zusammengetragen sind) ein enges Korsett setzt. Gibt es keinen etablierten Stand der Technik, beispielsweise bei hochinnovativen Produkten, dann lebt auch die europäische Union letztlich mit einem potentiell höheren Restrisiko.
Zitat Bleibe ich bei meiner Frage, die ich Sie jetzt das zweite mal bitte zu beantworten: Wieso glauben Sie, dass eine solche "professionelle Risikobewertung" stattgefunden hat ?
Wenn Sie die Kommentare erfahrener Marinesoldaten (auch vom Max) aufnehmen, dann sehen Sie durchgängig die Aussage, dass die Kosten (an Menschenleben) durch Drill weit geringer sind als der Nutzen, d.i. Menschen, die nicht zu Tode kommen weil sie für ihre Aufgabe bestens vorbereitet sind. Das ist Risikobewertung in Reinform. Als Segler ist für mich eine Ausbildung auf der Gorch Fock völlig plausibel, um für Arbeiten auf bewegtem Wasser das nötige Gefahrenbewusstsein zu entwickeln. Es wäre doch mal einen Versuch wert, amerikanische Fischer auf der Gorch Fock auszubilden, vielleicht würde das die von Gorgosal referenzierten Unfallzahlen reduzieren.
Gruß, Martin
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