Zitat Mich würde ja mal interessieren, wie überhaupt die weibliche Bewerberquote ab der untersten Führungsebene aussieht. Gibt es da irgendwelche Zahlen, die beweisen könnten, dass es für Frauen wirklich ab irgendeiner Hierarchiestufe eine "gläserne Decke" gibt? Oder gibt es ganz einfach von Anfang an weniger Frauen, die auf den Stress in einer Führungsposition scharf sind?
Keine Zahlen, wohl aber Erfahrung aus dem Schuldienst (Gymnasium): Gymnasiallehrer ist nach Geschlecht der Referendare ein Frauenberuf geworden; an unserer Schule kommen über die letzten Jahre auf einen Mann acht bis neun Frauen. Dementsprechend überwiegen auch bei den Neueinstellungen ganz deutlich die Frauen.
In der Schule ist es so, dass öfter (arbeitsintensive) Aufgaben (auch auf Dauer) vergeben werden müssen (wegen Versetzung, Erkrankung, Pensionierung), als dass es dafür direkt eine Ausschreibung für eine Beförderung gibt. Wenn der Verantwortliche für den Stundenplan oder der für den Vertretungsplan ausfällt, muss sofort jemand die Arbeit übernehmen; da kann man nicht zwei Jahre auf eine Stellenzuweisung warten. Mein Chef bevorzugt nun wirklich weder Männer noch Frauen, aber wenn solche unbezahlten und zeitintensiven Aufgaben anstehen, sind es doch eher (ich sage ausdrücklich: eher, nicht nur) die jungen männlichen Kollegen, die die Hand heben und sagen "Kein Problem, Chef, bis nächste Woche bin ich eingearbeitet." Wer aber einmal eine solche Aufgabe übernommen hat, kommt bei einer Stellenausschreibung zwei Jahre später natürlich eher zum Zuge. Zudem neigen die jungen KOlleginnen dazu, auch wenn sie keine Kinder / Familie haben, mit einer halben oder Zweidrittelstelle einzusteigen, während Männer mit größerer Selbstverständlichkeit eine volle Stelle nehmen.
Mein Eindruck ist, dass sich Frauen oft selbst etwas im Wege stehen. Wenn ich mich an meine Examenszeit oder auch an die Zeit während der Promotion: Wenn ich mal annehme, dass ein Examen oder eine Promotion für Männer und Frauen sich gleichermaßen schwierig ist (bei gleichen Prüfern und mehr oder weniger ähnlichen Themen), so ist mir doch schon damals aufgefallen, dass die Kommilitoninnen und Mitdoktorandinnen die mit Examen / Promotion verbundenen Belastungen wortreich und oft verbalisiert haben, so weit, dass wir Männer ziemlich angenervt waren ("Ich mache mir so Sorgen ..."; "Ich bin ganz fertig wegen ..."; "Kann ich das schaffen?"); die Männer in meinem Umfeld gingen mit dem Stress eher so um, dass sie eher nicht darüber gesprochen haben nach dem Motto "Augen zu und durch". Allein dieses dauernde Verbalisieren des Stresses führte dazu, dass man leicht (und zu Unrecht) diejenigen, von denen das Lamento kam, für überfordert oder weniger qualifiziert hielt. Männer denken wohl eher im stillen Kämmerlein: Das ist anstrengend / stressig ..., aber reden nicht drüber; so wirken sie belastbarer.
Meine These also: Eine höhere Bereitschaft, Aufgaben zu übernehmen, und ein höheres Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten (was auch eine Selbstüberschätzung sein kann!) auf Seiten der Männer - und eine Selbstunterschätzung und/oder eine schlechte Selbstpräsentation auf Seiten der Frauen spielen m.E. eine Rolle.
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