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R.A.
Beiträge: 8.171
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31.01.2011 13:06 |
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Zitat von Muyserin Frage: Warum gibt es nicht mehr männliche Kindergärtner und Grundschullehrer? Die landläufige Antwort lautet: zu geringes Einkommen, zu wenig Prestige. Also zu wenig Macht. (Gerne läse ich hierzu im Forum ein paar Meinungen.)
Die landläufige Antwort halte ich für nachweisbar falsch. Denn bei der Müllabfuhr (und vielen ähnlichen Berufen) wird nicht besser bezahlt als im Kindergarten, und von Prestige und Macht kann da überhaupt keine Rede sein. Und trotzdem gibt es da nur Männer.
Es ist halt schon so, daß sich Frauen im Schnitt viel stärker für den Umgang mit kleinen Kindern interessieren. Und vielen macht das eben so viel Spaß, daß sie trotz niedriger Bezahlung in die Kindergärten strömen. Und noch mehr in die Grundschulen, da ist ja auch die Bezahlung recht ordentlich und das Prestige sehr hoch (in den gängigen Berufs-Prestige-Rankings schneiden Grundschullehrer deutlich besser als als Studienräte).
Ob dieses besondere Interesse der Frauen nun biologisch verwurzelt ist oder gesellschaftlich indoktriniert wird läßt sich wissenschaftlich m. E. nicht entscheiden. Mein Rateversuch wäre, daß beides da ist und wirkt und sich gegenseitig verstärkt.
Zitat warum die Geisteswissenschaften für die Frauen immer noch attraktiver sind als die Naturwissenschaften?
Auch hier würde ich ganz schlicht antworten: Weil es ihnen mehr Spaß macht. Denn die Vermutungen mit der praktischen Relevanz sehe ich nicht wirklich. Die praktische Relevanz von Kunst oder Religion liegt auch für Schüler ersichtlich deutlich hinter der von Physik und Chemie (die ja gerade am Anfang noch recht lebensnah sind). Auch Sprachen werden selten wegen Relevanz gelernt (inzwischen vielleicht Englisch wg. Internet), Schüleraustausch kommt ja meist erst nach einigen Jahren. Und vor allem: Relevanz wäre ja bei beiden Geschlechtern völlig gleich gegeben (oder bei manchen Fächern eben nicht).
Zitat Dass es im Reagenzglas nach einer Versuchsanordnung „Puff“ machte, war dagegen einfach nicht besonders spannend. Wozu sollte das gut sein?
Das dagegen ist der Knackpunkt: Wenn etwas "Puff" macht, ist das für Jungs fast immer hochspannend. Einfach für sich, ganz unabhängig von Lebenspraxis oder Anwendbarkeit. In Physik, Chemie und vor allem den Ingenieurwissenschaften kann man so wunderschön seinen Spieltrieb ausleben, ausprobieren wie etwas funktioniert - ganz wunderbar für die meisten Männer. Und das das dann auch noch nützlich ist für die Berufschancen - wunderbar, wird als Ergänzung gerne genommen.
Während umgekehrt Frauen sich weniger für Sachen als für Menschen interessieren. Incl. eben Kommunikation/Sprachen, Kunst, Pädagogik, und sie studieren das dann aus Interesse, durchaus in Kenntnis der in vielen Bereichen schlechteren Karriereaussichten.
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