Zitat Sogenannte Ich-AGs, für die Sie wahrscheinlich nur ein müdes Lächeln übrig haben, und die auch keine Quote brauchen, weil sie gar nicht so viele Angestellte haben. Aber ich wollte damit ja auch nur Ihrer Behauptung entgegentreten, die so klingt, als brächten Frauen eine Unternehmensgründung nicht auf die Beine gestellt.
Es sage es (tatsächlich) nur ungern, aber in der Regel ist das so. Eine Ich-AG ist oftmals nur ein Konstrukt zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit. Das ist auch legitim. Und es ist mit Sicherheit besser Verantwortung für sich selbst zu übernehmen als das dem Staat zu überlassen. Aber tatsächliche Unternehmen, d.h. Firmen, die hunderte bis zehntausende, im Extremfall Hunderttausende Angestellte haben, sind nahezu alle männlich gegründet und aufgebaut. Ich habe die Gelegenheit gehabt tatsächlich einige solche Unternehmensgründer mal zu erleben und ich bin immer wieder beeindruckt, was für Persönlichkeiten dies sind. Und die Eigenschaften, die diese auf sich vereinenen, sind nicht unbedingt die, die man als typisch weiblich betrachten würde. Es ist schwer zu sagen, ob Frauen per se schlechtere Unternehmensgründer sind, in der Realität ist eine weibliche Unternehmensgründung ziemlich selten. Auch hier gibt es selbstredend Ausnahmen: Beate Uhse zum Beispiel. Aber es bleibt bei dem selben wie vorher: Das sind die Ausnahmen, nicht die Regel.
Zitat Meine persönlichen Schlussfolgerungen muten mir selbst utopisch an: wenn man Frauen Männerdomänen eröffnen möchte, darf die Förderung nicht erst mit einer Quote beginnen. Lasst die Mädchen selber für ihr Ding kämpfen, aber ermöglicht ihnen, innerhalb ihrer Gedanken- und Gefühlswelt an die Dinge heranzugehen. Genauso wenig, wie ich Jungs zu sensiblen Männern mache, indem ich ihnen eine Puppe statt eines Baggers in die Hand drücke, werden aus Mädchen Naturwissenschaftlerinnen, nur weil man ihnen die Barbie wegnimmt. Das war ein in meinen unglaublich naiver Ansatz der 70er, zu sagen, es gibt keine Unterschiede mehr, und jetzt spielt mal schön. Die gesellschaftlichen Kräfte, die jungs- und mädchentypische Verhalten generieren, sind viel komplexer und viel subtiler. Jedenfalls bedarf es anderer Methoden, wenn man die Verhältnisse dauerhaft und en masse ändern möchte.
Dazu zwei Dinge: Zum einen bin ich nicht überzeugt, dass man die Verhältnisse ändern muss. Das hat für mich immer noch den Anklang von sozialem Engineering. Man sollte einer Frau den Weg dorthin nicht versperren (wie auch einem Mann nicht), aber ich sehe am Zustand, dass sich eine bestimmte Bevölkerungsgruppe eher für ein bestimmtes Fach interessiert, nicht per se als schlecht an. Ich fände es wünschenswert mehr Frauen in den MINT Fächern zu sehen, weil ich es generell für wünschenswert halte, dass wir endlich mehr MINT Absolventen bekommen (weil wir zunehmend eine massive Ingenieurs Lücke bekommen), aber weniger weil ich glaube, es müsste überall Gleichheit herrschen. Doppelt soviel männliche täten es nach meinem Dafürhalten auch.
Zum anderen denke ich, dass wir auch bei Kindern einfach das ernten, was wir sähen: Wir dürfen uns nicht wundern, wenn wir Mädchen Puppen zu spielen geben aber Autos vorenthalten, dass diese sich weniger für Technik interessieren. Ich glaube, man mag mir widersprechen, dass wir am deutlichsten nicht erst in der Schule geprägt werden. Ich hatte meine grosse Klappe deutlich vor meiner ersten Schulstunde. Genauso wie mein Interesse für alles was blinkt und tutet da hätte vermutlich kein noch so femininer Unterricht noch viel dran ändern können. Man mag dagegen halten, dass das mit dem Spielzeug ein Cliche ist. Mag sein. Aber ich sehe es heute immernoch ständig. Wer schenkt denn wirklich einem Jungen ein Puppe ?
Zu dieser Prägung, die ohnehin schon vorliegt, kommt dann das Lehren von Sozialverhalten: Wenn sich Jungen in der Grundschule prügeln, dann lernen sie damit ein bestimmtes Sozialverhalten. Mädchen dürfen sich in aller Regel nicht prügeln und lernen ihren Streit auf andere Art zu führen, zum Beispiel mit verdeckten Methoden. Und prompt haben wir wieder geprägt: Der Junge, der lernt sich geradeheraus durchzusetzen, die Mädchen, denen das verboten wird. Ich will nicht emfehlen, dass sich alle Kinder schlagen sollen, aber ich denke, die Selektion, die da lange betrieben worden ist, hat immernoch Folgen.
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