Zitat von Zettel Auch in den Sozialwissenschaften, auch in der Politologie wird überwiegend solide geforscht; in Deutschland, international.
Zitat von Zettel
Jürgen Falter zum Beispiel, ein habilitierter Fachmann. Gerd Langguth, auch er ein ausgewiesener Wissenschaftler und übrigens langjähriges Mitglied im Bundesvorstand der CDU. Wolfgang Schröder, Oskar Niedermayer, Herfried Münkler, Karl-Rudolf Korte, Heinrich Oberreuter, Peter Lösche.
Wolfgang Röhl, einer der – von mir gern gelesenen - Hauptautoren auf der Achse des Guten, hat Jürgen Falter als „Meister der simplen Fakten“ beschrieben. Auf Youtube kann man einige Sendungen mit Falter sehen, die dieses Urteil bestätigen. Röhls Charakterisierung trifft meines Erachtens aber auch auf viele andere sog. „Wahlforscher“ zu, die uns an Wahltagen mit ihren Analysen quälen – oder auch langweilen. So gesehen ist Falter kein besonders hervorstechender „Fachmann“, auch wenn er habilitiert ist. Allerdings tritt er besonders oft im Fernsehen auf, zumindest früher bei Sabine Christiansen, jetzt wohl nur noch selten im BR.
Ebenso wie Falter sind auch Langguth und Niedermayer habilitierte Politologen mit beachtlichen Veröffentlichungslisten. Ohne Zweifel sind auch die anderen Persönlichkeiten auf Ihrer Liste kompetente Wissenschaftler, da vertraue ich ganz Ihrem Urteil, lieber Zettel.
Es gibt jedoch ein paar Dinge, wo ich Ihnen zwar nicht direkt widersprechen, aber vielleicht einige Gesichtspunkte ergänzen möchte.
Zum einen möchte ich das „international“ in Ihrer obigen Aussage streichen und lieber durch „und in einigen anderen Ländern“.ersetzen. Ich denke, daß diese Änderung trivialerweise richtig ist, denn ein Politologe oder Sozialforscher in Nordkorea, Kuba oder Saudi-Arabien (sofern es dort überhaupt welche gibt) darf ja gar nicht frei forschen, und etwas „solides“ kommt da sicher nicht bei heraus.
Zweitens ist jemand nicht nur durch seinen Titel („habilitiert“) ein ernst zu nehmender Fachmann. Umgekehrt ist ein fehlender Titel nicht automatisch der Ausweis für Genialität. Im Einzelfall wird immer die gesamte Wissenschaftselite des jeweiligen Faches entscheiden, ob jemand ein guter Wissenschaftler (oder sogar ein Genie) ist. Dies erscheint mir bei Mathematikern und Physikern erheblich einfacher, eindeutiger und unumstrittener zu verlaufen als bei Sozialwissenschaftlern (ich möchte jetzt mal Historiker und Germanisten ausser acht lassen). Verrückte Gestalten wie Ramanujan oder Grigori Perelman haben uns gezeigt, daß die internationale Mathematiker-Gemeinde letztlich zuverlässig beurteilen kann, ob Forschungsergebnisse richtig oder falsch sind. Auch der Rang solcher Ergebnisse wurde – wenn auch nicht immer sofort – letztlich immer korrekt eingeschätzt.
Gibt es einen Sozialwissenschaftler, der wirklich bahnbrechende neue Erkenntnisse gewonnen hat und weder promoviert noch habilitiert wurde? Wohl kaum. Ich denke, daß in diesem Bereich unserer Universitäten erheblich mehr Wert auf formale Titel gelegt wird.
Allerdings kann ich das nicht beweisen. Es ist leider nur subjektive Erfahrung. Aus meinem eigenen Studium in Bielefeld kann ich berichten, daß dort zu den Zeiten des großen Reformaufbruchs in den 70er Jahren gerade die Soziologie einen wichtigen Schwerpunkt des Lehrbetriebs bildete. Wir Mathematiker waren davon insofern betroffen, als man damals versuchte, mit besonders „fortschrittlichen“ Lehrmethoden auch bei uns neue Akzente zu setzen (Wegfall von Prüfungen und Klausuren bis zum Vordiplom, lockere Gespräche statt strenger Prüfungsfragen, Gruppenlernen, usw.). Diesen „fortschrittlichen“ Methoden war kein Erfolg beschieden, im Gegenteil, es scheiterten viele Studenten, die sich bis zum Vordiplom durchmogelten und dann feststellen mußten, daß sie doch nicht für das Studium geeignet waren. Verantwortlich für diesen Umbruch waren gerade diejenigen (meist linken) Pädagogen, Soziologen und Didaktiker, an deren Türen besonders deutlich dicke Schilder mit ihrem Titel „Prof.Dr.“ prangten, während international angesehenen Größen wie der Topologe Waldhausen oder der Gruppentheoretiker Mennicke lediglich ihren Namen dort vermerkt hatten.
Was ich also sagen will: wir müssen bei Titeln im akademischen Bereich vorsichtig sein. Nicht immer kann man aus ihnen auch wirkliche wissenschaftliche Kompetenz ableiten. Und subjektiv: besonders bei den mit Titeln in der Öffentlichkeit auftretenden Geisteswissenschaftlern habe ich den Eindruck, daß sie auf diesen Titel angewiesen sind, weil man sie sonst gar nicht wahrnehmen würde. So habe ich bei einer Veranstaltung der Universität Bonn an einem Nachmittag hintereinander in demselben Saal einen Vortrag eines jungen russischen Mathematikers und danach eines Professors für evangelische Theologie (die genaue fachliche Bezeichnung ist mir entfallen) gehört.
Der Unterschied zwischen beiden Veranstaltungen war gewaltig. Der Mathematiker gab dort seine Antrittsvorlesung zum Poincareschen Problem mit dem Titel „Wer wird Millionär“. In den hinteren Saalreihen hatten sich einige BWL-Studenten verirrt, die meinten, dass der junge Professor etwas über die mathematischen Möglichkeiten erzählen würde, wie man bei Günter Jauch oder anderswo schnell zu Geld kommen könnte. Diese verließen alsbald den Saal, als sich herausstellte, daß es um ein ziemlich komplexes mathematisches Problem ging, für dessen Lösung ein amerikanisches Institut eine Belohnung von 1 Million Dollar ausgesetzt hatte. Der junge Mann dort vorne, in Jeans und T-Shirt, konnte dann eine dreiviertel Stunde lang, nur mit Hilfe seines Notebooks und etlichen aufgeblasenen Wasserbällen und -ringen, ohne ein einziges mal in ein Vortragsmanuskript zu schauen, seinen Zuhörern dieses Problem erklären. Keiner kam bei den anschließenden Fragen auf die Idee, diesen Typen mit „Herr Professor“ anzureden, was bei dem anschließenden Theologenvortrag völlig anders war. Der wurde nämlich komplett vom Blatt abgelesen, war eine einzige Hetze gegen den britischen Evolutionsbiologen Richard Dawkins und endete mit den Fragen an den Herrn Professor.
Und zum dritten (und damit letzten Punkt) möchte ich auf eine Gruppe von Sozialforschern hinweisen („Forscher“, um im SPIEGEL-Jargon zu bleiben), die auch der Forumsteilnehmer Geissler nicht besonders gut leiden kann: das ist die sog. „Heitmeyer-Clique“ in Bielefeld, womit wir schon wieder im schönen Bielefeld wären, dessen Universitätsbibliothek ich nur wärmstens empfehlen kann.
Heitmeyer hat in seinem Institut viele Mitarbeiter um sich gesammelt und wird von der Bundesregierung gerne als Gewalt-Fachmann (vorzugsweise rechte Gewalt) gehört und finanziert. Seine Mitarbeiter sind viel unterwegs, ich selbst hatte das Vergnügen, Prof. Andreas Zick bei einem "wissenschaftlichen" Symposium vom 23./24.04. 2009 in Jena zum Thema Antisemitismus zu hören. Die Starallüren selbsternannter "führender" Antisemitismusforscher habe ich in einem ausführlichen Bericht dargelegt, ich möchte hier nur noch auf folgendes hinweisen: der dort anwesende junge angehende Prof. Salzborn war damals in Gießen mit einer Vertretungsprofessur für Politikwissenschaften betreut worden und wurde von der Veranstaltungsleitung vor seinem Vortrag ehrfürchtig mit "guten Wünschen" für seine anstehende Habilitation bedacht. Sein (abgelesener) Vortrag und auch diejenigen der aus Österreich angereisten Sozialforscherinnen war dagegen in höchsten Maße unwissenschaftliches Gelaber und für das Thema unergiebig.
Die zufällig neben mir sitzenden Chemiker konnten nur den Kopf schütteln. Aber der o.e. Andreas Frick hatte sich aus seinem Institut in Bielefeld extra eine junge Mitarbeiterin mitgebracht, die nach seinem (selbstredend vom Blatt abgelesenen) Vortrag die „richtigen“ Fragen an ihn stellte, wohingegen einer der auf dem Podium zur Abschlußdiskussion Angereisten auf kritische Fragen von Herrn Prof.Dr. Frick teils müde lächelnd, teils aggressiv mit erhobener Stimme darauf hingewiesen wurde, daß er es hier mit Studien zu tun habe, die von anerkannten Sozialwissenchaftlern in einem bekannten Bielefelder Institut erarbeitet worden seien. Diese Leute sitzen anscheinend wie Halbgötter in ihren Institutssesseln...
Und zum wirklich allerletzten Gesichtspunkt: Heitmeyer bestätigt mit seinen „Untersuchungen“ gerne alles, was die Ursachen für Gewalt und Konflikte „rechts“ und bei der Gesellschaft sieht, nie beim einzelnen. Man lese sich nur durch, was er in dem Abstract über „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ und Desintegration schreibt. Selbstredend hat der Mann nichts über für evolutionsbiologische Erklärungen, und
Zitat von Heitmeyer auch mit neurowissenschaftlichen Erklärungsversuchen von Gewaltbereitschaft geht Heitmeyer ins Gericht.
. Heitmeyer, der große Institutsdirektor, schreibt allen Ernstes in seiner Institutsbeschreibung:
Zitat
Nicht „kriminelle“ oder „pathologische“ Gehirne und der fehlende freie Wille des Menschen sind für ihn ursächlich, sondern eine gescheiterte oder unterlassene Anerkennung der Menschen. Denn anderenfalls, mahnt er, müsste jedem Gewalttäter Schuldunfähigkeit zugestanden werden. Die menschliche Gesellschaft würde in ein schicksalhaftes Gesamtgeschehen eingeordnet und letztlich gegen jede Kritik immunisiert.
Das sind Argumente aus der Mottenkiste von Bischof Huber oder Mixa, aber eines gestandenen Professors an einer Universität unwürdig. Peinlich, peinlich.
Und trotzdem gibt es ernstzunehmende, kompetente und gute Geisteswissenschaftler. Geissler hat ja schon ein paar genannt (Weiss, Sinn, Wolfsohn, Heinsohn, Birg, Amendt, Hofstede ...).
Verteilung männliche/weibliche Arbeitskräfte im Institut von Wilhelm Heitmeyer: 65 männlich, 62 weiblich
Verteilung männliche/weibliche Arbeitskräfte im Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der österreichische Ethnologin Ingrid Thurner
am gesamten Institut sind die Frauen in der Mehrheit, nämlich mit 57,77% weiblichem Personal. Mehr noch: 68 von 110 Lektoren (Thurner ist selbst eine, also keine Professorin) in ihrem Institut sind aufgrund ihres Vornamens eindeutig dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen - das sind 61,8%. Bei den Dozenten sind es 5 weibliche von 14 insgesamt (35,7%), beim wissenschaftlichen Personal 5 von 11 (45,45%). 40% der Dozenten und Wissenschaftler immerhin sind also Frauen. Daß es nicht mehr sind, könnte damit zusammenhängen, daß die 61,8% weibliche Lektoren zu viel mit Weltreisen und dem Schreiben von Artikeln für die Süddeutsche Zeitung oder "www.islam.de" beschäftigt sind, um vor der Islamophobie und der Zwangsenthüllung zu warnen.
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