|
Florian
Beiträge: 3.083
|
02.02.2011 19:17 |
|
RE: Marginalie: Der "Spiegel" und die Frauenquote
|
Antworten
|
|
Soweit ich sehe, werden für eine Frauenquote in Unternehmen i.d.R. folgende drei Argumente vorgebracht:
I. "Gerechtigkeit": Es sei ungerecht, wenn auf bestimmten Führungspositionen Männer deutlich überrepräsentiert sind.
II. "Verbesserung der Führung": Frauen bringen eine andere Führungsqualität. Auf diese zu verzichten verschlechtert die Performance der Unternehmen.
III. "Marsch durch die Institutionen": Mehr Einfluss für Frauen ist (zumindest aus feministischer Sicht) ein Wert an sich. Um dies zu erreichen muss man die Schalthebel der Macht möglichst weiblich besetzen.
zu I: Dieses Argument ist m.E. am wenigsten stichhaltig. Begründung: a) Irgendwo in diesem langen Thread hat jemand schon ganz zu Recht darauf hingewiesen, dass eine Quote immer auch eine Diskriminierung bedeutet. Das AGG verbietet ja ausdrücklich (aus Gerechtigkeitsgründen!!), dass das Geschlecht bei einer Personalentscheidung eine Rolle spielen darf. b) Es handelt sich bei Aufsichtsrats- und Vorstandsposten um Promille-Bruchteile aller in Deutschland zu vergebenen Stellen. 99,9% aller Männer und aller Frauen kommen für diese Posten ohnehin nicht in Betracht. Sofern hier irgendeine "Ungerechtigkeit" begangen wird, betrifft sie somit weniger als 0,1% aller Frauen. Somit kaum ein Massenphänomen, das nun nach einer gesetzlichen Regelung schreien würde.
Zu II. habe ich an anderer Stelle schon etwas geschrieben. Ich finde, dieser Punkt ist durchaus stichhaltig: Frauen haben auf viele Dinge einen anderen Blickwinkel und es kann einem Unternehmen nur gut tun, diesen Blickwinkel mit zu berücksichtigen. Unternehmen tun m.E. daher i.d.R. gut daran, mehr Frauen in der Führungsetage zu beschäftigen. Allerdings ist dies im Eigeninteresse der betroffenen Unternehmen und rechtfertigt keinesfalls einen rechtlichen Eingriff. Letzten Endes muss jedes Unternehmen selbst entscheiden, wie es möglichst gut geführt werden kann und in wie weit hier das Geschlecht überhaupt eine relevante Rolle spielt. Das kann je nach Branche auch ganz unterschiedlich sein: ein Unternehmen der Schwerindustrie sieht das vielleicht ganz anders als ein Unternehmen aus einer Lifestyle-Branche. Daher: Rechtliche Eingriffe sind mit II. nicht zu begründen.
zu III.: Dies dürfte wohl der tieferliegende Grund für die Quote sein. Als moralisch korrekte Begründung für eine Quote zieht dieses "Gesellschafts-Krieg"-Argument natürlich nicht. Daher wird i.d.R. eher Argument I. vorgeschoben. Allerdings glaube ich, dass auch bei III. die Feministen von einer falschen Prämisse ausgehen. Der "Geschlechter-Krieg", bei dem angeblich eine männliche Verschwörung die Frauen von der Macht fernhalten will, ist zwar ein beliebtes Bild. In der Realität gibt es so etwas aus meiner Erfahrung nicht. Ich habe (als Mann) auf jeden Fall noch nie irgendeine explizite oder auch nur implizite männliche Verschwörung gespürt, die sich gegen Frauen in Führungspositionen richten würde. Das wäre ja auch gar nicht logisch: für einen karrierebewussten Mann sind diejenigen die größten Konkurrenten, die ein besonders ähnliches Profil aufweisen wie er selbst. Im Zweifel muss er sich also eher darum bemühen, konkurriende Männer abzuschießen als konkurrierende Frauen. Umgekehrt ist es keinesfalls im Interesse von Frauen, ihre Geschlechtsgenossinnen besonders zu protegieren. Ganz im Gegenteil: Als einzige Frau in einem DAX-Vorstand hat man viel weniger Konkurrenz und ist viel weniger angreif- oder ersetzbar, als wenn es 3 oder 4 Frauen im Vorstand gibt. Die Vorstellung, durch immer mehr Frauen an der Macht quasi eine Bresche für die Frauenbewegung zu schlagen, dürfte sich daher als trügerisch erweisen.
|