Abgesehen von dem Punkt mit dem digitalen Graben und dem "noch", sehe ich das anders als Sie. Der Graben ist in der Tat selbst gemacht und das "noch" war überflüssig.
Ich hatte erst nicht vor, hier noch zu antworten. Dafür habe ich zu viele Diskussionen im Netz darüber beobachtet, in denen Männer mit scharfen Worten das Problem abtaten und die Diskussionen schnell hässlich wurden. Ich gehe auch davon aus, dass es auch eigentlich hier nichts nutzt, noch etwas dazu zu sagen, ich tue es dennoch.
Unstreitig wollen viele Frauen keine Karriere machen oder entscheiden sich bewusst aus anderen Gründen für Bereiche, in denen das, was man unter Karriere versteht, nicht möglich ist. Die anderen haben es aber schwerer als Männer, es sei denn, sie haben Förderer. Selbst in Unternehmen, in denen offensichtlich ist, dass Frauen in gehobene Positionen nicht gewollt sind, behaupten Männer, bei uns gibt es keine Diskriminierung. Die Ausprägung des Problems ist branchenabhängig.Es gibt Branchen, da haben es Frauen bis heute sehr schwer. Hauptgrund nach meinen persönlichen Beobachtungen, dass Frauen in bestimmten Ebenen als störend empfunden werden, weil man nicht weiß, wie man mit ihnen wird umgehen können. Dass man Angst davor hat, dass Frauen die eingespielten Rituale stören könnten. Man weiß, wie man mit seinen männlichen Kollegen umgeht und das könnte alles aus dem Gleichgewicht gebracht werden mit einer Frau. Um hier Frauen reinzubekommen, bedarfs es eines Mannes, der sich dagegen stellt und die Einstellung einer Frau durchboxt. Diese Männer gibt es und von denen würde nie jemand wagen zu sagen, alles Unsinn mit den mangelnden Chancen. Diese stellen sich auch den blöden Kommentaren der Männer ala, na, was hast Du Dir denn für ein Häschen ins Team geholt und riskieren mit dieser Entscheidung mehr als bei Einstellung eines Mannes. Denn wäre die Frau ein Fehlgriff, muss Mann diesen weitaus mehr rechtfertigen, als bei Einstellung eines Mannes. Ohne diese Männer, stünden wir Frauen heute noch recht verloren da und von denen hört man ganz sicher nicht solche Relativierungen wir hier im Thread.
Dann gibt es bis heute noch die verknöcherten Herren - findet sich unter 50 kaum noch, die tatsächlich Vorbehalte gegen die Leistung von Frauen haben. Das sind aber wenige nach meinen Beobachtungen.
Ferner steht bei Frauen einfach das Problem Kinder im Raume, wenn die Frau nicht über 40 ist und bis dahin keine Kinder bekommen hat. Ich kenne keinen Personaler, der nicht zugibt, dass man bei der Besetzung vorn Führungspositionen Angst hat, eine Frau können sich in Elternzeit verabschieden und selbst wenn sie es nicht macht, hat das Unternehmen ein Problem, denn viele Jobs sind einfach nicht mit Kinderbetreuungseinsrichtungszeiten vereinbar. Eine Frau, die einen Job hat, der z.B. Reisetätigkeit mit sich bringt, kann in der Regel den Job nach der Geburt eines Kindes nicht mehr ausüben, weil sie abends heim muss. Auch sind lange Sitzungen nicht möglich. Denn das Ehemann, Vater wie auch immer ausgerechnet dann einspringen kann, wenn Frau Termine hat, ist illusorisch. Ob Frauen Kinder haben wollen oder nicht, spielt in dem Moment auch keine Rolle, einzig zählt, mach könnte sich ein Problem ins Haus holen und nimmt daher lieber den Mann.
Dass man eine Quote nicht will, kann ich verstehen. Aber so zu tun, als ob es keine Probleme heute mehr für Frauen gebe, ist nicht ehrlich, denn die Probleme sind offensichtlich für jeden, der in einem Unternehmen tätig ist. Bei den großen Konzernen, welche in der mittleren Ebene Schwangerschaftsausfälle tragen können, ist das Problem sicher weniger ausgeprägt, aber dennoch gilt oben Gesagtes auch hier.
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