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C.
Beiträge: 2.639
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17.02.2011 15:53 |
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Zitat von Stefanie Also nicht, dass ich der Auffassung wäre, dass man nicht überprüfen muss, inwieweit er tatsächlich abgeschrieben hat, da ja ein Anfangsverdacht besteht, aber ich finde es irgendwie abstoßend, dass sich da jetzt eine Community bildet, die versucht alles zusammen zu tragen.
Es ist ein schönes Beispiel von Schwarmintelligenz, kreatives (Nach)Forschen im einem zufälligen Team, dass sich der Plagiatsforschung an einem bestimmten Beispiel widmet. Aus meiner Sicht eine sinnvolle Nutzung des Internets mit Zukunftspotential, dass sich nicht nur auf die Plagiatsforschung im Allgemeinen und auf ein bestimmtes Beispiel im Speziellen beschränken sollte. Ein schönes Anwendungsbeispiel wäre den Gedankengang von stefanolix aufzugreifen und in ähnlicher Weise zu bearbeiten.
Zitat von stefanolix Etwas OT: Ich befasse mich momentan (allerdings wirklich nebenberuflich!) mit dem Begriff des Extremismus und mit den Einwänden linker Wissenschaftler gegen diesen Begriff. Es scheint mir da eine Art Zitierkartell zu geben und es werden zum Teil sehr leicht durchschaubare Argumente vorgebracht. Wenn sich andere Bewohner dieses Diskussionsforums schon mit diesem Thema befasst haben und eventuell Links oder Hintergrundinformationen zur Verfügung stehen, wäre ich für eine private Nachricht an stefanolix(at)gmx(dot)net dankbar. Mir geht es z.B. um die Rolle der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung
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Auch steht eine Erwiderung auf die in interessierten Kreisen bejubelte "Widerlegung" von Sarrazins Thesen durch die heymat an.
Die Werkzeuge (google knol, google docs, wikio etc.) sind vorhanden, werden allerdings wenig genutzt, aber ich sehe hier eine sinnvolle Entwicklung des Internets und auch der wikipedia, die erhebliche Mängel bei bestimmten politisch interessanten Themenkreisen aufweist.
Zitat von Stefanie Denn das klingt mir nicht nach, Aufklärung im Dienste der Wissenschaft.
Die Zuordnung von Primärquellen in einer Dissertation ist wissenschaftlich und das Nachholen von bisher Versäumten. Hierbei spielt die Intention keine Rolle und soweit ich ersehen kann, beteiligen sich dabei nicht nur Gegner Guttenbergs.
Ich möchte trotzdem noch etwas zur Verwirrung beitragen, zumal meine Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen ist. Guttenberg hat Regeln wissenschaftlichen Arbeitens verletzt, in einer Art und Weise, die nicht unbewusst erfolgen konnte. Abstrus ist dabei lediglich, dass er die Anschuldigung "abstrus" nennt. Ich bin keine Professorin der Rechswissenschaft, ich kann nicht den wissenschaftlichen Wert seiner Dissertation beurteilen, die nach der Einschätzung seines honorigen Doktorvaters sehr hoch ist, nach Einschätung von Andreas Fischer-Lescano gering. Inwieweit die Unterlassung der Quellenangaben bei teilweiser wörtlicher Widergabe sich auf das Gesamtwerk auswirkt, liegt völlig außerhalb meines Beurteilungsvermögens, zummal ich bisher nur Auszüge gelesen habe.
Aber die Regelverletzung kann ich bewerten, da ordnungsgemäßes Zitieren keine Unterschiede nach Fachgebiet kennt. Es geht um sauberes wissenschaftliches Arbeiten, wenn dabei keine Regeln eingehalten werden müssen, können wir "Wissenschaft" in die Tonne treten. An dieser Stelle lehne ich mich weit zum Fenster heraus und behaupte elitär, dass Guttenberg keinen Dunst von Wissenschaft hat.
Andere Qualitäten möchte ich nicht in Frage stellen, vielleicht gehört zum politischen Erfolg der Regelverstoß. (Der Rechtswissenschaft möchte ich den gewollten Regelverstoß nicht unterstellen, auch wenn mich mein Gefühl gelegentlich dazu drängt, aber Gefühle sind nicht immer die besten Ratgeber.)
Die akademische Betrachtung würde eine akdemische bleiben, wenn es nicht um eine exponierte Gestalt der deutschen Politik handeln würde, die ihre derzeitige Laufbahn mit einem Doktortitel schmückt. Strahlt der Regelverstoß in der Wissenschaft auf seine Tätigkeit als Bundesverteidigungsmisnister und als "Lichtgestalt" der Regierungskoalition aus? Zumindest hat er eine Bedeutung bei der Charakterbewertung.
In seinem neuesten Essay schreibt Jakob Augstein in einem anderen Zusammenhang:
Zitat von Augstein Gekonnte Verwaltung allein macht noch keine Zivilgesellschaft aus. Ohne ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit in der Politik gehen der Demokratie die Demokraten aus
Es ist an Guttenberg seine Glaubwürdigkeit wiederherzustellen. "Abstrus" ist dabei "nicht hilfreich"*, da sollte er sich bedeutend mehr einfallen lassen. Natürlich gibt es viel schlimmere Finger in der Politik als ausgerechnet Guttenberg, aber diese stehen derzeit nicht derart exponiert im Zentrum des Interesses.
Während ich oben noch Augstein nickend zugestimmt habe, konterkariert er seine weisen Worte ein paar Sätze später mit folgendem Anwurf:
Zitat von Augstein Die Tatsachenmenschen sind die Herrscher im Reich des Negativen. Sie erklären uns nur, was alles nicht möglich ist. Ihre Gesellschaft ist keine lebenswerte. Das meint Oskar Negt, wenn er sagt, es gebe Zeiten, in denen nur noch Utopien realistisch seien.
Zettels Raum mit dem angeschlossenen kleinem Zimmer zeichnet sich durch eine hohen Anteil an Tatsachenmenschen aus, die es als obszön empfinden, wenn Regelverstöße in der Wissenschaft Einzug halten und erklären, warum das nicht möglich sein darf.
Ich nehme allerdings zur Kenntnis, dass unsere Gesellschaft lebenswerter wäre, wenn über Verfehlungen und Unwahrheiten locker hinweggesehen würde. Glaubwürdigkeit entsteht durch präzise Aussagen, die überprüft werden können (Alberts 6. ehernes Logikgesetz) und nicht durch utopische Annahmen, auch wenn Augstein anderes suggeriert.
Nachtrag: *Quelle: Angela Merkel
http://www.iceagenow.com/
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