Zitat von Gansguoter Nein, so traurig es ist: Auf allen Ebenen ist es Aufgabe des Gutachters, auf Pfusch zu achten, als Lehrer in der Unterstufe bei Hausaufgaben, als Lehrer in der Mittelstufe bei Referaten, in der Oberstufe bei Facharbeiten, der Assistent bei Proseminararbeiten, der Professor bei Staatsarbeiten und Dissertationen. Das ist die Aufgabe.
Es ist nun mal ein Unterschied, lieber Gansguoter, ob man unterrichtet oder ob man gemeinsam wissenschaftlich arbeitet.
Ich habe das schon einmal erwähnt, daß ich bei Klausuren meiner Studenten mit ziemlich viel Aufwand jeden Betrug verhindert habe. Ich galt da als ziemlich erbarmungslos. Die Klausuren wurden im Audimax geschrieben. Jede zweite Sitzreihe blieb frei. Zwischen zwei Banknachbarn waren zwei leere Sitze. Es gab verschiedene Versionen der Klausur, und niemand wußte, welche Version der andere hatte. Meine Mitarbeiter patroullierten zwischen den Sitzreihen und waren beauftragt, jeden Kandidaten, bei dem ein Spickzettel oder sonst etwas Unerlaubtes entdeckt worden war, sofort aus der Klausur auszuschließen. Für Notizen gab es numerierte Bögen, die zusammen mit der Klausur komplett wieder abgeliefert werden mußten. Wer irgendwelches anderes Papier benutzte, hatte automatisch nicht bestanden.
Ich habe das gemacht, weil ich zugleich den Studenten gesagt habe: Ich versuche zu verhindern, daß Sie betrügen. Wenn es Ihnen dennoch gelingt, dann herzlichen Glückwunsch. Ich nehme das niemandem persönlich übel, nur muß er es sich im Klaren sein, daß ihn das möglicherweise ein Semster kostet.
So ist es, wenn man unterrichtet. Aber die Betreuung einer Dissertation ist kein Unterrichten, sondern es ist gemeinsame wissenschaftliche Arbeit. Die Dissertationen bei mir waren immer in unsere Forschungsprojekte eingebunden; die Doktoranden hatten überwiegend Stellen, die von der DFG finanziert wurden.
Wenn ich so jemandem mißtraut hätte, dann hätte ich ihn gar nicht einstellen, seine Arbeit gar nicht betreuen können. (Es gab ein einziges Mal einen Fall, wo ich Zweifel hatte. Der Vertrag lief aber ohnehin aus, und ich habe ihn dann nicht verlängert).
Wenn jemand bei einer naturwissenschaftlichen Dissertation betrügen will, dann baut er nicht Plagiate in seine Arbeit ein, sondern dann fälscht er die Daten, so daß seine Hypothesen sich "bestätigen". Ich habe das schon geschrieben - es ist völlig ausgeschlossen, daß´ich das überprüfe. Jemand kann eine Datei nehmen und Daten manipulieren; wie will ich das ermitteln?
Also da wäre es absurd, wenn ich mich als Kriminalist aufspielen wollte. Wissenschaftliche Arbeit braucht gegenseitiges Vertrauen. Wer es verletzt, der hat damit seinen Charakter offenbart, und man ärgert sich, ihm vertraut zu haben. Aber Prävention ist ausgeschlossen.
Herzlich, Zettel
|