Zitat von Zettel Es ist schon interessant, lieber Gorgasal, wie in solchen Äußerungen wie der zitierten sich ein Ressentiment gegen die Wissenschaft Bahn bricht.
Viele der Journalisten haben ja studiert. Nicht alle haben es geschafft, ihr Studium abzuschließen. So gut wie niemand hat wissenschaftlich gearbeitet. (Es gibt Ausnahmen).
Sie schreiben so leichtfertig über die Wissenschaft, wie sie über vieles leichtfertig schreiben, von dem sie nichts wissen.
Herzlich, Zettel
Nun, lieber Zettel, vielleicht gestatten Sie mir auch als nur "Normalpromovierter", mich dazu zu äussern: Ob die Spiegel Autoren promoviert sind oder nicht, sie haben recht. Und das kann ich auch sagen als jemand, der den Wissenschaftsbetrieb lange genug kennengelernt hat. Ich emfinde diese etwas arrogante Haltung (ich würde es gerne weicher schreiben, aber mir fällt tatsächlich kein weicherer und dennoch korrekter Begriff sein) auch als unangebracht. Und untypisch für Sie und ihr Forum. Ich habe eine Zeit lang im Vorstand meiner Fakultät verbracht und diese Haltung, das man ohne Habilitation ja kaum die Qualifikation habe sich zur Farbe der Fassade zu äussern, die hat mich damals schon unglaublich angefressen. Es besteht kein Zweifel das jemand, der schon eine Promotion hinter sich hat, besser beurteilen kann, was das bedeutet und wie anstregend das ist. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass sich alle anderen dazu nicht zu äussern haben, oder das das, was sie äussern ja nur Ressentiments zu einem Thema sind, von dem sie keine Ahnung haben.
Ich finde, ebenso wie andere und hier auch der Spiegel, es ist ein Skandal. Denn was ist eine Promotion noch wert, wenn ich sie per google anfertigen kann und das von DREI Gutachtern nicht bemerkt wird ? Wir sind alle so stolz auf peer review, aber was ist das noch wert, wenn das Ergebnis Schlamperei ist ? Dann können wir auch alle gleich in Waldis Käseblatt veröffentlichen und sparen uns die Prüfung von Dissertationen in Zukunft ganz. Ich fühle mich persönlich angefressen, und zwar nicht von von Guttenberg, sondern auch von seinen Prüfern. Ich musste für meine Diss lange und hart arbeiten und der kommt damit durch, dass er googeln kann. Es ist das selbe Gefühl, dass ein Schüler hat, der monatelang auf eine Prüfung gelernt hat und eine schlechtere Note bekommt als sein Nachbar, der keine Ahnung hat aber die Kunst des Blubberns beherscht. Natürlich hat Guttenberg betrogen. Aber wie ist ein Prüfungsbetrieb zu bewerten, der das nicht merkt ? Ich denke, sich auf ein "Ich vertraue meinen Studenten" zurückzuziehen wird dieser Notwendigkeit nicht gerecht, denn es entwertet den Doktortitel. Natürlich vertraut man dem Studenten. Ich habe auch seinerzeit meinen Praktikanten vertraut. Was nichts daran ändert, dass ich es bemerkt habe, als mir jemand fremden Code unterjubeln wollte und ich den achtkant rausgeschmissen habe.
Um ein bischen zu differenzieren, ich denke es KANN passieren, dass jemand mit genug krimineller Energie einen Betrug so geschickt begeht, dass er nur schwer gefunden werden kann. Beispielsweise der Physiker Schön mit seinen Artikeln. Aber liegt das hier vor ? Ist das Zusammenkopieren von 170 Textstellen, allesamt per google verfügbar, wirklich sehr geschickt ? Es müsste schon sehr meisterhaft geschehen sein, so meisterhaft, dass man sich fragt, warum jemand, der so perfekt fremde Stile als eigene ausgeben kann, betrügen sollte. Tatsächlich sind die Umformulierungen eines Gutenbergs eher stümperhaft zu bewerten. Und da fragt man sich schon: Warum haben das DREI ausgewiesene Experten nicht bemerkt ?
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