Natürlich sind die Verbrechen nicht aufgearbeitet. Wer soll das denn tun, das aufarbeiten? Die Siegermächte haben ganz vorsichtig damit angefangen. Aber schnell hat man sich darauf besonnen, dass es besser ist die Deutschen als Manövriermasse im kalten Krieg einzusetzen. Das war es dann für die Aufarbeitung. Täter arbeiten natürlich nicht auf. Die Nutznießer ebenfalls nicht. Die Mitläufer auch nicht. Sind nicht viele, die dann noch in Frage kommen. Und sie waren in der Minderheit, hatten keinen Zugang zu Medien, Justiz, Polizei. Keine Chance.
Das ändert nichts daran, dass kein Volk so sehr wie das deutsche sich den dunklen Seiten seiner Vergangenheit stellt. Das wurde sofort von einer Clique Berufsbetroffener gekapert, die sich heutzutage eine goldene Nase verdienen als Hohepriester des Schuldkults. Es gibt Leute, die verrichten keine andere Arbeit als Trauerarbeit. Und sie leben gut davon. Kann sich jemand an den letzten hitlerfreien Tag im deutschen Fernsehen erinnern? Google bringt beim Suchbegriff [Hitler] allein für die letzten 24 Stunden 1.510.000 Treffer, [Auschwitz] 297.000.
Aufarbeitung ist nicht mehr möglich. Die Beteiligten sind tot. Und die Hohepriester des Schuldkults machen eine ehrliche Auseinandersetzung mit der fraglichen Zeit unmöglich. Die Schläger, Brandstifter und Steinewerfer der Antifa-SA genießen in Deutschland zwar nicht de jure, aber de facto strafrechtliche Immunität. Ein stereotypes „Wehret den Anfängen“ rechtfertigt heutzutage jede Schweinerei. Aufarbeitung sieht anders aus. Jedes von Ausländern begangene Verbrechen wird verheimlicht oder kleingeredet mit direktem oder indirekten (wir Deutsche haben viel schlimmeres getan) Hinweis auf die Verbrechen des NS-Regimes, dargestellt als eine Art nachgeholte generationenübergreifende ausgleichende Gerechtigkeit. Wir haben damals die Juden ermordet; nur gerecht, wenn die Muslim die Töchter ihrer Gastgeber vergewaltigen und die Söhne ermorden. Das ist das Gegenteil von Aufarbeitung, das ist Instrumentalisierung. Ein Ende ist nicht absehbar. Die politisch-mediale Machtclique ist jetzt und die nächsten Jahre von dieser Schiene nicht runterzukriegen. Oder glaubt jemand, die Bundesfachfrau für nichthilfreiche Bücher und ihr williger „auch international“ Besorgter (die wegen eines Sachbuchs vor Wut im Dreieck springen, aber den Mehrfach-Mord von F vor einem Monat wie ein bedauerliches Naturereignis hinnehmen) verzichten freiwillig auf dieses Machtinstrument?
Deshalb muss ich sagen, eine ehrliche Nichtaufarbeitung wäre mir lieber als die unter der Bezeichnung Aufarbeitung inszenierte Verlogenheit. Martin Hohmann hat es in der inkriminierten Neuhofer Rede so zusammengefasst: Zitat von Martin Hohmann Jede andere Nation neigt eher dazu, die dunklen Seiten ihrer Geschichte in ein günstigeres Licht zu rücken. Vor beschämenden Ereignissen werden Sichtschutzblenden aufgestellt. Bei den anderen wird umgedeutet. Paradebeispiel für Umdeutung ist die Darstellung der französischen Revolution. Da ist das große Massaker in Paris und den Provinzen, besonders in der Vendee. Da ist die anschließende Machtübernahme durch einen Alleinherrscher, dessen Eroberungskriegszüge millionenfachen Tod über Europa brachten. Die Mehrheit französischer und außerfranzösischer Stimmen beschreiben dennoch die Revolution mit ihrem Terror als emanzipatorischen Akt und Napoleon als milden, aufgeklärten Vater des modernen Europa.
Solche gnädige Neubetrachtung oder Umdeutung wird den Deutschen nicht gestattet. Das verhindert die zur Zeit in Deutschland dominierende politische Klasse und Wissenschaft mit allen Kräften. Sie tun "fast neurotisch auf der deutschen Schuld beharren", wie Joachim Gauck es am 1.10. 2003 ausgedrückt hat.
Mit geradezu neurotischem Eifer durchforschen immer neue Generationen deutscher Wissenschaftler auch noch die winzigsten Verästelungen der NS-Zeit.
Es verwundert, daß noch keiner den Verzicht auf Messer und Gabel vorgeschlagen hat, wo doch bekanntermaßen diese Instrumente der leiblichen Kräftigung der damaligen Täter dienten. Die Deutschen als Tätervolk. Das ist ein Bild mit großer, international wirksamer Prägekraft geworden. Der Rest der Welt hat sich hingegen in der Rolle der Unschuldslämmer – jedenfalls der relativen Unschuldslämmer – bestens eingerichtet. Wer diese klare Rollenverteilung – hier die Deutschen als größte Schuldigen aller Zeiten, dort die moralischen überlegenen Nationen – nicht anstandslos akzeptiert, wird Schwierigkeiten erhalten. Schwierigkeiten gerade von denen, die als 68er das "Hinterfragen, das Kritisieren und das Entlarven" mit großem persönlichen Erfolg zu ihrer Hauptbeschäftigung gemacht haben. Einige von den Entlarvern hat es bekanntermaßen bis in höchste Staatsämter getragen.
Die zeitgenössischen Kulte um „Aufarbeitung“ und „Antifaschismus“ haben in Deutschland eine praktische Ausformung, die mit dem Ursprung nicht mal mehr ansatzweise was zu tun hat. Da kann man wohl nichts machen. Scheinbar gibt es immer die Tendenz, dass die Pressoure-Groups sich der ursprünglich mal guten Sache bemächtigen und die für ihre Zwecke instrumentalisieren. In der Dankesrede für den Friedenspreis des deutschen Buchhandels 1989 (vorgetragen von Maximilian Schell) hat Vaclav Havel eben dies zur Perestroika bemerkt Zitat von Vaclav Havel In der ganzen Welt ertönt heute das herrlich hoffnungsvolle Wort »Perestrojka«. Wir alle glauben, daß sich hinter diesem Wort eine Hoffnung für Europa und die ganze Welt verbirgt. Und doch - ich gebe es zu - zittere ich hin und wieder vor Angst, dieses Wort könnte wieder nur eine neue Beschwörungsformel werden, es könnte sich schließlich wieder in den Gummiknüppel verwandeln, mit dem uns jemand schlägt. [...]. Ich denke an etwas anderes: nämlich daran, daß auch jener tapfere Mann, der heute im Kreml sitzt, hin und wieder - und vielleicht nur aus Verzweiflung - die streikenden Arbeiter oder die sich aufbäumenden Nationen oder nationalen Minderheiten oder allzu ungewöhnliche Ansichten von Minderheiten beschuldigt, sie bedrohten die Perestrojka. Ich verstehe ihn, diese gigantische Aufgabe zu erfüllen, die er sich vorgenommen hat, ist unermeßlich schwer, alles hängt am seidenen Faden, und fast alles kann eben diesen Faden zum Reißen bringen, und alle werden wir dann in den Abgrund stürzen. Und trotzdem sage ich mir: Sind nicht in diesem »neuen Denken« bedenkliche Relikte des alten Denkens enthalten? Erklingt hier nicht das Echo uralter gedanklicher Stereotypen und sprachlicher Machtrituale? Beginnt nicht das Wort Perestrojka, hier und da dem Wort Sozialismus zu ähneln, vor allem, wenn es hin und wieder demselben Menschen um den Kopf geschlagen wird, der so lange und so ungerecht mit dem Wort Sozialismus geschlagen worden ist?
Ändert sich was in der Substanz, am Gehalt von Havels Aussage, wenn wir Perestroika mit Antifaschismus/Aufarbeitung ersetzen?
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22:06 einige Schreibfehler rausgemacht
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