Ich denke, es ist das heißeste Thema überhaupt, das sie in ihren beiden Artikeln ansprechen. Noch immer (3 Generationen danach) fasziniert die Enstehung und Ausbreitung des 3. Reichs - vermutlich wegen der so beispiellosen Manifestation des Bösen.
Sie meinen, die Aufarbeitung sei noch weitgehend lückenhaft, sobald es in den privaten Bereich, in die persönliche familiengeschichtliche Betroffenheit, hineingehe. Das mag sein. Ihr Urteil bezieht sich aber bereits auf die Enkelgeneration, zunehmend auf die Urenkelgeneration. Für die die erste Generation nach der im 3. Reich handelnden trifft das m.E. aber nicht zu. Als diese Generation Angang der 60er Jahre erwachsen wurde, war sie höchst unzufrieden damit, wie ihre Eltern versuchten, sich aus der Affäre zu ziehen.
Ich denke, den meisten Sühnen und Töchtern war klar, daß ihre Eltern NICHT unbeteiligt sein konnten. Viele dürften auch anhand von Briefen, Tagebüchern und sogar anhand von Gerichtsprozessen (es gab ja immerhin einige, wo die schlimmsten Täter verurteilt wurden) erkannt und gewußt haben: meine Eltern waren dabei, waren aktiv. Genau deshalb und auf dieser Basis entwickelte sich ja der so extreme Schuldkult, die exzessive Gedächtniskultur, die linkskulturelle Hegemonie in Politik, Kunst, Journalismus, Kultur. Die erste Generation nach dem Krieg wußte (überwiegend) auch ganz persönlich: meine Vorfahren haben (da oder dort) mitgemacht. Und sie wollten mit aller Macht in ihrem Wirkungsraum eine Gegenrichtung und ihren Abscheu gegen die Haltung der Elterngeneration zum Ausdruck bringen. Letztlich verallgemeinerte sich diese Haltung ja durchaus zu einer Ablehnung der westlichen Zivilisation als solche.
Jedoch nützen die Erkenntnisse der einen Generation der nächsten wiederum wenig. Die Enkel fangen im Prinzip wieder bei null an in der Erforschung der eigenen Familiengeschichte. Die Urenkel natürlich erst recht. Sozusagen muß jede neue Generation wieder selbst neu "aufarbeiten", so wie sie es getan haben mit ihren Recherchen im WASt.
Die Frage ist, wie lange das fortgesetzt werden kann und fortgesetzt werden muß. Letztendlich gibt es keine Übertragung von Schuld an nachfolgende Generationen. Irgendwann muß diese Frage in die große allgemeine Geschichtswahrnehmung übergehen und darf dann auch getrennt von der persönlichen Geschichte betrachtet werden. Es wird wohl für immer die Faszination am "ultimative Bösen" des 3. Reiches geben, aber man wird weniger die (indirekte) persönliche Betroffenheit durch Vorfahren gewichten, weil es iregdnwann zu lange her ist.
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