Zitat von DrNick Was sich hier jeweils niederschlägt ist aus meiner Sicht ein eklatanter Mangel an historischem Bewußtsein; ich kann von einem Denker aus der Goethezeit einfach nicht erwarten, daß er sich für die Gleichberechtigung der Frauen einsetzt.
Es natürlich sinnvoll, dass man historische Figuren in ihrerm historischen Zusammenhang beurteilt, das sollte aber nicht den Blick darauf verstellen, das beispielsweise der grosse Reformator Martin Luther ein Antisemit war. Oder Julius Caesar ein Massenmörder. Das kann und darf man nicht einfach wegwischen. Es gibt beispielsweise eine bedeutende, historische Figur, die von einem Teil der Menschheit als perfekter Mensch betrachtet wird. Und Menschen per tausenden umgebracht hat. Ich denke keine dieser Personen ist durch seinen Zeitgeist entschuldigt, Denn genauso müssten wir an dieser Stelle einen Josef Göbbels oder einen Herman Göring entschuldigen, die voll im Zeitgeist standen. Oder, um ein vielleicht weniger typisches Beispiel zu wählen, wir müssten auch die Mauermörder entschuldigen, die aus ihrem Zeitgeist heraus Flüchtlinge in den Rücken schossen. Ich denke man muss nicht alles wegwerfen was eine historische Person gedacht oder bewirkt hat, aber eine differenzierte Darstellung verlangt auch, dass man das Kind beim Namen nennt, was diese Person sonst so alles getan und gesagt hat.
Zitat Ebenso muß man bei der moralischen Beurteilung von Beck und Co. den hier einschlägigen Zeitgeist der 70er und 80er Jahre berücksichtigen, den Jan Fleischhauer einmal in einem lesenwerten Artikel dargestellt hat.
Der Artikel ist ziemlich harter Tobak, lieber DrNick. In unserer Diskussion finde ich aber gerade seinen Anfang wichtig. Es war eben KEINE Mehrheitsmeinung. Es war eine Stimmung innerhalb des linken Millieus. Und es gab eine Gesellschaft aussen, die deutlich gesagt hat, das ist falsch, das ist ein Verbrechen. Nur hat man diese lieber ignoriert und diffamiert, tut man ja heute noch. Und ich bleibe bei dem Argument, die siebziger Jahre waren eine freie Gesellschaft, man hatte keine staatlichen Repressionen zu befürchten, wenn man sich gegen Pädophilie gestellt hat. Mitläufer haben wenigstens die Entschuldigung, dass ein Dagegenstellen tatsächlich sehr gefährlich gewesen wäre. Welche Entschuldigung hat ein Volker Beck ?
Und eins noch als Nachsatz, weil das in dem Artikel deutlich thematisiert wird. Solche Schriften haben Folgen. Pädophile fühlen sich herausgefordert, das umzusetzen, das Unrechtsbewusstsein geht verloren. Und in der Folge werden Kinder missbraucht (eigentlich ein sehr harmloses Wort für das, was gemeint ist). Und sind ihr Leben lang davon gezeichnet. WO um alles in der Welt hat ein Daniel Cohn-Bendit oder ein Volker Beck jemals dafür Verantwortung übernommen ? Soweit ich es sehe ist Cohn-Bendits Ansatz der Verantwortung die Erkenntnis, das das alles verjährt ist. Auch ne Art Verantwortung zu übernehmen.
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