Kann sein ich irre, aber mir scheint dass wir in immer kürzeren Zeitabständen von solchen Sachen hören. Vor sechs Jahren war es der Türck. Dann der Copperfield. Dann der Kachelmann. Dann der Assange. Nun der Strauss-Kahn. Sehr unterschiedlich die Männer und ihre Vita, aber ein paar Gemeinsamkeiten gibt es schon. Sie ragen heraus aus der grauen Masse. Sie haben Geld und Charisma. Sie haben sich hochgearbeitet. Sie schaffen auf ihrem Gebiet mehr, sie erkennen eher als andere die Chancen und Gefahren. Und sie auf dem Weg nach oben nicht gestolpert über die von listigen Mitbewerbern aufgespannten Stolperdrähte. Solche haben es nicht nötig, den Frauen hinterher zu laufen. Solche lassen die Bewerberinnen antreten und treffen die Auswahl aus dem Überangebot.
Und dann passiert ein Wunder. Die Männer, denen die Frauen hinterher laufen, die Männer, die über die Jahre hinweg clever, fleißig und tüchtig waren, die sich mühsam noch oben durchgekämpft haben, die alle Angriffe der Konkurrenten abwehren konnten - die benehmen sich auf einmal, ohne irgendeinen erkennbaren Anlass, wie die letzten Idioten.
Kann das sein? Ich glaube nicht. Diese Geschichten gewaltig nach Mentholzigarette. Allein die Motivlage lässt überhaupt keinen Anlass für eine Vergewaltigung erkennen. Und die Vergewaltigungserzählungen sind meist nicht ganz schlüssig. Warum sollte Türck sein Groupie vergewaltigen? Auf dem Fußweg, wo er jederzeit beobachtet werden kann? Dazu die hirnrissige Geschichte der Lügnerin, die die geschätzte Gisela Friedrichsen fragen ließ, ob Türck bei der behaupteten Nötigung nicht eine dritte Hand gebraucht hätte. Warum soll Copperfield, das Sex-Symbol schlechthin, seinen Ruf und seine Millionen riskieren, in dem er sich mit Gewalt nimmt was ihm täglich zigfach zufliegt? Gegen Kachelmann liegt sowieso nichts vor als die Verleumdungen einer Lügnerin. Abgesehen davon, warum soll Kachelmann eine Dame vergewaltigen, die er offenkundig ohnehin nicht schätzte und deren Verlust er leicht wegstecken konnte? Und Assange soll auf der Flucht seine Helferinnen durch eine brutale Handlung gegen sich aufbringen – damit die ihn sofort ans Messer liefern? Mann oh Mann.
Nun also Strauss-Kahn. Ein Frauenheld. Steinreich. Normalerweise unmöglich, dass das Zimmermädchen in Anwesenheit des Gastes die Suite betritt. Wir sind ja nicht in einer Hundertdollarabsteige, wo der Gast gefälligst das „Bitte nicht stören“-Schild an die Klinke zu hängen hat.
Falls doch dummer Zufall, was tut die Hotelangestellte in der Überraschungssituation? Sie macht auf dem Hacken kehrt und verschwindet („nix g´sehn und nix g´hört) ebenso schnell wie geräuschlos. Und in dieser halben Sekunde wurde der gerade vom Baden/Duschen relaxte DSK zum seine Triebe nicht steuern könnenden Tier?
Eine politische Intrige wird es wohl nicht sein; zu groß die Gefahr der Entdeckung. Vielleicht hat DSK die Dame bei Stehlen erwischt. Oder sie hat nachgerechnet und festgestellt, dass sie mit Klagerücknahme mehr verdient als mit Arbeit in ihrem ganzen Leben. Zurzeit sind die Fachleute von der Spurensicherung bei der Arbeit. In zwei Tagen sollten die Ergebnisse vorliegen. Mal sehen was wir da sehen.
Wie man hört, wurde es in der Attischen Demokratie immer schlimmer mit dem Sykophatentum. Erst die Tyrannen haben dem ein Ende bereitet (zeitweilig jedenfalls). Keine guten Aussichten, würde ich sagen.
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