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Zettel
Beiträge: 20.200
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28.05.2011 23:27 |
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Zitat von Calimero
Zitat von stefanolix Ich würde »Bio« von »Biographie« herleiten. Es handelt sich also um einen Menschen, der aus seiner Biographie heraus ein Deutscher ist.
Unwahrscheinlich, wäre irgendwie auch unelegant. Özdemir meinte das schon biologisch (was natürlich Nonsens ist).
Ich habe jetzt einmal gegoogelt und zu meiner Verblüffung für "Biodeutscher" nicht weniger als 26.200 Fundstellen bekommen. Darunter sind zwar einige, in denen das Wort "Deutscher" zufällig auf "Bio" folgt, aber auch wenn man die herausfiltert, bleiben noch 25.100 übrig.
Das Wort wird in einer Liste rechter Termini aufgeführt, wo allerdings in der Diskussion darauf verwiesen wird, daß es auch Linksextreme benutzen. Eine Suche bei Altermedia liefert 16 Fundstellen, bei Indymedia 14 (von denen etliche allerdings dieselben Texte betreffen).
Es scheint aber über den extremistischen Rand hinaus von vielen ziemlich unreflektiert benutzt zu werden; sogar in einem Bericht des Goethe-Instituts in Kopenhagen taucht es auf. Dort allerdings in Anführungszeichen; wie überhaupt oft der Verwender Anführungszeichen setzt oder "sogenannte" oder dergleichen hinzusetzt.
Mein Eindruck aus dieser Suche ist, daß das Wort sich deshalb ausbreitet (ich hatte es allerdings nie gehört oder gelesen, bevor es hier im Forum auftauchte), weil ein vernünftiges Wort für diejenigen Deutschen fehlt, die keine Einwanderer oder deren Nachkommen sind.
Ich spreche meist von "eingesessenen Deutschen", was zwar auch nicht schön ist, aber nicht ganz so dämlich wie "Urdeutsche" (wir sind ja keine Zottelbärte im Fell) oder "autochthone Deutsche" (das Wort wurde hier im Forum einmal diskutiert), das an "Ureinwohner" erinnert; also aus dere Sprache der Kolonisation stammt und wohl auch meist mit dieser Konnotation benutzt wird.
Hat jemand einen Vorschlag, wie man uns Nicht-Einwanderer und Nicht-Nachkommen von Einwanderern nennen sollte? "Deutsche" allein trifft es augenscheinlich nicht; denn natürlich ist jemand, dessen Großvater aus Istanbul oder Saloniki stammt und der, wie seine Eltern, in Gelsenkirchen geboren ist, ein Deutscher.
Mir wäre es am liebsten, man bräuchte gar kein Wort, weil es die Sache - eine Trennung zwischen den einen und den anderen - nicht gäbe. Aber die politisch Korrekten wollen ja diese Trennung, indem sie ständig von "Migranten" sprechen. Also braucht man ein Wort für Nicht-"Migranten".
Wer nicht wandert, der ist seßhaft. Deshalb erscheint mir "eingesessen" am besten; aber "eingesessene Deutsche" ist erstens umständlich und klingt zweitens altfränkisch.
Herzlich, Zettel
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