Der vorliegende Artikel aus der WP beginnt mit einem richtigen Satz: "it might (!) work". Und das ist auch schon alles. Die Aussage, dass Folter zu verlässlichen Ergebnissen führt, kann jedenfalls anhand der dort diskutierten Beispiele nicht belegt werden. Genausogut könnte dort der Satz stehen "it might not work" womit wir auf der Aussage angekommen sind: "Nix genaues weiss man nicht."
Das Beispiel der amerikanischen Soldaten trifft die Fragestellung nicht, es ist am ehesten vergleichbar mit den mittelalterlichen Hexenprozessen, eine gefolterte Person gesteht jedes Verbrechen, nur damit sie nicht mehr gefoltert wird. Ob die betreffende Person deswegen irgendwelche Geheimnisse preisgeben würde, ist vollkommen unklar, ebenso wie die Frage, ob die Aussage aufrecht erhalten würde, nachdem die Person freigelassen wurde. Aus Angst vor Folter etwas zu gestehen sagt nichts über die Zuverlässigkeit der Aussagen aus. Darüber hinaus wäre selbst wenn Geheimnisse so "freiwillig" mitgeteilt würden, immernoch keine Aussage über die Zuverlässigkeit gegeben, da ja die Gegenprobe völlig fehlt. Es ist absolut unbekannt wieviele Menschen eben keine Geheimnisse rausgeben.
In ethischen Betrachtungen und Dilemmata wird gerne ausgeklammert, dass es sich in der Realität um eine Situation mit unvollständiger Information handelt, d.h. der Verhörende weiss nicht um die Existenz der Information an sich. Er vermutet sie nur. In der theoretischen Betrachtung geht man in der Regel von drei Dingen aus: Es ist bekannt, dass die Information da ist, die Information ist verifizierbar und der Verhörende hat einen grosszügigen Zeitrahmen. Wenn nur eine der drei Bedingungen nicht erfüllt ist, ist das Ergebnis einer Folter schon reichlich in Frage gestellt. Dummerweise sind aber meistens eine der Bedingungen nicht erfüllt. Und, um noch einen oben draufzusetzen, amerikanische Piloten sind in aller Regel nicht fanatisiert. Wenn wir aber schon von Guantanamo reden, dann reden wir auch von Menschen, die zutiefst fanatisiert sind. Oftmals so sehr, dass sie bereit sind dafür zu sterben. Wie der Erfolg von Folterungen bei solchen Menschen ist, ist entsprechend noch unsicherer.
Insofern habe ich erhebliche Zweifel an der Effektivität von staatlicher Folterung. Zur ethischen Seite möchte ich anmerken, dass man nicht die Humanität verteidigen kann, indem man sie aufgibt. Um beim konkreten Beispiel zu bleiben, ich halte die westliche Kultur der Menschenrechte der nahöstlichen "Kultur" der Körperstrafen für weit überlegen. Ich denke die eine Kultur ist mehr wert als die andere, Kulturalist der ich bin. Wenn die westliche Kultur aber ihre Werte aufgibt, was macht sie dann noch überlegen ? Was macht sie wertvoller ? Das wir ihr angehören ? Das ist eine schlechte Begründung. Wenn wir die selbe Primitivität an den Tag legen, die selbe Brutalität für vertretbar halten, dann sehe ich nicht den Unterschied zwischen dieser Unkultur und der hier noch vorherschenden. Wenn wir das christliche Abendland abschaffen, dann brauchen wir es auch nicht zu verteidigen, das erspart mit Sicherheit eine Menge Ärger.
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