Ich finde den Artikel ehrlich gesagt ziemlich schwach.
Das geht schon mit dem seltsamen Ansatz los, die EU 2011 mit den USA von 1783 zu vergleichen. Die Ausgangslage ist eine völlig andere, ich sehe da Null Erkenntnisgewinn. (Genausogut könnte man die EU mit der Hanse oder dem Delisch-Attischen Bund vergleichen. Was soll das bringen?).
Und auch die Analyse des Zustands der EU finde ich in vielen Punkten seltsam. Beispielsweise die seltsame Einteilung in irgendwelche Einflusszonen.
Soweit ich das sehe, gibt es in der EU - je nach Sachthema - ganz unterschiedliche Koalitionen. Ich kann nicht erkennen, dass z.B. Tschechien als angeblicher Teil der "deutschen Einflusszone" sich deutlicher an Deutschland anlehnen würde als z.B. Dänemark, das angeblich zum "nordischen Block" gehört. Dass es gewisse regionale Gemeinsamkeiten und Interessengemeinschaften bei Sachthemen gibt, ist sicher richtig. Aber diese Überlegung wird durch dieses "Block-Denken" völlig überstrapaziert.
Und ganz peinlich wird es, wenn die europäischen Gebirgszüge und das Fehlen eines vereinigenden Flusstals als Argumente aufgeführt werden, warum Europa sich politisch nicht einigen kann. Sicher: Im Mittelalter mag das mit ein Grund gewesen sein, warum Europa (anders als z.B. China) nicht zu einem "europäischen Kaiserreich" verschmolzen ist. Es gab einfach geographische Hindernisse, die dem entgegen standen. Aber so etwas darf doch nicht ernsthaft im 21. Jahrhundert als Argument angeführt werden, warum Europa sich nicht einigen kann. Nach der Logik dürfte es auch keine USA geben: die Rocky Mountains sind mindestens ein so starkes Hindernis wie die Alpen.
Und was soll man von diesem Satz halten:
Zitat Thus, while large armies have trouble physically pushing through the Continent and subverting various nations under one rule, ideas, capital, goods and services do not. This makes Europe rich (the Continent has at least the equivalent GDP of the United States, and it could be larger depending how one calculates it).
Ist etwa eine politische Einigung in Europa nur durch Waffengewalt vorstellbar? (Oder ist das etwa nur eine historische Betrachtung? Dies wird auf jeden Fall nicht deutlich, zumal auf aktuelle GDP-Zahlen Bezug genommen wird. Aber selst als rein militärhistorische Betrachtung ist das fragwürdig: Weder die Römer, noch Napoleon oder Hitler wurden durch die europäischen Flüsse oder Gebirgszüge aufgehalten.
Womit der Artikel sicher recht hat: Es müsste sich vor allem Deutschland klar werden, was es in Europa eigentlich will. Ich sehe allerdings nicht, dass eine solche Diskussion in Deutschland ernsthaft geführt würde. Das würde nämlich eine Diskussion über deutsche Interessen voraussetzen, die tiefer geht als das übliche schlichte "Europa ist gut für Deutschland". Aber deutsche Interessen zu formulieren ist in Deutschland ja nicht politisch korrekt. Daher wird Deutschland - und damit wohl auch Europa - Spielball der tagespolitischen Situationen bleiben.
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