Sie haben einen zentralen Punkt getroffen, der mir beim Schreiben auch durch den Kopf gegangen ist:
Zitat von Florian Ein Linker hatte vielleicht Probleme mit den Methoden der RAF. Aber die Ziele fand er richtig. Und zumindest traf der RAF-Terror aus Sicht der Linken die "Richtigen".
Die Ziele Breiviks dürften ja auch viele Konservative richtig finden. Er ist - soweit ich das weiß - ja kein Nazi, sondern will ein autoritär regiertes Europa; ungefähr wie das heutige Rußland.
Aber das ist ja nicht Ihr zentraler Punkt, sondern die Identität der Opfer:
Zitat von FlorianNun hat Breivik allerdings nicht diesen Feind angegriffen. Sondern den norwegischen Regierungssitz und die Jugendorganisation der regierenden Partei. Kein Konservativer, weder in Deutschland noch in Norwegen, wird diese Taten richtig finden und auch keine "klammheimliche Freude" darüber empfinden. Der Angriff auf die eigene Regierung ist ja gerade für einen Konservativen ein Sakrileg.
Reader hat kürzlich den Artikel von Anne Applebaum verlinkt, auf den ich eigentlich in dem Artikel noch hatte eingehen wollen; es wäre dann aber zu lang geworden. Applebaum benutzt den Begriff illegitimists und meint damit Personen, die Regierung und dem "System" die Legitimität absprechen.
Solche Illegitimisten gab es in den siebziger und achtziger Jahren in Deutschland reichlich; auf ihre Sympathie zielte die RAF. Es dürfte sie auch zunehmend heute in Europa geben, gewachsen auf dem Boden der Probleme mit der Immigration. Das schwappt ja manchmal bis in dieses Forum hinein, daß man unserem Staat abspricht, überhaupt noch demokratisch zu sein usw. Auf diese Gruppe zielt aus meiner Sicht Breivik.
Die "klammheimliche Freude" ist auch zur Zeit der RAF die Ausnahme gewesen. Kaum jemand billigte es, daß Menschen ermordet wurden. Aber das wollte die RAF ja auch nicht erreichen. Sie wollte, daß viele sich sagen würden: Die Person Schleyers zeigt, wie die Nazis diesen Staat dominieren. Die Person Bubacks zeigt, wie dieser Staat immer faschistischer wird; usw. Damit haben sie eigentlich Recht, die Leute von der RAF, das dachten viele. Ich erinnere mich noch, wie entsetzt ich war, als jemand von meinen Studenten den Mord an Schleyer damit "rechtfertigte", daß er doch in der SS gewesn sei.
So sehe ich auch das Kalkül Breiviks. Niemand, der bei Sinnen ist, kann seine Morde billigen. Aber er erwartet, daß sie für viele Leute Anlaß zum "Nachdenken" sind.
Und er dürfte aus meiner Sicht auch die Reaktion nicht nur einkalkuliert, sondern gewollt haben, die jetzt von unseren Medien kommt. Denn je stärker Islamkritiker ausgegrenzt werden, umso eher kommen sie für das extremistische Lager in Frage. Das war auch analog die Strategie der RAF.
Übrigens sollte ich sagen, daß ich viel von dieser Analyse Stratfor verdanke; aber aus dem leider nicht zitierfähigen Bereich.
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