Zitat von ZettelNun erreichte Chruschtschow das aber nicht und stand damit vor der Frage, ob er einen nuklearen Weltkrieg risikieren sollte, indem er die USA brüskierte und die Mauer bauen ließ. Er entschied sich dafür, den Krieg zu riskieren, weil er das Risiko als gering ansah. Er sah es als gering an, weil er aufgrund einer Einschätzung des Charakters von Kennedy erwartete, daß die USA diesem Rechtsbruch keinen Widerstand entgegensetzen würden.
Dazu die Äußerung des Russisch-Dolmetschers von Ulbricht und Mitglied des Politbüros, Walter Eberlein, in einem "Spiegel"-Gespräch 2001:
Zitat SPIEGEL: Als Sie in der Nacht zum 13. August 1961 die sowjetischen Panzerkolonnen Richtung Berlin fahren sahen, war Ihnen da mulmig? Haben Sie gefürchtet, dass es Krieg geben könnte?
Eberlein: Generalsekretär Nikita Chruschtschow hatte uns in Moskau deutlich gesagt, dass er nach seinem Gespräch mit dem US-Präsidenten John F. Kennedy im Juni in Wien sicher sei, dass es bei der Berlin-Aktion nach menschlichem Ermessen nicht zu kriegerischen Handlungen kommen werde. Ich wusste, dass Panzer fahren würden, genau nach Plan. Mir war nicht mulmig.
Chruschtschow hat den Mauerbau riskiert, weil er Kennedys Reaktion richtig antizipiert hatte. So, wie Hitler immer wieder richtig antizipiert hatte, daß England und Frankreich die Remilitarisierung, den Einmarsch ins Rheinland, den Anschluß Österreichs usw. hinnehmen würden.
Wien 1961 - das war das Gegenstück zu München 1938. Danach war der jeweilige Diktator sicher, daß die Angst der Gegenseite vor einem Krieg so groß war, daß er jedes Risiko würde eingehen können.
Hitler war entsetzt, als England tatsächlich den Überfall auf Polen mit der Kriegserklärung beantwortete. Sein Kalkül war nicht aufgegangen. Chruschtschows Kalkül war im August 1961 aufgegangen. Aber im Oktober 1962 drohte auch er zu scheitern; denn die USA mobilisierten ihre Streitkräfte für eine Invasion.
Da endlich zuckte Chruchschtow zurück. Auch er wollte ja keinen Krieg. Er wollte nur die Angst des Gegners vor einem Krieg ausnutzen, um das Machtgleichgewicht zu seinen Gunsten zu verändern.
Man hat die Situation damals mit dem "Spiel" amerikanischer Jugendlicher verglichen, in dem zwei Autos auf einen Abgrund zufahren. Wer als erster bremst, hat verloren.
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