In dem Artikel habe ich James Restons Urteil über Kennedy zitiert: "[He] !has talked like Churchill but acted like Chamberlain'". Jetzte habe ich in dem Heft des "Spiegel" aus der Woche des Mauerbaus (33/1961 vom 9. August 1961) diese Meldung gefunden:
Zitat Der deutsche Botschafter in Moskau, Hans Kroll, erklärte bei seinem letzten Besuch im Bonner Auswärtigen Amt, die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Ost und West um Berlin bestehe nicht zuletzt darin, daß man in Moskau annehme, die Haltung Washingtons gegenüber den sowjetischen Berlin-Plänen sei nur Bluff.
Chruschtschow schätzte also Kennedy genauso ein wie Reston.
Als ich dieses "Spiegel"-Heft durchgesehen habe, bin ich auch auf einen sehr informativen Beitrag über die Torschlußpanik in dieser Woche vor dem Mauerbau gestoßen. Eine Passage daraus habe ich jetzt in meinen vorausgehenden Artikel zum Mauerbau eingefügt und dabei gleich das Versehen korrigiert, daß ich als Ort des Treffens zwischen Kennedy und Chruschtschow Genf statt Wien genannt hatte.
Aus dem "Spiegel"-Artikel erfährt man viele Einzelheiten darüber, wie die Flucht nach Westberlin damals vonstatten ging und was die SED dagegen zu tun versuchte. Der "Spiegel" verfügte damals über ausgezeichnete Informationen von Quellen in der DDR. Auch über die Vorbereitung für Maßnahmen zur Abriegelung Ostberlins wird detailliert berichtet. Es gebe
Zitat detaillierte Pläne für die Abriegelung des Ostsektors nach Westen seit Wochen griffbereit im Panzerschrank des Politbüros liegen.
Von einer Expertenkommission des Staatssicherheitsdienstes und des Politbüros in Zusammenarbeit mit den Verkehrs- und Innenministerien entworfen, sind in dem Notstandsplan folgende drastische Empfehlungen enthalten:
- Anwendung des sowjetzonalen Reise- und Paßgesetzes auf Westberlin, das heißt: Einführung eines Passierscheinzwangs für alle DDR -Bürger, die nach Westberlin wollen;
- obligatorische Personenkontrolle an den Sektorengrenzen statt der zur Zeit üblichen Stichproben und
- Reduzierung der zur Zeit 80 Grenzübergänge entlang der Sektorengrenze um die Hälfte.
Daß die Pläne Ulbrichts und Chruschtschows noch viel weiter gingen, ahnte man damals freilich nicht. Die Monstrosität, die "Insassen der DDR" (so der damalige "Spiegel"-Autor) einzumauern, hatte die SED-Führung offenbar auch gegenüber denjenigen geheimgehalten, die Zugang zu dem Panzerschrank des Politbüros hatten.
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