Zitat von R.A. Im aktuellen deutschen Sprachgebrauch wird ja zwischen Assimilation und Integration differenziert. Wobei ich mir unsicher bin, ob das politisch korrekter Neusprech ist oder schon früher unterschieden wurde. Und ich weiß auch nicht, ob sich eine solche Unterscheidung z. B. im Französischen findet - ob also der zitierte Text wirklich dasselbe meint.
Ja, auch im Französischen gibt es diese Untescheidung; siehe zum Beispiel hier.
Zitat von R.A. Nach dieser Differenzierung bedeutet Integration, daß die Einwanderer die Sprache lernen und gleichberechtigte Staatsbürger werden. So wie das in den USA und eigentlich allen Einwandererländern üblich ist. Und auch von Wulff wohl positiv gesehen wird.
Aber wenn das alles ist, lieber R.A., dann zerfällt doch die Gesellschaft. In den USA, in Frankreich, geht es um etwas ganz anderes: die kulturelle Assimilation; die Übernahme der amerikanischen Werte, der Werte der Republik. Es geht darum, daß die Einwanderer Franzosen und Amerikaner werden und nicht über Generationen hinweg als Fremde im Land leben.
Entscheidend ist, auf der subjektiven Seite, die Identität. Fast jeder Mensch kann auf die Frage nach seiner nationalen Identität eine eindeutige Antwort geben; es gibt Ausnahmen - in der Diaspora, in der ersten Generation von Einwanderern, in Vielvölkerstaaten. Aber die Regel ist, daß jemand weiß, ob er zum Beispiel Amerikaner ist.
Auf der objektiven Seite ist das von den meisten Soziologen als kritisch angesehene Kriterium das Heiratsverhalten. Erst wenn es für Einwanderer normal ist, auch jemanden aus der einheimischen Bevölkerung zu heiraten, ist er assimiliert.
Wenn wir das in Deutschland nicht wollen, dann müssen wir das so beschließen und schleunigst den Weg zu einem binationalen Staat einschlagen. Wie ein aus einer deutschen und einer türkischen Nation bestehendes Deutschland gestaltet werden soll, das muß dann dringend debattiert werden, einschließlich einer neuen Verfassung. Mit allem, was nötig ist, um zu verhindern, daß unser Land den Weg der meisten binationalen Staaten geht - nämlich in den Zerfall, wenn nicht den Bürgerkrieg.
Da muß man sich entscheiden. Nur - beides zugleich kann man nicht haben. Man kann nicht einerseits darauf hinsteuern, daß die Einwanderer sich nicht assimilieren, und andererseits glauben, man könne um die Konsequenz eines binationalen Staats herumzukommen.
Herzlich, Zettel
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