Zitat Der deutsche Bundespräsident lehnt die Assimilation von Einwanderern explizit ab.
Bei Wulffs Aussage handelt es sich meiner Ansicht nach um eine Frage des reinen politischen Opportunismus. Wulff weiß schon, warum er das tut: Türken mit deutschem Pass entscheiden Wahlen. Die Abgeordnete Lale Akgün hat 2003 sehr stolz darauf hingewiesen, dass Schröder nicht wiedergewählt worden wäre, hätten die Türken nicht weit überproportional für rot-grün gestimmt. Jeder Politiker muss das wissen, nur dem deutschen Michel erzählt man es nicht so gern.
In einer modernen, ausdifferenzierten Demokratie verlieren klar abgegrenzte Wählerblöcke an Bedeutung: Es lässt sich nicht mehr so einfach sagen, welche Partei ein Arbeiter, ein Ingenieur oder ein Anwalt wählt. Wenn ich in diese relativ heterogene Wählerwelt nun einen großen Block einführe, der relativ homogen wählt (in diesem Fall rot-grün), dann hat dieser zwangsläufig überproportionalen Einfluß. Er ist leichter zu addressieren.
Das Problem ist: Je weniger sich diese Wähler assimilieren, umso größer ist der Einfluß. Deswegen ist die Multikulti-Ideologie so schädlich. Integration ändert nicht das homogene Wählerverhalten, nur Assimilation tut das. Integration bedeutet, dass ich mich an lokale Gesetze und gewisse Spielregeln halte (z.B. die Sprache lerne). Assimilation bedeutet, dass meine Identität als Einwanderer (oder Nachfahre von Einwanderern) bei meiner Lebensführung und damit dem Wahlverhalten keine Rolle spielt.
Die Politik ist damit zu einer ständigen Gratwanderung verdammt. Jeder sollte sich klarmachen, dass sich dies wohl nicht mehr ändern wird, ganz sicher nicht zu Wulffs Lebzeiten.
Deswegen auch der Haß auf Sarrazin. Er hat die Roten und Grünen an die Kluft zwischen ihren Wählern erinnert, und damit ein gut gehütetes Geheimnis ausgesprochen. Politiker wollen sich auf keinen Fall zwischen ihren alten und neuen Wählern entscheiden müssen. Auch die CDU muss sich um Wähler mit Einwanderungshintergrund bemühen - nicht anders als die Republikaner in den USA, die sich bei den Mexikanern oder schwarzen Wählern anbiedern müssen, obwohl letztere z.B. fast ausschließlich Demokraten wählen, komme was wolle.
Das ist nicht unbedingt neu oder schlimm. Schon Theodore Roosevelt hat bei Wahlen davon profitiert, dass er deutsche Einwanderer in New York auf deutsch ansprechen konnte. Nur stand dahinter keine Multikulti-Ideologie, die eine Assimilation verhindert. Deshalb gibt es heute keinen deutschen Wählerblock in den USA. Es wird aber noch viele Generationen lang einen schwarzen Wählerblock geben, und vielleicht auch einen Latino-Block. Und in Deutschland eben einen türkisch-muslimischen Block. Ob eine Demokratie das lange aushält oder zu welchen Kosten, weiss man nicht.
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