Schon krass, wie dieser Wowereit mit den Grünen, also seinen "natürlichen" Bündnispartnern umspringt.
Er hatte nur 2001 für wenige Monate ein Bündnis mit den Grünen (vor den vorgezogenen Neuwahlen 2001). Nach der Wahl 2001 hätte er eine Ampel machen können - hat sich aber für die PDS entschieden. Nach der Wahl 2006 hätte er auch einfach Rot-Grün machen können - und hat sich aber wiederum für die PDS entschieden. Nach der Wahl 2011 hätte er wieder Rot-Grün machen können - und wird das wohl wieder nicht tun. Aus Sicht der Grünen ist das sicher schon sehr frustrierend. Denn in praktisch allen anderen Bundesländern sind die Grünen ja immer die erste Koalitionsoption der SPD. Und man sollte meinen, dass Rot-Grün für die Hauptstadt-SPD eigentlich noch weniger problematisch sein sollte, als in Bundesländern mit einer traditionelleren und industrie-affineren SPD-Basis.
Zitat Verwunderlich an dem einigermaßen brutalen Vorgehen Wowereits ist auf den ersten Blick nur, daß er damit seine Chancen, Kanzler einer rotgrünen Koalition zu werden, nicht eben verbessert hat.
Ja, das hatte ich mir auch als erstes gedacht, als ich das gelesen habe.
Wowereit ist in meiner Achtung durch diese Entscheidung gestiegen: Er nimmt - so sehe auch ich das - aufgrund einer Sachfrage Nachteile für seine eigene Karriere in Kauf. Hätte ich ihm nicht zugetraut.
Zumal ein fauler Kompromiss ja sicher irgendwie möglich gewesen wäre. Grüne und SPD in Baden-Württemberg haben ja gerade vorgemacht, wie man eine Koalition trotz ungelöster Gegensätze in einer zentralen Sachfrage eingehen kann.
Zu Ihren beiden Erklärungsansätzen:
Zitat Zwei Möglichkeiten: Vielleicht sagt sich Wowereit, daß ja nicht die Grünen den Kanzlerkandidaten der SPD nominieren.
Das ist zwar richtig. Aber Wowereit war ja bislang innerparteilich der Kandidat der Parteilinken. Eine Chance auf eine Kanzlerkandidatur hätte er nur dann gehabt, wenn dieser Parteiflügel fest hinter ihm steht. Und dies dürfte sich nun erledigt haben. Denn ein möglicher Kanzler einer Großen Koalition wird er auch dann nicht, wenn er jetzt zusammen mit der CDU regiert. Für eine solche Konstellation hat die SPD mit Steinbrück oder Steinmeier wesentlich "CDU-affineres" Personal.
Zitat Oder aber Wowereit will gar nicht Kanzler werden.
Kann sein. Aber selbst wenn er das nicht will, hätte es seiner parteiinternen Machtposition gut getan, sich als Vertreter des linken Flügels zu positionieren. Er hätte dann nämlich eine starke Hausmacht gehabt. Und die könnte er auch dann brauchen, wenn er nicht Kanzler wird bzw. werden will. Sondern zu einem Zeitpunkt X einen anderen schönen Posten anstrebt - sagen wir mal Bundesminister oder EU-Kommissar. All das dürfte nun für ihn schwerer werden.
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