Wir sind uns wohl einig, daß Wowereit ein ziemlich skrupelloser Taktiker ist und Koalitionsverhandlungen nicht unbedingt mit der Absicht führen, diese zu einem Erfolg zu führen.
Um zum Beispiel zu 2001 zu ergänzen: Die große Koalition war ja nicht von vorneherein ausgeschlossen, sondern der Koalitionsbruch war ja von Wowereit gezielt inszeniert worden, um Neuwahlen zu bekommen und in die stärkere Position zu kommen. Und natürlich um die "Schuld" am Bankenskandal - die ja ziemlich gleichmäßig auf die Koalitionspartner CDU und SPD verteilt war - komplett bei der CDU abzuladen. Was ihm mit Hilfe der Medien auch gelungen ist, heute gilt die ganze Sache als reine CDU-Kiste.
Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob Wowereit wirklich von vorne herein einen Plan hat, welche Koalition am Ende heraus kommen soll. Mit anderen Worten: Vielleicht wäre ihm auch ein rot/grüner Erfolg recht gewesen - wenn die Konditionen stimmen. Er scheint mir (auch bei den bisherigen Beispielen) eher alle Optionen auszutesten um dann die billigste zu nehmen.
Ob da wirklich die "Koalition" mit völlig unberechenbaren Piraten die billigste Variante ist, halte ich eher für zweifelhaft. Auch die Kommunisten werden nicht mehr so einfach zu kriegen sein wie letztes Mal - dazu haben sie unter der Koalition zu sehr gelitten.
Vielleicht ist am Ende wirklich die Koalition mit einer völlig handzahmen CDU für ihn am bequemsten. Denn im Zweifelsfall werden sich die drei kleinen linken Oppositionsparteien in erster Linie untereinander streiten und nur nebenbei die Regierung im Visier haben.
Bundespolitisch sehe ich Wowereit (wie schon gestern beschrieben) eher gestärkt. Seine Verankerung im linken Flügel ist solide und wird nicht durch eine Koalition mit einer linken CDU kaputt gemacht. Beim rechten Parteiflügel hat er dagegen enorm gewonnen, und wo er gestern noch völlig inakzeptabel war, ist er nun mindestens ein denkbarer Kanzlerkandidat für die Gesamt-SPD.
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