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Zettel
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27.10.2011 14:43 |
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RE: Zitat des Tages: Die Leistung der Kanzlerin
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Zitat von DrNick An dem Kohl/Merkel-Schluß:
(1) Wenn wir Frieden und Wohlstand erhalten wollen, brauchen wir die EU ("Europa") (2) Ohne den Euro kann es keine EU geben Also: Wenn wir Frieden und Wohlstand erhalten wollen, brauchen wir den Euro
überzeugt mich keine der beiden Prämissen. Europa ist viele Jahr wunderbar ohne eine gemeinsame Währung klargekommen, und ich kann nicht auch nicht so recht glauben, daß die europäischen Staaten ohne EU wieder anfangen würden, Kriege gegeneinander zu führen.
Beide Prämissen, lieber DrNick, beziehen sich ja auf die gegenwärtigen Optionen.
Ganz gewiß hätte die EU ohne den Euro weiterbestehen können. Den Euro einzuführen war ja nie eine wirtschaftspolitische, sondern es war eine außenpolitische Entscheidung. Es gab 1989/1990 eine ja nicht unbegründete Angst davor, daß ein wiedervereinigtes Deutschland zum weiteren Mal eine Bedrohung für seine Nachbarn werden könnte. Darin waren sich Thatcher und Mitterand völlig einig. Mitterand reiste ja sogar kurz vor dem Zusammenbruch der DDR Ende Dezember 1989 noch dorthin; in er offenkundigen Absicht, die Wiedervereinigung doch noch aufhalten zu können.
Wahrscheinlich hätte es auch ein friedliches Europa ohne die Montanunion, dann die EWG, jetzt die EU geben können. Die Gefahr war weniger, daß es erneut Kriege zwischen den Staaten geben könnte, als daß ein wirtschaftlich schwaches und von der UdSSR bedrohtes Europa kommunistisch werden könnte.
Aber eine ganz andere Frage ist es, welche Folgen heute ein Auseinanderbrechen der EU hätte. Wenn man die Berichte aus Griechenland liest, dann hat man den Eindruck, daß dort ein regelrechter Haß auf Deutschland geschürt wird. In einem auseinanderbrechenden Europa würde jede Nation versuchen, für sich zu retten, was zu retten ist. Ich kann nicht sehen, wie das ohne einen allgemeinen Niedergang gehen könnte.
Zu weit hergeholt? Geht da mit mir die Phantasie durch? Ich denke nicht. Wer 1985 den Zusammenbruch der UdSSR vorhergesagt hätte, wäre als Phantast betrachtet worden. Die EU ist so wenig eine geschichtliche Notwendigkeit, wie es damals die UdSSR war. Oder wie es, sagen wir, der Attische Seebund war, oder das Reich Alexanders, oder das Habsburger Reich. Auch die USA hätten Mitte des 19. Jahrhunderts zerbrechen können.
Herzlich, Zettel
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