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Zitat von Zettel
Zitat von Rayson Die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben beruht daher nicht auf einer Veränderung des Islam, sondern auf dessen nachlassender Bedeutung für das Leben der Menschen. Und das ist dann tatsächlich eine denkbare Entwicklung, die durchaus auch durch weltliche Taten mit beeinflusst werden kann.
Ich würde das nicht in dieser Weise unterscheiden, lieber Rayson.
Vielleicht diskutieren wir in diesem Thread (und in vielen anderen zuvor) gelegentlich aneinander vorbei, weil wir mit "Islam" etwas verschiedenes meinen.
Ich meine damit praktizierte Religiosität. Also das, was Menschen, die sich als Moslems verstehen, glauben und praktizieren. So, wie wir mit "Katholizismus" den Glauben und das Tun von Katholiken meinen. Im Katholizismus gibt es vieles, das über die Lehre des Vatikan hinausgeht, ihr oft auch widerspricht.
Wenn man sich den Protestantismus anschaut, so hat er in seiner praktizierten Form oft kaum noch Glaubensinhalte; er erschöpft sich darin, die Kinder taufen zu lassen, vielleicht kirchlich zu heiraten, vielleicht zu Weihnachten in die Kirche zu gehen. Aber auch das gehört zum Protestantismus.
Nun, das ist halt lauwarme Religiösität, die kann es natürlich überall geben. Bloß, und hier reden Sie und Rayson wohl aneinander vorbei, ist nicht genau das mit Bedeutungsrückgang gemeint?
Problemtisch finde ich es, wenn jemand meint mit staatlichen Maßnahmen, wie Religionsunterricht in staatlichen Schulen, den Islam reformieren zu können und zwar im Sinne eine tiefen, überzeugten Religiösitet und Lehre. Denn wer sich mehr als nur Oberflächlich mit seiner Religion beschäftigt, der wird halt sehr schnell mit dem (im Fall des Islams unübersehrbar problematischen) Inhalt der Ideologie des Religionsgründers in Berührung kommen. Und diese Art von (nicht nur oberflächlicher) tiefer Religiösitet versuchen einige Intelektuelle auf liberal zu trimmen, vermutlich um damit ihrem Ego zu schmeicheln. Und wer das für einen untauglichen, ja vielleicht sogar gefährlichen Weg hält, der stört dieses Ego. Und wird entsprechend behandelt.
Wer beginnt sich tiefer mit der Religion zu befassen hat zwei Möglichkeiten: Er beginnt an die neu gewonnen Erkentnisse über die Lehre zu glauben und sie als Wahrheit für sich zu Akzeptieren. Oder er wendet sich ab.
Von daher ist auch die lauwarme Religiösität eine potentielle Rutschbahn in die Radikalität, wenn es keine tiefgründige, überzeugende liberale Auslegung der Lehre des Religionsgründers gibt. Und diese lässt sich halt beim Islam nur schwer konstruieren, es ist nachgerade naiv. Beim Christentum bietet sie sich an, wenn man in die Bergpredigt blickt und sich das Leben Jesu anschaut.
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