Zitat Er hat die Dissertation schreiben lassen. Er hat einem Ghostwriter gutes Geld gezahlt und erwartet, daß er dafür Qualität erwirbt. Aber man hat ihm diesen Schrott geliefert.
Ich glaube diese Geschichte, mit einer etwas anderen Pointe.
Guttenberg hat - soweit ist seine Wahrheit wahr - eine Collage an Sammelstücken gehabt, die einmal eine Diss werden sollte. Nach dem, was ich gelesen habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass selbst eine "richtige" Diss zu diesem Thema der große Wurf geworden wäre. Deswegen konnte auch Guttenberg, offensichtlich ja nicht der beste Student im Seminar, diese Arbeit überhaupt angehen.
Mit diesem Wust an "Ideen" - im Grunde nur schon einmal gedachte Gedanken über die er beim Zeitungslesen gestolpert ist - suchte er sich dann jemanden, der daraus eine Diss zimmert. Er konnte es nicht und würde es auch zeitlich nicht schaffen. Also musste ein Ghostwriter her.
Es konnte aber niemand vom "Markt" sein. Der hätte mit der Geschichte ein Vermögen machen können. Weil er Guttenberg immer mehr für die Arbeit bezahlen lässt oder weil er die ganze Geschichte dem Spiegel steckt.
Also jemand, den Guttenberg ohnehin schon "in der Hand" hatte. Dazu ein Einschub. Im Laufe meiner Studien- und Dissertationszeit bin ich oft darauf gestoßen, dass der wissenschaftliche Dienst des Bundestags, die Planungsausschüsse und unteren Behördenebenen in Grundsatzpapieren wortwörtlich aus Papieren und Literatur zitierten, die zu meinem Forschungsthema schon geschrieben wurden. Belege fehlten abeer ich konnte meinen Doktorvater in ganzen Absätzen wortwörtlich wieder erkennen.
Also, meine These (und eine wilde Spekulation, freilich), Guttenberg hat sich einen der Juristen aus seinem Umfeld zur Brust genommen und ihm für den "üblichen Preis" seine Ideen zur Diss überlassen. Er konnte sich das leisten weil er wusste, dass man in Bayreuth nicht so genau hinschauen würde (leider ja, die Differenz zwischen einem "cum laude" und dem, was die Arbeit tatsächlich Wert war ist zu groß, als dass man die Uni hier herausnehmen könnte). Er konnte es auch, weil er wusste, dass er den Ghostwriter selbst wenn die Sache auffliegt noch mit in den Abgrund reißen könnte. Und er wusste, dass ein solcher "Auftragsschreiber" selbst ein über das Geld hinausgehendes Interesse hätte, dass die Sache für Guttenberg gut ausgeht.
Am Ende hat Guttenberg die Arbeit noch einmal zurrechtgekarlt, Formulierungen geändert, Sätze begradigt. Er hat abgegeben, den Doktor vor den Namen gesetzt, veröffentlicht und sicher auch gehofft, dass man ihm den Titel "en passant" abnimmt. Wer hätte ernsthaft vor der Affaire gewusst, ob und wann Guttenberg promoviert wurde?
Guttenbergs Henker war Fischer-Locarno, der aus politischem Interesse genauer hinschaute und die Wissenschaftliche Gemeinschaft, die einen solchen Fall nicht durchgehen lässt. Von ersterem hatte er wohl nie etwas gehört und dass sich Guttenberg beim Thema "Wissenschaft" völlig verschätzen konnte, hoffe ich, glaube nicht nur ich.
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