Der neue Stern bringt eine Chronologie, die einiges Licht auf das Geschehen wirft. Es gibt wohl weder eine machtpolitische Intrige noch eine irgendwie geplante "Kampagne" der Medien gegen Wulff - sondern nur eine bereits seit zwei Jahren laufende Dauerrecherche verschiedener Medien. Diese versuchen jetzt, da das entscheidende Detail gefunden ist, einander im Konkurrenzkampf zu übertrumpfen. Das Timing ist purer dummer Zufall. (Meinen obigen Post nehme ich deshalb zurück ).
Vor zwei Jahren tauchte in Hannover das Gerücht auf, Wulff habe sein neues Haus vom Drückerkönig Maschmeyer finanzieren lassen. Journalisten versuchten seither, die Finanzierung mit Hilfe der Grundbuchangaben zu rekonstruieren. Nach zahlreichen juristischen Winkelzügen und Hakenschlägen erhielt der Stern schließlich Anfang Dezember Einsicht in den Wulffschen Darlehensvertrag. Damit war das Privatgeschäft Wulff/Geerkens nicht mehr vor der Öffentlichkeit geheimzuhalten - und der Wettlauf der Medien begann. BILD kam dem Stern (dank welcher Informationen auch immer) mit der Veröffentlichung nur zuvor.
Dass am Anfang dieser Recherche ein Maschmeyer-Verdacht stand, dürfte zum Teil erklären, weshalb hier so aggressiv recherchiert und nachgefasst wurde. Maschmeyer ist, wie man höflich sagt, eine "schillernde Figur". Ihm wird vielfach vorgeworfen, seine Millionen damit gemacht zu haben, kleinen Leuten unnütze Finanzverträge anzudrehen. Er hatte schon viele Konflikte mit den Medien, zuletzt einen großen um ein NDR-Porträt. Ein Herr Geerkens mag als väterlicher enger Freund der Familie Wulff akzeptiert werden - Maschmeyers Verhältnis zu Wulff (wie zuvor auch schon zu Schröder) steht im starken Verdacht, rein instrumentellen Charakter zu haben. Man erfährt dieser Tage ja auch viel darüber.
Der Geerkens-Kredit und das "Socializing" mit dem Drückerkönig sind separate Sachverhalte und würden je für sich vielleicht nur ein irritiertes Stirnrunzeln auslösen. Die Kombination von beidem ist aber toxisch.
Das einzige, was Wulff noch hätte schützen können, wäre der viel zitierte "Respekt vor dem Amt" gewesen. Stern-Mann Jörges klagt in seiner Kolumne vehement darüber, dass dieser Respekt fehle und nennt verschiedene Leistungen Wulffs. Allerdings darf man sich da schon fragen, wie denn der Stern berichtet hätte, wenn ihm die BILD nicht den "Scoop" weggeschnappt hätte.
Über die Gründe für diesen Respektverlust können wahrscheinlich mal Bücher geschrieben werden. Womöglich hat sich die ursprüngliche Idee eines väterlichen "Ersatzmonarchen" einfach überlebt, das Amt hat keine starke Verfassungsautorität aus sich heraus, sondern muss vom Amtsinhaber und der politischen Klasse immer erst mit Autorität gefüllt werden. Ein Präsident, der mit Maschmeyers dicke tut, macht es sich da schon selbst schwer.
Und eine Bundeskanzlerin, die zweimal hintereinander im Überrumpelungsverfahren einen Kandidaten aus dem Hut zauberte, der erkennbar vor allem ihren eigenen Machtinteressen dienen sollte, ist auch nicht hilfreich.
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