Zitat von Zettel Ich sehe zwischen den beiden "Affären" kaum eine Ähnlichkeit.
Zwischen den ursprünglichen Vorwürfen besteht in der Tat kaum eine Ähnlichkeit; mir scheint sich aber eine große Ähnlichkeit im Affärenmanagement zu zeigen. Wulff macht momentan ziemlich genau den Fehler, den auch Guttenberg damals begangen hat: er reagiert völlig ad hoc auf die jeweiligen Vorwürfe und Vorschläge der Presse und der Opposition. Er ist nicht mehr Herr der Dinge, sondern ein Getriebener und verliert damit eine Eigenschaft, über die man als Bundespräsident eigentlich verfügen sollte, nämlich Souveränität (gleich in mehreren Bedeutung des Wortes).
Wulff hätte aus meiner Sicht genau zwei Möglichkeiten gehabt, mit den Vorwürfen souverän umzugehen. Er hätte
a) schweigen und die Sache seinen Anwälten übergeben können (so ungefähr ist ja Johannes Rau mit der WestLB-Geschichte umgegangen), und er hätte
b) von Anfang an in die Offensive gehen können, indem er mehr Informationen preisgibt, als gerade ohnehin schon bekannt sind.
Stattdessen hat er sich für die auch taktisch äußerst unkluge Salamitaktik entschieden: Was in der Presse berichtet wird, das wird eingeräumt; wenn Trittin fordert, Wulff müsse seine Erklärung gegenüber dem niedersächsischen Landtag bedauern, dann macht Wulff das gleich am nächsten Tag; wenn Gabriel eine persönliche Erklärung Wulffs fordert, dann kommt die noch am selben Tag.
Und die Verteidigung, zu der Wulff heute gegriffen hat, war dann noch mal die forcierte Salamitaktik. Nachdem Wulffs Sprecher geht (oder gegangen worden ist), wird ein persönliche Erklärung angekündigt, in der Wulff aber nichts sagt, was er nicht bereits gesagt hätte, und in der er sich noch nicht einmal die Mühe macht, auf alle Vorwürfe einzugehen, die heute tatsächlich im Raum stehen. Er erweckt den Eindruck, als gehe es nach wie vor nur um den "Privatkredit" des Ehepaars Geerkens. Dabei geht es inzwischen ja auch um die Frage, wie Wulff eigentlich an den recht vorteilhaften Geldmarktkredit der BW-Bank gekommen ist und wieso Herr Maschmeyer (ohne mit seinem Freund Wulff darüber zu sprechen) fast 50.000 Euro ausgibt, um Werbung für Wulffs Buch zu machen. (Als Maschmeyer Zeitungsanzeigen für Schröder geschaltet hat, fand das Wulff noch skandalös.)
Wenn ich Wulff jemals für einen guten Politiker gehalten hätte, dann müßte ich angesichts seiner Leistung in den letzten Tagen meine Meinung jetzt definitiv ändern.
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