Lieber Am Rande,
eine so sachliche und - mir fällt jetzt gerade kein deutsches passendes Wort ein - substantial Kritik wie die Ihre ist mir immer sehr willkommen.
Zitat von Am_Rande Eine Kleinigkeit stört mich doch, sie schreiben: Zitat Er [Dr. Ron Paul] wird weitermachen und seine Botschaft von einer freien Gesellschaft und einem isolationistischen Amerika verkünden. Präsident kann er nicht werden.
Das ist nur zu einem Drittel richtig; ja, er wird weitermachen; aber, nein, er hat durchaus Chancen der nächste Präsident der USA zu werden; jedenfalls, wenn die Mehrheit der US-Amerikaner eine echte Alternative zu den Karrierepolitikern der herschenden "Republicrat Party" haben will; 
Wenn sie das wollen würden täte, lieber Am Rande. 
Die Umfragen sagen aber, daß das nicht der Fall ist. Ron Paul kann Obama nicht schlagen; so sagen es alle Umfragen. Gewinnen kann nur, wer auch einen großen Teil der Independents erreicht. Das tut der libertäre Ron Paul so wenig wie die konservativen Kandidaten.
Ich halte es für wahrscheinlich, daß Paul in einem Wahlkampf gegen Obama sogar noch weiter zurückfallen würde (jetzt liegt er 8 Prozentpunkte hinter Obama). Denn viele Wähler dürften in ihm jetzt noch den ungemein sympathischen Gentleman sehen, der so gar nicht wie ein Politiker wirkt; das kommt an. Wenn aber erst einmmal seine Positionen diskutiert werden, dann wird das anders sein.
Den meisten Amerikanern ist klar, was ein weiteres militärisches disengagement der USA für das globale Gleichgewicht bedeuten würde. Sowohl Romney als auch Gingrich haben diesen Punkt in der vergangenen Nacht angesprochen; Obama würde ihn gegen Ron Paul in den Mittelpunkt stellen, zusammen mit dem Thema der sozialen Gerechtigkeit.
Zitat von Am_Rande und nein, er ist kein Vertreter eines "isolationistischen" Amerikas, sondern eines "nicht-interventionistischen"!
Den Unterschied zwischen beiden Positionen bringt sehr gut ein Interview zwischen Herrn Dr. Paul und dem Journalisten Herrn Wolf Blitzer von CNN auf den Punkt, welches man hier (samt Transkript(!)) finden kann: http://www.ronpaul.com/2011-12-15/ron-pa...nterventionist/
Wenn dies kein deutscher Blog wäre, sondern ein amerikanischer, wäre ich bestimmt nicht der Erste, der auf diesen kleinen, aber feinen Unterschied hinweisen würde 
Zitat Wolf Blitzer: "One final question, Congressman, before I let you go. In the past I’ve called you an isolationist, but I get hammered by your supporters out there..."
Ron Paul: "Good!"
Das scheint mir, lieber Am Rande, eher ein Streit um Worte zu sein. Ron Paul will jedenfalls das militärische Engagement der USA außerhalb des eigenen Territoriums beenden. Das wird dazu führen, daß Asien von China beherrscht wird, Europa (auch das westliche, falls es nicht gewaltig aufrüstet) von Rußland und der Nahe Osten vom Iran.
Die Folge wird sein, daß die USA isoliert sind; auch wenn Ron Paul seine Politik nicht isolationistisch nennen möchte.
Sein Eintreten für die Freiheit und für weniger Staat ist mir sehr sympathisch (in der vergangenen Nacht hat er vor seinen Anhängern von den Austrians gesprochen, und zu meiner Verblüffung haben diese das offenbar verstanden; jedenfalls reagierten sie mit Beifall). Aber was Pauls außen- und militärpolitische Vorstellungen angeht, wäre er als Präsident aus meiner Sicht eine Gefahr nicht nur für die Sicherheit der USA, sondern für den gesamten Westen.
Herzlich, Zettel
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