Mir fehlt dem Beitrag und damit wohl auch Hardings Text die Präzision. Vielleicht liegt es an der Uhrzeit oder daran, dass ich die ersten 7 Teile von Europas Krise nicht las, aber es erscheint mir etwas seltsam. Es fängt schon damit an, dass sich ein Brite erst zum Beispiel und dann gleich zum Gegenbeispiel eines Europäers macht; wie soll das passen? Er müsste sich, rational betrachtet, europäisch fühlen, aber er tut es nicht und deswegen fühlt sich niemand europäisch? Deswegen gibt es keine Europäer? Sehr kurios, denn haben nicht gerade die Briten selbst eine Distanz zum Rest Europas geschaffen und sind damit doch der fast am wenigsten repräsentative Staat in Europa, wenn es um ein gemeinsames Europa geht. Dass Bürger, die das befürworten, sich nicht als Europäer sehen oder sehen können, wundert mich da jetzt nicht. Dann heißt es, es kann keine Vereinigten Staaten von Europa geben und es folgen viele Vergleiche mit den USA, die das Beweisen sollen, aber beweist man damit auch, dass es keine europäische Identität gibt und keine politische Einigung, die sich von den USA unterscheidet? Es ist auch sehr komisch, dass man einmal ein fertiges Konstrukt mit einem noch in der Entwicklung befindlichen vergleicht und das dann gleich als Beweis heranzieht, dass es von den Vorraussetzungen gar nicht vergleichbar ist und das eine nicht funktionieren kann. Wirkt auf mich so, als wolle man einen Fernseher bauen, vergleicht seine Versuche mit einem fertigen Radio und hört dann auf, weil ja schon einige Teile ganz falsch sind; absurd. Ich will sie, lieber Zettel, wirklich nicht kritisieren, denn ich weiß wohl, worum es im Kern gehen soll, nur die Herangehensweise passt für mich gar nicht, da man so auch auf komplett falsche Ergebnisse kommt. Wer würde denn ernsthaft bestreiten, dass wir Deutsche, genau wie die Franzosen und Italiener etc. alles Europäer sind und natürlich durch eine gemeinsame Geschichte und sehr ähnliche Werte verbunden; dass es eine europäische Kultur gibt, die uns alle verbindet? Das ist für mich der Hauptgrund, wieso ich die Türkei eben nicht als Teil Europas ansehe. Man kann der EU kririsch gegenüberstehen und einen so engen Bund ablehnen, aber das ändert nichts daran, dass sich die Staaten der EU nach dem zweiten Weltkrieg eben in beispielloser Intensität angenähert haben. Da wurden aus jahrhundertealten Erbfeinden, wie Deutschland und Frankreich, 'beste Freunde'. Und natürlich war das ein Prozess, der von oben gesteuert wurde und dennoch gelang. Ich sehe da einfach den Grund nicht, wieso eine politische Einigung nicht gelingen können soll. Sie muss ja nicht in den nächsten 10 Jahren abgeschlossen sein und nicht ständig über die Bürger hinweg. Was aus meiner Sicht wirklich fehlt um sich mit der bisherigen Konstruktion der EU zu identifizieren, das sind nämlich demokratische Prozesse und Transparenz; an der Kultur oder einem fehlenden europäischen Bewusstsein scheitert es zumindest bei mir nicht.
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