Das Thema der deutschen nationalen Identität beschäftigt mich, seit ich als Student in den Semeseterferien in Europa gereist bin und beim Trampen und in den Jugendherbergen Jugendliche aus anderen Ländern kennengelernt habe.
Ich war über die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihr eigenes Land lobten und sich zu ihm bekannten, ebenso verwundert wie sie darüber, wie verdruckst wir Deutschen mit unserer nationalen Identität umgingen.
Es ging dabei nicht um die Schandtaten der Nazis, über die wir uns ja alle einig waren, sondern um die Beurteilung des jeweiligen Landes, wie es damals - in den sechziger Jahren - war.
Es ist deprimierend, daß sich in den Jahrzehnten seither nichts Grundlegendes geändert hat, wie die Untersuchung von Professor Schmidt-Denter, von dem das Zitat des Tages stammt, wieder einmal bestätigt; jetzt empirisch besonders gut gesichert.
Wir Deutschen haben als Ersatz für eine natürliche nationale Identität, wie sie jedes Land mit einer intakten Gesellschaft hat, verschiedene Surrogate entwickelt: Erst den Stolz auf das "Wirtschaftswunder" und die D-Mark; dann eine Attitüde moralische Überheblichkeit, wie sie vor allem in dem Umwelt-Fanatismus zum Ausdruck kommt, mit dem wir gegenwärtig die Welt zu beglücken versuchen.
In der DDR gab es das Surrogat, daß man sich als Erbe des "besseren Deutschland" verstand und außerdem Stolz daraus bezog, immer noch besser zu sein als die "Bruderländer".
Surrogate halten selten auf Dauer. Europa ist jetzt in einer Epoche, in der das Thema der nationalen Identität auf der Tagesordnung steht. Der Politologe Francis Fukuyama hat dazu kürzlich einen wichtigen Vortrag gehalten - Florian hat hier im Forum darauf aufmerksam gemacht -, auf den ich demnächst in ZR eingehen werde.
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Zitat des Tages: Deutschlands schwache nationale Identität
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