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Calimero
Beiträge: 3.280
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16.01.2012 17:40 |
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Zitat von isildur Ich meinte auch weniger den konkreten Umbau alter AKWs als, ...
Oh, das meinte ich auch nicht. Der technologische Aufbau ist da doch zu verschieden.
Zitat von isildur Dass das bei der derzeitigen Planungssicherheit(die es ja wohl praktisch nicht gibt, wenn alles von der Politik abhängt) unrealistisch ist, stimmt natürlich. Wenn die Politik glaubwürdig zusichern würde, dass sie sich raus hält und man die Planungsverfahren mal etwas vereinfacht(bzw. ich frage mich was eine Bürgerinitiative gegen KKWs haben kann, wenn man vielleicht mal von den Kühlwasserwolken absieht(Klimaschutz ist ja nichts lokales)) würden sich hier auch sicherlich mehr Investoren finden.
Was Politik hier so veranstaltet um potenzielle Investoren abzuschrecken kann ich ja mal aus nächster Nähe skizzieren. Ich bin nämlich zufällig gerade in einen Kraftwerksneubau involviert.
Versorger XY sah Bedarf für einen KW-Neubau in einer recht energiehungrigen Gegend. Bisher dort laufende ältere, kohlegefeuerte Anlagen sollen dadurch ersetzt werden. Die Planung sieht vor, statt der alten ein neues (wirkungsgradverbessertes) mittelgroßes Kohlekraftwerk zu errichten, welches auch die schon bestehende Fernwärmeversorgung der umgebenden Wohngebiete übernehmen soll.
Die Politik sagt nun: Och, macht mal nicht so klein, baut lieber gleich was großes, das für ein paar Jahre ausreicht. Außerdem könnte so die Fernwärmeversorgung noch weiter ausgebaut werden (Öko! KWK!)
Versorger XY guckt ins Portemonnaie, lässt die Sache durchrechnen und gibt das Okay für eine mehr als doppelt so große Anlage. Baubeginn.
Ein Jahr später wechselt die Regierung. Die neue Regentschaft will nun den ganzen schon begonnenen Neubau wieder stoppen (Öko! Klima! CO2-Ziele!). Ein hässliches Hin- und Her beginnt. Die Politik tut alles in ihrer Macht stehende, um das Vorhaben komplett zu kippen. Teure neue Auflagen, Verzögerungen von Genehmigungen, Infragestellen alter Vereinbarungen, etc.
(Wir erinnern uns, dass sich am eigentlichen Grund für einen Neubau, dem bestehenden Bedarf, überhaupt nichts geändert hat.)
Die Politik wird nun (auf dem Klagewege) daran erinnert, dass bestehende Verträge einzuhalten sind. Das ändert aber nichts an der Möglichkeit der Politik noch unsinnigere, verteuernde Zusatzauflagen zu machen (Erneuerung der Fassadengestaltung z.B.). Dazu kommt, dass die (nach einzuhaltenden gesetzlichen Parametern) schon komplett durchgeplante Kühlwasserversorgung umgestrickt werden muss, weil Politik einfach mal die Parameter geändert hat. Das verschlechtert den Gesamtwirkungsgrad sowieso schon (mehr Brennstoffverbrauch!), da aber plötzlich auch noch auf die Optik geachtet werden muss (in einem reinen Industriegebiet! ), kommt man um die energetisch schlechteste Lösung nicht herum. Eine nochmalige Wirkungsgradverschlechterung ist die Folge. Politisch gewollt!
Als derzeit letzter Schildbürgerstreich steht nun die einstmals geplante (auch politisch gewollte!) Fernwärmeauskopplung vor dem Aus, obwohl das Kraftwerk genau dafür designed wurde, und die Anlagen dafür schon stehen. Weil Öko-NGO die notwendige Fernwärmetrasse verhindern wollen, und die (mittlerweile wieder gewechselte) Regierung sich mit ihnen nicht bekriegen will, plant man derzeit eventuell den zusätzlichen Bau eines Gaskraftwerks nur für die Fernwärmeversorgung. Da fragt man sich, ob es preislich noch einen großen Unterschied machen würde, wenn man einfach stinknormale Gasthermen in die Häuser einbauen würde. 
Eigentlich stünde jetzt die Frage, ob sich das alles überhaupt noch lohnen kann. Tut's aber doch, denn - nächste Volte - durch den bundespolitisch gewollten "Atomausstieg", und die dadurch bedingte Abschaltung einiger KKW in der "näheren Umgebung" ist dieses Neubaukraftwerk dringender nötig denn je. Es weiß ja auch kein Mensch mehr, ob und wo in den kommenden Jahren überhaupt noch irgendwelche KW-Neubauten genehmigt werden. Die höheren Investitionskosten (ca 3 Mrd €) werden aufgrund der (wieder politisch gewollt!) steigenden Stromkosten schon wieder reinkommen.
Deppenrepublik! 
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- "Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande" - De civitate dei, IV, 4, 1. Übers.: Papst Benedikt XVI, Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011
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