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Calimero
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26.01.2012 14:04 |
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Zitat von wahlberliner 1. Müsste man bei der Betrachtung der Versorgungssicherheit nicht stets alle regenerativen Energien einbeziehen? Wasserkraft und Bioenergie sind schließlich nicht fluktuierend sondern gerade geeignet, eine gewisse Grundlastversorgung sicherzustellen.
Wasserkraft ist ein uralter Teil der Stromversorgung, sie wurde nur ideologisch zur EE geadelt. Dort wo es passte, wurde Wasserkraft installiert - da wird nicht allzuviel mehr dazukommen. Biogas ist ein Nischenprodukt, dass sich zudem noch landwirtschaftliche Nutzfläche mit der Nahrungsmittelproduktion teilen muss. Geothermie ist ebenso ein Nischenthema, und für die Stromproduktion (außerhalb Islands) denkbar ungeeignet.
Zitat von wahlberliner 2. Ist ein verstärkter Außenhandel denn für sich genommenen negativ? Könnte man nicht annehmen, dass darin vielmehr die Chance besteht, die unterschiedliche Verfügbarkeit von fluktuierenden EE in Europa auszugleichen? (...)
Deutschland verbraucht zwischen 40 und 80 GW Elektroenergie. Abzüglich der unter 1. genannten grundlastfähigen EE bleibt da eine Menge Strom über Außenhandel auszugleichen, wenn Wind und PV pausieren. Mal abgesehen davon, dass wir derzeit nur etwa 15 GW Grenzkuppelkapazität haben - meinen sie wirklich, dass die umliegenden Länder so viel Kapazitäten vorhalten werden? Noch über ihren eigenen Bedarf hinausgehend?
Zitat von wahlberliner 3. Wie oft kommt es denn vor, dass in ganz Deutschland bzw. Europa weder Wind weht noch Sonne scheint?
Nachts ist es überall dunkel, und von Flaute sind immer größere Regionen betroffen. Wobei schon die Vorstellung albern ist, dass man mit diesen fluktuierenden Erzeugungsformen eine gleichmäßige Grundlastversorgung hinbekäme. Man imaginiere mal ein weitgehend windstilles Europa, lediglich die iberische Halbinsel verzeichnet gerade ausreichende Luftbewegung. Da freut sich Osteuropa aber... 
Zitat von wahlberliner 4. Können nicht konventionelle Kraftwerke als Reserve für längere Flauten/Bewölkung in ganz Deutschland vorgehalten werden?
Nuja, ein paar konventionelle Kraftwerke müssten eh durchlaufen wegen der Sicherstellung von Fernwärmeversorgungen/Prozessdampfbereitstellung. Ansonsten fällt Kohle als reiner Vorhalt aus (zu teuer in der Anschaffung, Bedienungs-/Wartungsmannschaft muss bereitgehalten werden, Brennstofflagerung nicht unbegrenzt). Es bleibt also nur Gas (reine GT, oder GuD). Aber sowas muss sich auch bezahlt machen, wer wird denn solche Anlagen hinstellen wenn sie nur als unberechenbarer Lückenbüßer betrieben werden sollen?
Zitat von wahlberliner 5. Gibt es denn nicht einmal einen Konsens dahingehend, dass EE deshalb vorzugswürdig sind, weil sie nach deren Errichtung nicht dauerhaft fossile Rohstoffe benötigen? Also sind EE nach der Meinung der meisten hier generell abzulehnen?
Sie können mir glauben (ich bin aus der Branche), dass die etablierten Energieversorger liebend gern jedes Erzeugungskonzept umsetzen würden, das ihnen die Brennstoffkosten erspart und ihnen trotzdem ermöglicht ihrem Versorgungsauftrag nachzukommen. Die Branche ist lange genug im Geschäft und forscht seit ihrem Bestehen daran. Nur, bisher bleibt es beim Verbessern bestehender Konzepte, weil es einfach keine revolutionäre Neuerung gibt. Wind, Wasser und Solarkraft sind älter als die Dampfmaschine! Nur eben (bis auf Wasser) nicht so nutzbar, wie man es für eine sichere Energieversorgung brauchen würde. Daher geht das auch nur über Subventionen und eine entsprechende Verteuerung des Strom-Gesamtpakets (das konventionelle Backup bleibt ja weiterhin notwendig).
Es ist lächerlich zu glauben, dass die Kraftwerksbetreiber nur aus Spaß oder bösem Willen täglich für Millionenbeträge Brennstoffe kaufen oder aus der Erde buddeln. Die würden, wenn es praktikable Ersatzmöglichkeiten gäbe, liebend gern auf kostenlose Primärenergieträger umsatteln. Dafür braucht es wirklich keine politischen Vorgaben.
Und wenn man jetzt mal die Herstellung/Errichtung von WKA und Solarpanels betrachtet - wieviel (konventionelle) Energie ist dafür wohl notwendig? Wieviel Treibstoff ist allein dafür nötig die Komponenten einer WKA zum Aufstellungsort zu transportieren und zusammenzubauen (ein paar tausend m³ Betonfundament, das Gestell, Rotoren, Generator/Getriebe etc), wieviel für die Wartung? Und das bei welchem Energieertrag? Anders ausgedrückt: Könnten WKA-Betreiber ihre Anlagen allein mit Windstromversorgung, ohne fossile Brennstoffe, überhaupt errichten?
Beste Grüße, Calimero ---------------------------------------------------- "Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande" - De civitate dei, IV, 4, 1. Übers.: Papst Benedikt XVI, Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011
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