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Hallo zusammen,
vielen Dank für die zahlreichen Reaktionen auf meine Fragen und in den Raum gestellten Überlegungen! Ich werde versuchen, Einiges davon aufzugreifen und ggf. etwas zu ordnen.
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass ich keineswegs 1:1 hinter dem Energiekonzept der BReg und dessen konkreter Ausführung stehe. Im Grunde halte ich den eingeschlagenen Weg, auf EE zu setzen und sich von der Atomkraft in ihrem derzeitigen Entwicklungsstadium zu verabschieden jedoch für richtig.
Bisher kommt mir die teilweise scharfe Kritik am Energiekonzept der BReg etwas undifferenziert vor. Einzelne Kritikpunkte und Probleme der EE werden herausgestellt und dabei der Eindruck hinterlassen, die komplette Idee und Realisierung einer Energieversorgung mit einem hohen Anteil aus EE sei unmöglich und nur Ausgeburt einer verblendeten Masse (daher auch der zweite Teil meiner 5. Frage). Wenn ich viele Beiträge hier richtig verstehe, geht es bei den hiesigen Bedenken in erster Linie um die Versorgungssicherheit. Dann sollte man doch auch klarstellen, dass wir hauptsächlich über solche Phasen reden, in denen zum Einen kein oder kaum Wind in Deutschland weht und zum Anderen auch wenig Sonneneinstrahlung verfügbar ist.
Dann muss man doch auch dieses konkrete Szenario daraufhin untersuchen, wie oft und wie lang solche Phasen eintreten und unter welchen Rahmenbedingungen sich daraus Gefahren ergeben. - welcher Anteil welcher EE ist verfügbar? - welche konventionelle Kraftwerksreservekapazitäten werden vorgehalten? - welche Energiespeicherkapazitäten gibt es? - welche Europawetter-unabhängigen Importmöglichkeiten gibt es? - können angesichts der Häufigkeit dieser Phasen konventionelle Kraftwerke / Pumpspeicher überhaupt wirtschaftlich vorgehalten werden? - ab welchem Anteil von fluktuierenden EE stellen sich die Probleme überhaupt?
Mit der bloßen Darstellung der Vielzahl von zu lösenden Einzelproblemen kann man m.E. den EE die generelle Eignung zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit nicht absprechen.
Kurzzeitige Flauten in Teilen Deutschlands bzw. Europas halte ich dagegen ohne weiteres für überbrückbar. Denn vom Status quo ausgehend wird doch EE-Kapazität zugebaut, deren Elektrische Energie nunmal abgenommen und vergütet werden muss. Das heißt doch, dass während eines erheblichen Zeitraums im Jahr (Wind!) zusätzliche Energie bereitsteht und konventionelle Kraftwerke ihre Produktion herunterfahren können, weil der Strom daraus in geringerem Maße benötigt wird und entsprechend auch ein geringerer Strompreis zu erzielen wäre. Wenn dann in einer Flaute diese Windkraftkapazitäten wegfallen, können konventionelle Kraftwerke diesen Mangel doch wieder ausgleichen, soweit er nicht bereits durch Windkraft aus anderen Regionen oder PV ausgeglichen wird.
Ich werde nun ein wenig nach Themen sortieren...
Speichertechnologien/WK-Speicher im Ausland Bzgl. der Verwendung von Wasserkraftwerken in Norwegen frage ich mich, worauf den die Zweifel beruhen, ob die Norweger bei Bedarf in Deutschland überhaupt Kapazität entbehren können. Denn gäbe es denn diese konkreten Überlegungen, wenn Norwegen gar keine Überkapazitäten hätte? Das müssten die Norweger doch wissen, da sie 98% ihres Stroms aus Wasserkraft gewinnen.
Leitungsverluste sind in der Tat misslich. Wurde andererseits nicht in der Presse kritisiert, dass Strompreise zeitweise sehr gering bis negativ waren, weil zu viel Windenergie zur Verfügung stand? Die zeitweise Überkapazität von Wind wird mit dem Ausbau stetig zunehmen. Dann kann man doch genau diese Zeiträume nutzen, um Speicher zu füllen. Das relativiert zumindest das Problem der Leitungsverluste. Im Übrigen wird doch da noch rege geforscht, um diese zu minimieren. Die Förderung der EE setzte mit dem EEG doch erst im Jahre 2000 wirklich ein. Die Notwendigkeit von Stromspeichern für die Energieversorgung war zu diesem Zeitpunkt noch in weiter Ferne. Dass die Überlegungen diesbezüglich und vll auch Forschung nun erst so langsam intensiviert wird, wo die EE 20% der Stromversorgung ausmachen, erscheint mir logisch.
Anpassung des Verbrauchs Könnte sich nicht auch der Verbrauch stärker an der Verfügbarkeit von EE orientieren? Wäre es der Energieintensiven Industrie nicht an einigen Stellen möglich, etwa Metalle während günstiger Strompreise ein wenig auf Vorrat zu produzieren und in Mangelzeiten die Produktion und damit den Energieverbrauch etwas herunterzufahren? Meines Wissens wird das im Kleinen bereits praktiziert und ist vll auch in größerem Maßstab angedacht. Ggf. könnte man der Wirtschaftlichkeit auch da mit kleinen Zuschüssen helfen. Sicher ist eine solche Entwicklung allein nicht tauglich, komplette Flauten zu überbrücken, könnte jedoch einen gewissen Puffer schaffen und mit anderen Maßnahmen gemeinsam den gewünschten Erfolg bringen.
fossile Abhängigkeit Ich habe nicht behauptet, dass man die fossile Abhängigkeit vollständig aufheben kann. Man kann sie jedoch deutlich verringern. Da insbesondere Offshore-Windparks sich energetisch bereits nach 6 Monaten rentiert haben, sind sie gegenüber konv. Kraftwerken danach doch deutlich im Vorteil. Wenn im Übrigen angeführt wird, dass ein Ende der fossilen Ressourcen nicht in Sicht ist, frage ich mich doch, ob ernsthaft die Endlichkeit an sich bestritten werden soll. Warum sollen wir den abwarten bis die Ressourcen knapp werden und dann unter dem Druck deren drohenden Erschöpfens kurzfristig Lösungen ausarbeiten? Solche Rohstoff-Mangelsituationen werden stets zuerst bei den schwächeren bzw. ärmeren Ländern auftreten und genau diese Menschen darunter leiden. Konflikte um Rohstoffe könnten die Folge sein, bei denen ebenfalls die Genannten unterliegen. Wer sagt uns denn, dass in einer soclhe Drucksituation rechtzeitig eine Lösung entwickelt werden und das Energiekozept komplett umgestellt werden würde?
Die Kostenfrage Einige thematisierten auch die Kosten der EE-Technik und damit des daraus gewonnenen Stroms. Diese sind nicht von der Hand zu weisen und sollen auch nicht unter den Tisch gekehrt werden. Dass die Umstellung auf eine nachhaltige, dezentrale Energieversorgung (CO2!) mit den entsprechenden Umstrukturierungen nicht kostenfrei zu haben ist, sollte allerdings jedem klar sein. Leider werden die Kosten meines Erachtens nach wenig gerecht verteilt. Da werden Energieintensive Unternehmen, die nicht im internationalen Wettbewerb stehen mit genau dieser Begründung von der EEG-Umlage und den Netzentgelten (nahzu) befreit. Gerade die Industrie, deren Vernichtung Llarian befürchtet wird bisher weitestgehend und - wie ich finde zu Unrecht - geschont. Sicher muss die besondere Lage solcher Unternehmen berücksichtigt werden, aber doch in Maßen. Wenn die Produktion eines Gutes viel Energie erfordert, darf dieses im Verkauf auch teurer sein. Für mich ist das eine ganz normale Begebenheit. Nur so wird den Menschen auch bewusst, dass Energie nicht überall umsonst verfügbar ist. Zudem ist es Augenwischerei, die momentanen Stromkosten aus EE im Vergleich zu konventionellen Energien anzusetzen. Die Technologien sind doch noch in der Entwicklung begriffen. PV und Windkraft haben in dieser Hinsicht erhebliche Fortschritte gemacht. Windkraft wird wohl bald die Marktreife erreichen. Diese Entwicklung wäre nicht möglich gewesen, wenn die EE in Europa und besonders in Deutschland nicht in dem Ausmaß gefördert worden wären. Wenn man aus umweltpolitischen Erwägungen eine bestimmte Technik der Energiegewinnung fördern will, ist deren Anfangspreis selbstverständlich höher.
Bzgl. PV: mir gefällt es auch nicht, dass im Ergebnis chinesische Produkte gefördert werden. Leider hat nicht einmal (oder vll gerade Deutschland) nicht den Mut, seine eigenen Märkte zu schützen und etwa Anlagen, deren Module außerhalb von Europa hergestellt wurden, gar nicht oder nur in geringerer Höhe zu fördern. Danke dem freien Handel. -.- Mich würde auch interessieren, welche unbehebbaren Probleme es auf der Niederspannungsebene geben soll. Die 50,2-Hz-Problematik ist der BReg, dem BMU mindestens ebenso vertraut wie Ihnen und mir und wird auch für Altanlagen gelöst werden.
Ich habe sicher die Hälfte vergessen, aber es soll erst einmal reichen. Mein nächster Beitrag wird auch ein paar mehr Zahlen enthalten. 
Viele Grüße wahlberliner
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