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Llarian
Beiträge: 6.593
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02.02.2012 21:16 |
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Zitat von wahlberliner Vielen Dank für die ausführliche Darstellung der technischen und wirtschaftlichen Situation in den Stahlwerken. Es ist richtig, dass ich mich in diesem Bereich nicht auskenne.
Es ist keine Schande sich nicht auszukennen, lieber Wahlberliner, problematisch ist eher ihre Aussagenfreudigkeit zu Dingen, mit denen Sie sich nicht auskennen, weil Sie eine Ökoseite im Web zitieren, die eine Meinung von Leuten vertritt, die sich auch nicht auskennen. Gerade hier in diesem Thread sind gleich mehrere Leute anwesend, die sich teilweise mit Jahrzehnten mit dem jeweiligen Themengebiet auskennen. Was Sie nicht daran hindert deren Expertise als Populismus zu klassifizieren. Aber gehen wir lieber ins thematische:
Zitat Dennoch wird es doch wohl erlaubt sein, Ansätze, die bereits praktiziert werden (vgl. diese Meldung und diese Meldung über die Abschaltverordnung, diese Möglichkeit wurde im kleinen Ausmaß auch schon genutzt), in den Raum zu werfen.
Das dürfen Sie gerne tun, wenn es auch nicht das ist, was Sie getan haben. Denn zunächst mal sprachen Sie davon, dass man ja noch ordentlich draufsatteln kann (frei wiedergegeben), da die Industrie ja nicht im internationalen Wettbewerb stehe. Aber nun denn, nehmen wir mal diesen Ansatz: Ich halte ihn für absurd. Und zwar aus zwei Gründen: Zum einen habe ich erhebliche Zweifel, dass wir Ausfallkosten von mehreren zehntausend Euro pro Stunde mit einem kleinen Pflaster abmildern können. Weit entscheidender ist aber die Frage: Wer soll das denn bezahlen ? Wieder die Allgemeinheit ? Soll der Strom noch teurer werden ? Und beisst sich die Katze da nicht in den Schwanz ?
Zitat Aufgrund des großen Energieverbrauchs könnte auch in der Chemieindustrie großes Potenzial für solche Verbrauchsanpassungen bzw. -verschiebungen bestehen.
Und dann von A nach B. Aber es ist tatsächlich so, ich arbeite nicht in der chemischen Industrie und kann das nicht beurteilen.
Zitat Okay ich habe mich in Bezug auf den internationalen Wettbewerb energieintensiver Unternehmen missverständlich ausgedrückt. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass es einige Unternehmen gibt, die gerade nicht im internationalen Wettbewerb stehen und mir darüber hinaus eine fast vollständige Befreiung von der EEG-Umlage zu weitgehend vorkommt. Mag sein, dass es im Fall der Stahlindustrie gerechtfertigt ist. Angesichts der stetig steigenden Gewinne der Chemieindustrie kann man dort wohl anderes vermuten.
Ich habe schon wieder Lust auf meine Tischplatte, sorry. Also: Es gibt nahezu kein großindustrielles Unternehmen, das nicht im internationalen Wettbewerb steht. Das kann es auch aus logischen Gründen nicht geben, eben weil es Wettbewerb gibt. Wettbewerb gibt es nur da nicht, wo Monopole existieren. Die haben wir aber aus gutem Grunde nahezu alle zerschlagen (Ausnahme sind Patente, das ist aber ein Randthema). Das ist in der chemischen Industrie nicht ein bischen anders. Die Tatsache, dass die eine oder andere davon viel Gewinn macht, hat mit dem Standortwettbewerb nun gar nichts zu tun. Und nebenbei, es sind ja auch nicht die Firmen, die in dem Sinne im Wettbewerb stehen, es sind die Standorte. Wenn die BASF morgen die doppelten Energiekosten hat, dann ist es nicht so, dass dann stattdessen Eastman oder DuPont das ganze Geld macht, es ist eher so, dass die BASF dann schlicht ihre deutschen Werke zumacht und ins Ausland geht. Das ist der tatsächliche Wettbewerb.
Zitat Eigentlich müsste man etwa Stahl aus Deutschland aufgrund des besseren Energiemixes mit Blick auf die geringeren Umweltauswirkungen einen höheren Wert beimessen. Leider wird das bisher nur wenig im internationalen Wettbewerb berücksichtigt. Die Bedeutung von Umweltauswirkungen und sozialen Auswirkungen der verschiedenen Produkte wird von Konsumenten weltweit jedoch immer stärker wahrgenommen und berücksichtigt.
Von mir nicht. Und von 90% der Verbraucher dieses Landes auch nicht. Und von 98% der weltweiten Verbraucher noch weniger. Das ist eine ganz massive Diskrepanz zwischen Medienwahrnehmung und dem Menschen auf der Strasse. Unsere Medien und die Presse mögen den grünen Unsinn anbeten, aber der Michel zahlt nicht 1000 Euro mehr für seinen Golf, nur weil der aus Ökostrom erschmolzen wurde. Das passiert nicht. Die Menschen würden ja auch mehrheitlich Atomstrom kaufen. Wenn sie könnten. Deswegen wirds ihnen verboten, eben weil sie es tun würden. Die Idee Produkte nicht nach ihrer Beschaffenheit sondern nach ihrem "politischen" Wert zu bepreisen funktioniert in einer freien Gesellschaft nicht. Dafür müssen Sie Zwangsstrukturen schaffen. Aber das geht jetzt ein bischen über das Thema Energie hinaus.
Zum Thema Atomstrom könnte man jetzt noch viel sagen, aber das überlasse ich halt wieder den Experten. Ich erlaube mir nur die Anmerkung, dass ich eine Studie des Lügnervereins Greenpeace nicht einmal nehmen würde um ein ökologisches Lagerfeuer anzuzünden, ich ziehe Interessenvereinigungen vor, die wenigstens versuchen ohne Betrug ihren Vorteil zu erreichen.
Zitat Aus Zeitgründen, wegen teilweiser Unsachlichkeit und weil ich mir von der Diskussion hier nicht mehr viel erhoffe, werde ich davon absehen, mich hier weiterhin zu beteiligen.
Es ist immer schade, wenn am Ende der Argumente immernoch soviel Meinung übrig ist. Ich für meinen Teil bin mir durchaus bewusst, dass keine Möglichkeit besteht oder bestand Sie von ihren Thesen abzubringen, denn ich habe selber mal durchaus ähnlich gedacht und geschrieben. Und hätte mich auch ganz ähnlich aus der Affäre gezogen. Aber ich habe eine Hoffnung: Wenn Sie in einigen Jahren noch einmal darüber reflektieren, dann werden Sie feststellen, dass das meiste von dem, was hier propehezeit worden ist, eingetroffen sein wird. Und Sie die Zeche für ihre Meinung zahlen. Und dann besteht die Möglichkeit, dass Sie umdenken. Und dann wäre etwas erreicht.
Zitat Es war ja doch so einiges Interessantes dabei.
Na da haben wir ja nochmal Glück gehabt.
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